Hamburg. Der Cheftrainer der Kiezkicker ist ein ewiger Mahner. Vor dem Duell beim Schlusslicht warnt der 30-Jährige aber nicht zu Unrecht.
Um gute Texteinstiege ist jeder Redakteur dankbar. "Und einen bunten Einstieg haben wir euch hiermit ja geliefert", sagte Hannes Bühler, stellvertretender Pressesprecher des FC St. Pauli, nachdem er das zunächst schrill quietschende Mikrofon bei der Spieltagspressekonferenz am Freitagvormittag wieder auf Normalfrequenz eingestellt hatte. Vielen Dank für die geschonten Ohren und den gelungenen Einstieg.
Was St. Paulis Cheftrainer Fabian Hürzeler dann zwecks Prüfung der Funktionsfähigkeit sagte, passt ebenso gut ins Bild: "Test". Ein Testspiel wird der Auftritt der Kiezkicker beim SV Sandhausen am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) gewiss nicht, ein harter Test dagegen schon.
FC St. Pauli hat sieben Pflichtspiele in Serie gewonnen
"Sandhausen ist eines der schwierigsten Auswärtsspiele, zumal dem Gegner nach dem Trainerwechsel neues Leben eingehaucht worden ist. Sie agieren jetzt viel mutiger und agiler", sagt Hürzeler, der ungeachtet seiner Serie von sieben Siegen aus sieben Pflichtspielen den permanenten Mahner gibt. Matthias Sammer lässt grüßen.
"Ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass wir als Favorit ins Spiel gehen", sagt Hürzeler, obwohl die Buchmacher dies anders sehen. Und überhaupt, wenn man richtige Serien und Rekorde sehen möchte, solle man doch - wie der 30-Jährige am Freitagabend zum Topspiel gegen Altona 93 - zum Oberligateam des Eimsbütteler TV gehen, der als Aufsteiger auf bestem Weg in die Regionalliga ist.
Fabian Hürzeler lobt Ex-HSV-Spieler Diekmeier und Kinsombi
Das Schöne an Hürzeler ist, dass er branchenuntypisch sehr direkt und offen kommuniziert, auch spieltaktisch ins Detail geht. Sandhausen also, der Tabellenletzte der Zweiten Liga, "spielt im Angriffspressing mit einer Raute, verteidigt sehr mannorientiert und gut nach vorne, lässt wenig Chancen zu und schaltet über die Außenverteidiger extrem schnell nach vorne um".
Und während der jüngste Trainer aller deutschen Profiligen ungern Spieler seiner eigenen Mannschaft namentlich heraushebt, macht er genau das bei den Kurpfälzern. Allen voran die Ex-HSV-Profis Dennis Diekmeier und David Kinsombi, ebenso wie dessen Bruder Christian.
Carlo Boukhalfa wird beim FC St. Pauli fürs Spielersatztraining benötigt
Mit Rückenwind ins letzte Duell vor der anstehenden Länderspielpause gehen gleich vier Hamburger, die von ihren Nationaltrainern nominiert wurden. Neben Kapitän Jackson Irvine darf auch Connor Metcalfe für Australien auflaufen, Karol Mets stößt zur estnischen Nationalmannschaft, Torwart Nikola Vasilj zur bosnischen. Nicht berücksichtigt wurden dagegen die im Club sehr stark aufspielenden Manolis Saliakas (Griechenland) und Eric Smith (Schweden). "Ich habe ihnen gesagt, dass sie jetzt erst recht zeigen sollen, was sie draufhaben", sagt Hürzeler.
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Apropos Nichtberücksichtigung: Ein Schicksal, das in der Rückrunde vor allem Carlo Boukhalfa traf. Erstaunlich dabei, dass der Mittelfeldspieler auch nicht im U-23-Team in der Regionalliga eingesetzt wurde. Hürzeler stellte hierzu klar: "Es ist nicht so, dass er sich geweigert hat, sondern wir Trainer entscheiden, was am sinnvollsten für die Spieler ist. Und wir brauchten Carlo an Spieltagen der U 23 im Spielersatztraining, damit das gut ablaufen kann."
FC St. Pauli reist per Flugzeug nach Sandhausen
Dass Boukhalfa dagegen in Sandhausen benötigt wird, darf bezweifelt werden. Ebenso wie die erkälteten Afeez Aremu und Luca Zander. "Die Wahrscheinlichkeit ist nicht so gering, dass die Startelf aus den Akteuren besteht, die es zuletzt sehr gut gemacht haben", sagt Hürzeler - der dann angesichts der bevorstehenden Flugreise nach Mannheim noch einen bunten Ausstieg lieferte: "Ich hoffe, dass am Sonnabend niemand streikt, sonst wird's schwer mit Fliegen."