Hamburg. Neben den offiziell vom Kiezclub benannten Akteuren könnten weitere gegen den Karlsruher SC letztmalig das Hamburger Trikot tragen.

Abschied ist ein scharfes Schwert. Einmal Roger Whittaker, den Gentleman britischer Volksmusik und berühmtesten Trägers des Henri-Quatre-Bartes, im Einstieg eines Sporttextes unterbringen – fragwürdiger Redakteurstraum und traurige Gewissheit für Fans des FC St. Pauli zugleich. Denn es heißt rege Abschied nehmen am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) zum letzten Saisonspiel, zu dem der Karlsruher SC im Millerntor-Stadion gastiert.

Sportgerichtshof Cas setzt Transfersperre für Köln vorerst aus

Nach der Partie werden Kapitän Leart Paqarada (1. FC Köln), Franz Roggow (Borussia Dortmund II), Igor Matanovic (Eintracht Frankfurt), Dennis Smarsch, Christopher Avevor, Luca Zander, Jannes Wieckhoff (Ziel jeweils unbekannt), Athletiktrainer Christoph Heinc Scheller und Schiedsrichterbetreuer Dieter Knecht Tschüs sagen. Die nahbare Möglichkeit dazu besteht bei der Abschlussparty mit Livemusik an der Fankneipe Knust am Neuen Kamp 30.

Dem Wechsel Paqaradas nach Köln steht seit Freitagabend nichts mehr im Wege, weil der Internationale Sportgerichtshof Cas die vom Fußball-Weltverband Fifa verhängte Transfersperre für den FC vorerst ausgesetzt hat. Für wie lange, ist offen.

Letztes Spiel für Kroaten Jakov Medic?

Ob weitere Akteure, wie Jakov Medic, ihre finale Begegnung für St. Pauli absolvieren, wird sich in den kommenden Wochen herausstellen. Durch die Verpflichtung von Hauke Wahl könnte beispielsweise der kroatische Innenverteidiger, dessen Vertrag Ende kommender Saison ausläuft, bei entsprechendem Angebot verkauft werden.

„Ich bin froh über jeden Spieler, den ich im Kader habe. Wenn sich jemand positiv präsentiert und dann ein Angebot erhält, hat er sich das auch verdient. Aber wir entscheiden individuell und situativ“, sagt Cheftrainer Fabian Hürzeler über Medic.

Medic will in die Bundesliga

Dessen Berater Jürgen Bühler bestätigte zwar die Absicht seines Spielers, möglichst hochklassig zu spielen, schlug die Tür zu einem Verbleib auf St. Pauli jedoch nicht zu. „Jakov hat sich bis dato voll auf die aktuelle Saison konzentriert. Ob in den nächsten Wochen etwas passieren wird, ist noch nicht abzuschätzen“, sagt der Chef der Soccerfriends Sportmanagement GmbH.

Am Ziel Medics, zukünftig in der Bundesliga zu spielen, habe sich nichts geändert. „Damit das passiert, müssten die Voraussetzungen für einen Wechsel, auch vom Gefühl her, mindestens genauso gut sein wie dies vor dem Wechsel zum FC St. Pauli war. Daher harren wir der Dinge, die da kommen oder vielleicht auch nicht“, sagt Bühler.

Fazliji wohl zurück nach St. Gallen

Klarheit über die Zukunft von Offensivkraft Lukas Daschner dürfte frühestens dann bestehen, wenn Klarheit über die Zukunft des VfL Bochum, der den gebürtigen Ruhrpottler haben möchte, besteht. Immer wahrscheinlicher scheint nach Abendblatt-Informationen hingegen eine Rückkehr des über seine geringe Spielpraxis enttäuschten Betim Fazliji zum FC St. Gallen in die Schweiz zu sein.

Abschied zu nehmen von dieser Saison, die ihm so viele Superlative und bislang 13 Siege in 16 Spielen beschert hat, scheint auch Hürzeler merklich schwerzufallen. Der 30-Jährige war darum bemüht, immer wieder den Fokus bei der Partie gegen den KSC zu belassen, anstatt darüber hinaus. „Ich erwarte eine maximal seriöse Vorbereitung meiner Mannschaft, weil es der Trainerstab so vorlebt und vor allem, weil es wichtig den Fans und unserer positiven Arbeitsatmosphäre gegenüber ist“, sagt Hürzeler.

Hürzeler schaltet nach der Saison ab

Aus der Mannschaft war zu vernehmen, dass der gebürtige Texaner die Spieler „keine Minute an Urlaub denken“ lässt, sie weiterhin bis zum Äußersten anspornt und auf den Gegner einstellt, den er als „eine der besten Mannschaften darin, Ballgewinne zu provozieren und dann umzuschalten“ beschreibt. Überraschend ist all das überhaupt nicht.

Erstaunlicher wirkt zumindest auf den ersten Blick, dass auch die Worte Pause und Hürzeler sinnvoll in Einklang gebracht werden können. Allerdings ist der in Bayern aufgewachsene Coach ein Familienmensch, der sich darauf freut, nach erfolgreicher „Re-Analyse der Saison“ die Berge zu genießen. Allerdings nicht bei Roger Whittaker im schottischen Hochland, sondern um in seiner bayerischen Alpenheimat abzuschalten.

St. Pauli präsentiert neues Trikot

Was im Übrigen auch auf sein Telefon zutrifft. „Im Kurs ,Selfcare’ beim Fußballlehrer habe ich gelernt, das Handy auch mal auszustellen“, sagt Hürzeler, allerdings nicht ohne den Zusatz: „Aber erst nach der Saison.“

Schon vor der neuen Spielzeit können dagegen die Anhänger des Kiezclubs einen ausgiebigen Blick auf die neuen Heimtrikots werfen. Die von der Eigenmarke DIIY nachhaltig produzierten Dresse sind typisch braun gehalten, allerdings wurde ein sanft roter Farbverlauf auf Brusthöhe eingearbeitet, der an die für Hamburg typischen rötlichen Backsteingemäuer erinnern soll.

Trainingsbeginn Mitte Juni

Inspiration für das Design sei zudem der Bogen im Hamburger Stadttor gewesen, der sich auch im Vereinslogo wiederfindet. Es wird also nicht nur ein Wochenende der Abschiede, sondern auch der Begrüßung.

Ein Wiedersehen mit der Mannschaft im dann personellen wie modischen neuen Gewand gibt es zudem bereits beim Trainingsbeginn Mitte Juni, ehe schon am 23. Juni die erste Dienstreise zum Test bei Dunfermline Athletic FC ansteht. Mit anderen Worten: Gastspiel in Schottland bei Roger Whittaker.

FC St. Pauli: Vasilj – Medic, Smith, Mets – Saliakas, Irvine, Hartel, Paqarada – Metcalfe, Daschner, Saad.

Karlsruher SC: Gersbeck – Jung, Gordon, Kobald, Brosinski – Wanitzek, Jensen – Choi, Nebel – Kaufmann, Schleusener.