Hamburg. Trainer Fabian Hürzeler gönnt Darmstadts Coach Torsten Lieberknecht den Aufstieg, „aber noch nicht an diesem Wochenende“
Das Spannende an Fabian Hürzelers Premierensaison als Cheftrainer eines Zweitligisten ist ja auch, dass er praktisch jede Woche neue Kollegen persönlich kennenlernt. Am Sonnabend also Torsten Lieberknecht, wenn der FC St. Pauli im Topspiel am Abend (20.30 Uhr/Sky, Sport1 und Abendblatt-Liveticker) bei Spitzenreiter Darmstadt 98 antritt.
Hürzeler lobt Lieberknechts Arbeit
„Ich freue mich darauf“, sagte Hürzeler, dem Lieberknechts Leistungen in den vergangenen Jahren natürlich nicht entgangen sind. „Er macht sehr, sehr gute Arbeit. Nicht umsonst spielt er so oft oben mit. Wenn er wieder den Aufstieg schafft, dann spricht das für seine Qualität.“ Schon 2013 hatte Lieberknecht Eintracht Braunschweig zum Bundesligaaufstieg geführt, 2017 scheiterte das Team erst in der Relegation an Wolfsburg.
In der vergangenen Saison bereits hatte Darmstadt mit ihm beste Chance auf den Aufstieg und wurde am Ende Vierter. Und nun winkt als Tabellenführer tatsächlich der Sprung in die Eliteklasse. „Ich gönne es ihm, aber noch nicht an diesem Wochenende“, sagt St. Paulis Coach.
St. Pauli will Darmstadt nicht beim Feiern zusehen
Auf keinen Fall wollen die Hamburger wie im vergangenen Jahr auf Schalke die Statisten bei den Aufstiegsfeierlichkeiten eines anderen Clubs sein: „Das muss ich nicht zweimal erleben“, meint Hürzeler, „wir können keine Rücksicht darauf nehmen, ob wir dort die Party crashen oder nicht.“ Ob die „Lilien“ mit einem Sieg gegen St. Pauli schon an diesem 31. Spieltag den Aufstieg schaffen können, wird man ohnehin erst am Freitagabend wissen. Das ist nur dann möglich, wenn der HSV sein Heimspiel gegen den SC Paderborn nicht gewinnt.
Dann hätte allerdings auch St. Pauli bei jetzt sechs Zählern Rückstand auf den Stadtrivalen noch eine Chance, Platz drei zu erreichen, muss sich dann aber auch der Paderborner erwehren. Hätte, könnte, Rechenschieber – Hürzeler bleibt bei seinem Mantra der vergangenen Monate: „Entscheidend ist nur, wie wir uns entwickeln.“
St. Pauli hat den Aufstieg noch nicht abgehakt
Aber natürlich haben er und seine Spieler die sportliche Lage dennoch vor Augen. „Die Jungs können die Tabelle lesen. Deshalb gehört es auch zur Wahrheit dazu, dass es definitiv in den Köpfen ist“, sagt der Trainer. Hinfahren, so gut wie möglich spielen, und dann mal schauen, was noch geht: „Wir fahren nach Darmstadt, um zu gewinnen. Und sollten es nach dem Wochenende nur noch drei Punkte Rückstand sein, dann wird das Ziel Aufstieg realistischer.“
Der im Winter verpflichtete Außenstürmer Oladapo Afolayan hat in einem Podcast des „Millernton“ kürzlich erklärt: „Warum sollten wir nicht aufsteigen können? Ich denke, dass das eine Frage der Mentalität ist.“ Damit drückt er die neue Anspruchshaltung des Vereins offen aus, die Präsident Oke Göttlich immer etwas verklausuliert mit „zu den besten 25 Clubs in Deutschland gehören“ umschreibt. Und auch Fabian Hürzeler redet nicht mehr groß um die Ziele herum. „St. Pauli ist ein ambitionierter Verein, daraus machen wir keinen Hehl.“
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Das alles ist eine Frage von Entwicklung und einem Prozess. „Der ist erst nach der Saison zu Ende“, sagt Hürzeler, „und ich bin davon überzeugt, dass die Ergebnisse kommen, wenn wir den Prozess gehen.“ Wenn nicht in dieser Saison, dann in der Zukunft. So wie es dem Kollegen Lieberknecht gelingt, der durchaus ein Vorbild für den Frischling vom FC St. Pauli sein kann: „Mit seiner leidenschaftlichen Art kann er die Mannschaft enorm mitnehmen und auch die Fans.“
Sören Ahlers (25), der dritte Torwart des FC St. Pauli, hat seinen auslaufenden Vertrag über die Saison hinaus verlängert.