Magdeburg. St. Pauli und Verteidiger Medic spielen schwach, steigern sich aber und bestrafen vor dem Tor sträfliche Magdeburger.

Die beeindruckende Serie geht weiter: St. Paulis neuer Trainer Fabian Hürzeler hat im vierten Pflichtspiel den vierten Sieg eingefahren. Eine fabelhafte Ausbeute, die keiner seiner zahlreichen Vorgänger in der Clubgeschichte erreichte. Durch die Tore von Jackson Irvine und Jakov Medic gewann der Kiezclub auch beim abstiegsbedrohten 1. FC Magdeburg mit 2:1 (0:1). Ein angesichts des Spielverlaufs allerdings glücklicher Sieg.

Durch die dreifache Punkteausbeute machte der FC St. Pauli weiteren Boden in der Tabelle gut und steht nun schon auf Platz acht. In der Nachbetrachtung der Partie dürfte Hürzeler allerdings auch die ersten 70 Minuten gegen den lange Zeit führenden und spielerisch besseren Aufsteiger unter die Lupe nehmen.

„Es freut mich, dass meine Mannschaft Moral bewiesen hat. Sie hatte immer den Glauben an sich selbst und ihre Stärken“, sagte der Coach.

FC St. Pauli mit Problemen gegen Magdeburg

Dabei kam die Elf von Hürzeler, der Innenverteidiger Betim Fazliji für Eric Smith (muskuläre Probleme) und Jannes Wieckhoff für den Gelb-gesperrten Rechtsverteidiger Manolis Saliakas brachte, durchaus dynamisch in die Partie. Auf die gefährliche Direktabnahme von Connor Metcalfe (13.), der zuletzt zweimal in Serie traf, folgte eine Großchance für Marcel Hartel nach einem Leart-Paqarada-Freistoß (14.). Doch der Techniker schloss zu überhastet ab und vergab den möglichen Führungstreffer.

Danach spielte allerdings für lange Zeit nur noch Magdeburg. Den Startschuss für eine gute Phase des Gastgebers feuerte Ex-HSV-Profi Moritz Kwarteng ab, der Nikola Vasilj nach einem Konter zu einer Glanzparade zwang (17.). St. Pauli hatte den quirligen Offensivleuten des Tabellen-15. nur wenig entgegenzusetzen. Bis zum Halbzeitpfiff war es ein zerfahrenes Spiel des Kiezclubs mit wenig Klasse und viel Kampf sowie langen Befreiungsschlägen.

„Wir haben in den ersten 20 Minuten sehr gut gespielt und hatten auch zwei Torchancen. Dann kam ein Bruch in unser Spiel, weil wir zu viele Abspielfehler gemacht haben und kompliziert gespielt haben“, klagte Hürzeler.

Tabellenspitze 2. Bundesliga
1. Darmstadt 98 30 / 48:24 / 64
2. Heidenheim 30 / 61:31 / 60
3. HSV 30 / 60:41 / 56
4. SC Paderborn 30 / 61:37 / 50
5. FC St. Pauli 30 / 47:35 / 50
6. Fortuna Düsseldorf 30 / 51:40 / 50
7. Kaiserslautern 30 / 43:38 / 44

Die Passivität der Gäste wurde schließlich noch vor dem Gang in die Kabine bestraft, als der bis dahin schon auffällige Baris Atik mit seinem Tor die MDCC-Arena in ein Tollhaus verwandelte. Auf einen kurzen Wackler gegen den hüftsteifen Jakov Medic folgte ein herrlicher Schlenzer ins lange Eck zum verdienten 1:0 für Magdeburg (39.).

St. Pauli tat sich spielerisch schwer

„In der Pause haben wir uns vorgenommen, wieder von uns überzeugt zu sein und den Weg weiterzugehen“, sagte Hürzeler. Doch es änderte sich zunächst wenig. Stattdessen verpassten die Gastgeber die mutmaßliche Vorentscheidung. Atik schickte mit einem sehenswerten Außenristpass Kwarteng auf die Reise, der Medic alt aussehen ließ und auf El Hankouri querlegte, dessen schwacher Abschluss von Vasilj antizipiert wurde (52.).

Und St. Pauli? Antwortete lediglich mit einem harmlosen Kopfball des eingewechselten Maurides (55.).

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Die Hamburger hatten nun mehr Ballbesitz, während Magdeburg mit der Führung im Rücken auf Konter lauerte. Bei dieser neuen Rollenverteilung wurden jedoch spielerische Defizite des Kiezclubs deutlich. Die Räume von Hartel und Paqarada, die bei St. Pauli für die kreativen Momente verantwortlich sind, waren weitgehend zugestellt. Ein anderer Spieler wollte beziehungsweise konnte nicht stellvertretend in die Bresche springen.

