Hamburg. Elias Saad überzeugte nach Einwechslung gegen den HSV. Warum beide Winterzugänge künftig auch zeitgleich auf dem Platz stehen könnten.
Als der FC St. Pauli in der vergangenen Winterpause gleich zwei Offensivspieler verpflichtete, denen die Attribute schnell, dribbelfreudig und abschlussstark zugeschrieben werden können, schien eigentlich klar, dass der vom Regionalligisten Eintracht Norderstedt gekommene Elias Saad (23) eher für das abstiegsgefährdete U-23-Team vorgesehen ist. Der Engländer Oladapo Afolayan (25) dagegen sollte die dringend nötige Soforthilfe für die damals ebenso abstiegsbedrohte Zweitligamannschaft sein.
Letzteres hat sich längst bestätigt. Afolayan etablierte sich nach kurzer Anlaufzeit als Leistungsträger, erzielte zwei Treffer, bereitete ein Tor vor und sorgte mit seiner Schnelligkeit schon in zwei Spielen – gegen Hannover und in Sandhausen – dafür, dass seine Gegenspieler nach Fouls frühzeitig des Feldes verwiesen wurden und sein Team fortan in Überzahl den Sieg einfahren konnte.
FC St. Pauli: Elias Saad traf im Stadtderby
Spätestens seit dem Stadtderby am vergangenen Freitagabend beim HSV (3:4) steht aber fest, dass sich auch Elias Saad zu einem wertvollen Akteur des Profiteams gemausert hat, nachdem er sich zunächst an die Intensität und Physis des Zweitligafußballs gewöhnen musste. Höhepunkt seines rund 35-minütigen Auftritts im Volksparkstadion war zweifellos, wie er unbekümmert einen Konter zum zwischenzeitlichen 2:3 abschloss.
Saad war in der 59. Minute für den gelb-rot-gefährdeten Afolayan ins Spiel gekommen. Auch im Test vor einem Monat gegen Hannover 96 (2:0) hatten sich die beiden abgewechselt. Damals hatte zunächst Saad eine gute Stunde gespielt und überzeugt, ehe er Platz für Afolayan machte.
Erinnerungen an Ryo Miyachi und Christian Conteh
Inzwischen ist aber auch eine ganz andere Option denkbar, vielleicht sogar sinnvoll und zielführend: Afolayan auf der rechten und Saad auf der linken offensiven Außenbahn. Eine echte Flügelzange mit zwei flinken Akteuren, die der gegnerischen Defensive Probleme bereiten. Das hat es bei St. Pauli zuletzt in der Anfangsphase der Saison 2019/20 mit Ryo Miyaichi und Christian Conteh gegeben.
Trainer Fabian Hürzeler hält sich noch bedeckt bei der nahe liegenden Frage, ob Elias Saad jetzt nicht auch einmal eine Startelfchance in einem Zweitligaspiel verdient hätte. „Man sieht es ja: Wenn er reinkommt, bringt er auch gute Leistungen“, sagte der 30 Jahre alte Coach jetzt.
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Zwischen diesen Zeilen klingt heraus, dass der Coach noch die Jokerrolle bevorzugt für den Flügelstürmer, der in seiner Jugend in keinem Nachwuchsleistungszentrum eines Proficlubs ausgebildet wurde, sondern über Wilhelmsburg, Niendorf, Buxtehude und Barmbek-Uhlenhorst sowie eine Futsal-Karriere zum Regionalligisten Eintracht Norderstedt kam.
Saad hat noch Schwächen im Defensivverhalten
„Er ist ein sehr junger Spieler und kommt aus der Vierten Liga. Jetzt zu viele Lobeshymnen – ich habe noch nie erlebt, dass das einem jungen Spieler guttut“, sagte Hürzeler und verordnete ihm auch weiter „harte Arbeit“. Dann werde er auch bestimmt belohnt – „irgendwann“, wie der Trainer betonte. In der Defensivarbeit, die anfangs der größte Schwachpunkt bei Saad war, sieht Hürzeler sein Juwel mittlerweile „auf dem Weg“. Man könnte auch sagen: noch längst nicht am Ziel.
Innenverteidiger David Nemeth (21), der weiter eine Schambeinentzündung auskuriert, konnte am Montagmittag Teile des Mannschaftstrainings mitmachen. Danach absolvierte der Österreicher noch eine Laufeinheit mit Außenverteidiger Luca Zander. Dagegen fehlten Kapitän Leart Paqarada und der am Sonnabend (13 Uhr) im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld gelbgesperrte Defensivspieler Eric Smith auf dem Platz.