Hamburg. Der FC St. Pauli verliert auch in diesem Jahr seinen besten Torschützen. Warum Lukas Daschner zum VfL Bochum geht.
Spätestens seit dem vergangenen Sonnabend, als der VfL Bochum endgültig den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga geschafft hatte, war klar, dass der FC St. Pauli schlechte Karten haben würde, Lukas Daschner zu halten. Am Donnerstag kam nun der Vollzug. Daschner wechselt an die Castroper Straße in Bochum. Der Vertrag des Offensivspielers, der im Sommer 2020 vom MSV Duisburg ans Millerntor gekommen war, läuft Ende Juni aus. Damit ist der 24 Jahre alte Daschner ablösefrei, was ihn für einen interessierten Club noch zusätzlich interessant gemacht hatte.
Nach zwei eher schwierigen Jahren inklusive eines Kniescheibenbruchs hatte sich der gebürtige Duisburger in der nun abgelaufenen Saison bei St. Pauli erstmals so richtig profilieren können. Neun Treffer und sieben weitere direkte Torvorlagen in den Punktspielen belegen dies. Der Blondschopf wirkte in allen 34 Liga- und den beiden DFB-Pokalspielen mit, wobei ihm auch bem 4:3 gegen den SV Straelen ein Treffer gelang.
Auch Hertha BSC soll Interesse an Daschner gehabt haben
Diese Werte weckten das Interesse anderer Clubs. Neben dem VfL Bochum, mit dem Daschner schon vor einigen Wochen Gespräche geführt hatte, hatte dem Vernehmen nach auch Hertha BSC um ihn gebuhlt. Der Abstieg der Berliner und die unsichere Zukunft des Clubs machten die Entscheidung zugunsten des VfL Bochum leicht.
Noch am Dienstag hatte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann den Kampf um Daschner nicht ganz aufgegeben. „Wir verhandeln noch. Aber es ist noch keine Einigung erzielt“, sagte er in einer Medienrunde zwei Tage nach dem letzten Spieltag. Dass noch Hoffnung bestand, Daschner zu halten, hatte der FC St. Pauli auch damit dokumentiert, dass der Profi am Sonntag nicht zum Kreis der Profis zählte, die nach dem 1:1 gegen Karlsruher SC offiziell vor den voll besetzten Rängen des Millerntor-Stadions verabschiedet wurden. Diese Zeremonie müsste nun nachgeholt werden, möglicherweise im Rahmen des Saisoneröffnungsspiels am 22. Juli gegen Hapoel Tel Aviv – sofern Daschner dann in Bochum überhaupt abkömmlich ist.
Nach Burgstaller verliert St. Pauli wieder seinen besten Torschützen der Saison
Auf jeden Fall verliert der FC St. Pauli damit auch in diesem Sommer seinen erfolgreichsten Torschützen der abgelaufenen Saison. Vor einem Jahr hatte bekanntlich Guido Burgstaller, der 18 Saisontreffer erzielt hatte, den Millerntorclub aus persönlichen Gründen vorzeitig gen österreichischer Heimat verlassen. Bei Rapid Wien war er jetzt mit 21 Toren in 30 Spielen der erhoffte Leistungsträger.
Für St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann stellt sich nach Daschners Abgang nun die Aufgabe, einen adäquaten Ersatz zu besorgen. Dabei besteht die Grundsatzfrage darin, ob der Nachfolger ebenfalls eher eine „falsche Neun“, wie es Daschner auf der zentralen Position im Angriff repräsentierte, sein soll, oder doch eher ein körperlich präsenterer, also mehr typischer Mittelstürmer.
Wird der Nachfolger wieder eine "falsche Neun"?
In diesem Zuge hatte Cheftrainer Fabian Hürzeler schon klargestellt, dass er in der kommenden Saison nicht auf das in der abgelaufenen Rückrunde praktizierte 3-4-3-System mit zwei flinken Außenstürmern festgelegt ist, sondern auch andere Varianten denkbar sind.
- Elias Saad bald Nationalspieler? Tunesien ist interessiert
- FC St. Pauli: Paqarada glaubt an eine erfolgreiche Zukunft
- Wie Hürzeler mit dem FC St. Pauli nach ganz oben möchte
„Mit Daschi verpflichten wir in der Offensive einen spannenden Spielertypen, der uns in unserem Spiel noch flexibler macht. Er ist ein Teamplayer, der alles mitbringt, um sich beim VfL und auch in der Bundesliga durchzusetzen“, sagte Bochums Technischer Direktor Marc Lettau. Einen Stammplatz im VfL-Ensemble zu ergattern, dürfte dennoch für Daschner schwierig werden.
Daschner lebt künftig wieder deutlich näher an seiner Familie als in Hamburg
Einen ganz persönlichen Vorteil hat der Wechsel zurück ins Ruhrgebiet für den 24-Jährigen auf jeden Fall. Ab sofort lebt er wieder deutlich näher an seiner in Duisburg beheimateten Familie. Diese Nähe hatte ihm in Hamburg nicht nur gefehlt, sondern bisweilen auch mehr zu schaffen gemacht, als dies bei anderen Spielern der Fall ist.