St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler scheint den richtigen Ton in der Kabine getroffen zu haben.
St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler scheint den richtigen Ton in der Kabine getroffen zu haben. © Imago / Jan Huebner

Allerdings war auch den spielstarken Magdeburgern mit zunehmender Spieldauer anzumerken, dass das Verteidigen nicht zu ihren Stärken gehört. Es wirkte teilweise abenteuerlich, mit welcher Raumaufteilung die Gastgeber versuchten, den eigenen Strafraum zu verteidigen. St. Pauli verpasste es allerdings zunächst, daraus Profit zu schlagen.

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St. Pauli bestraft sträflich leichtsinnige Magdeburger

Die besseren Chancen hatte weiterhin Magdeburg: Erneut ging ein Geniestreich des starken Atik voraus, der Luc Castaignos bediente, doch der Niederländer scheiterte am schnell reagierenden Vasilj (66.).

Dann aber wurde St. Pauli besser – und hätte rund 20 Minuten vor dem Ende den Ausgleich erzielen müssen, als Maurides aus kurzer Distanz frei zum Abschluss kam (72.).Vorausgegangen war ein gelungenes Zusammenspiel zwischen Paqarada und Daschner – endlich mal, könnte man sagen.

Auch wenn Maurides den Ball nicht im Tor unterbrachte, schien dieser Angriff den Glauben bei St. Pauli an einen Erfolg in Magdeburg zurückzubringen. Nur zwei Minuten später egalisierte die Hürzeler-Elf den Spielstand durch einen optimal getimten Kopfball von Jackson Irvine nach einer Hartel-Ecke (74.).

Unnachahmlicher Kopfball: Jackson Irvine trifft zum Ausgleich für St. Pauli.
Unnachahmlicher Kopfball: Jackson Irvine trifft zum Ausgleich für St. Pauli. © Witters

„Wir haben das Momentum in der zweiten Halbzeit genutzt“, freute sich Paqarada. „Wir wissen, dass Jackson sehr gut köpfen kann. Standards können in dieser Liga einiges bewirken. Wenn man so ins Spiel zurückkommt, ist es umso besser.“

FC St. Pauli dreht Spiel in Magdeburg

Es war nun ein ausgeglichenes Spiel – mit einem glücklichen Sieger, der die Partie in der Schlussphase drehte. Der mit einem traumhaften No-look-Pass von Hartel in Szene gesetzte Medic, der defensiv nicht immer sicher wirkte, schlich sich wie ein Phantom in den gegnerischen Strafraum und behielt vor Magdeburgs Torhüter Dominik Reimann die Nerven (88.).

„Das Tor hat Marcel mit hoher Qualität vorbereitet“, schwärmte Irvine über das 2:1 für den FC St. Pauli, der den Auswärtssieg durch eine Leistungssteigerung ab Mitte der zweiten Hälfte erzwang.

Doch Erfolgstrainer Hürzeler weiß, dass nicht alles an diesen drei Punkten glänzt. Das Schlusswort kommt von Paqarada: „In diesem Stadion mit diesem Publikum nach einem Rückstand zurückzukommen, gelingt nicht so vielen Mannschaften. Das spricht für uns und unseren Charakter. Momentan läuft es, aber wir wissen, dass es noch viel Spielraum nach oben gibt.“

Die Statistik:

  • Magdeburg: Reimann - Heber, Elfadli, Sechelmann - Bockhorn (80. Lawrence), Kwarteng, Conde (85. Rieckmann), Ullmann - El Hankouri (61. Ito), Brünker (61. Castaignos), Atik. - Trainer: Titz
  • St. Pauli: Vasilj - Medic, Fazliji (69. Otto), Mets - Wieckhoff (46. Maurides), Irvine, Hartel, Paqarada - Metcalfe, Daschner (87. Matanovic), Afolayan (90.+3 Beifus). - Trainer: Hürzeler
  • Schiedsrichter: Patrick Alt (Illingen)
  • Tore: 1:0 Atik (39.), 1:1 Irvine (74.), 1:2 Medic (88.)
  • Zuschauer: 24.287
  • Gelbe Karten: Kwarteng (2), Sechelmann (2) - Paqarada (3)
  • Torschüsse: 12:19
  • Ecken: 3:9
  • Ballbesitz: 50:50 Prozent