Hamburg. Drei Siege zum Einstand gelangen einem neuen Trainer des FC St. Pauli sehr lange nicht mehr. Sind neue Positionen das Erfolgsrezept?

Trotz der unangenehmen Kälte zog Fabian Hürzeler auch am Donnerstag die zweistündige Trainingseinheit mit den Zweitligaspielern des FC St. Pauli wie geplant durch. Auch nach den ersten beiden Siegen im neuen Jahr und dem Sprung auf den neunten Tabellenplatz der Zweiten Liga kommt für den 29 Jahre alten Cheftrainer ein Nachlassen nicht in Betracht.

Schließlich ist zu erwarten, dass am Sonntag (13.30 Uhr/Liveticker bei Abendblatt.de) der nächste Gegner 1. FC Kaiserslautern für ihn und seine Mannschaft eine noch größere Herausforderung darstellen wird, als es zuletzt der 1. FC Nürnberg (1:0) und Hannover 96 (2:0) waren. Die Pfälzer haben die jüngsten fünf Punktspiele gewonnen und auswärts in dieser Saison noch nicht einmal verloren.

FC St. Pauli: Hürzeler jagt Schultes Startrekord

Dennoch ist dem Team des FC St. Pauli dank der unter Hürzeler bisher deutlich stabileren Defensive ein weiterer Erfolg zuzutrauen. Ein solcher würde dem Team nicht nur weitere wichtige Punkte im Kampf um den Klassenverbleib bescheren, sondern würde für seinen Trainer selbst die Einstellung eines schon historisch zu nennenden Vereinsrekordes bedeuten.

Es ist mittlerweile mehr als 35 Jahre her, dass sich beim FC St. Pauli ein neu installierter Trainer mit drei Siegen in Folge einführte. Am 11. November 1987 beerbte der damals 30 Jahre junge, zuvor als Co-Trainer tätige Helmut Schulte den – für 600.000 Mark Ablöse plus Verteidiger Jens Duve – vom Stadtnachbarn HSV abgeworbenen Willi Reimann. 6:1 bei Rot-Weiß Oberhausen, 4:3 gegen den SSV Ulm 1846 und 1:0 gegen Union Solingen lauteten die Resultate dieser Auftaktserie, die erst mit dem 0:1 beim VfL Osnabrück ihr Ende fand.

St.-Pauli-Trainer Hürzeler setzt Spieler auf ungewohnten Positionen ein

„Ich gebe nicht so viel auf Rekorde“, hat Fabian Hürzeler selbst zwar kürzlich gesagt. Ein hübscher Nebeneffekt seiner bisher erfolgreichen Arbeit mit dem Team wäre die Einstellung von Schultes Bestmarke dennoch. Mehr noch: Mit seinen schon jetzt errungenen Siegen in den ersten beiden Spielen und den damit verbundenen sechs Punkten hat Hürzeler bereits deutlich prominentere Vorgänger wie Jos Luhukay (1), Ewald Lienen (3 Punkte), Michael Frontzeck (4) und auch Holger Stanislawski (3) übertroffen. Zwei Auftaktsiege zum Beginn seiner Amtszeit beim FC St. Pauli waren zuletzt Roland Vrabec im November 2013 gelungen, ehe er in Spiel drei 0:3 gegen den Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln verlor.

Als ein Erfolgsrezept für den bisher optimalen Start als Cheftrainer haben sich Hürzelers Ideen erwiesen, verschiedene Spieler auf Positionen einzusetzen, die für sie bisher ungewohnt waren und mit denen sie zum Teil sogar fremdelten. Bestes Beispiel dafür ist der Australier Connor Metcalfe, der im Sommer 2022 als eher defensiv orientierter Spieler für eine der Halbpositionen in der unter Ex-Trainer Timo Schultz praktizierten Mittelfeldraute verpflichtet worden war. Dabei kam Metcalfe nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus.

Hürzeler praktiziert ein anderes Spielsystem und sah in Metcalfe die Fähigkeit, als eine Art Rechtsaußen deutlich offensiver zu agieren. „Als mir der Trainer gesagt hat, dass ich rechter Flügel spielen soll, war ich erst mal geschockt. Aber es macht Spaß, weil ich nun mehr Gelegenheiten habe, Tore zu schießen“, berichtete er, nachdem er mit einem Traumtor das 2:0 gegen Hannover 96 erzielt hatte. „Er hat Zug zum Tor, ist beidfüßig und hat einen guten Abschluss“, lobte Hürzeler den 23-Jährigen.

Ebenso war gegen Hannover die ungewohnte Rolle von Lukas Daschner als Mittelstürmer nicht nur wegen seines Tores zum 1:0 von Erfolg gekrönt. Und auch die Idee, Marcel Hartel als „Freigeist“ im Mittelfeld ohne starre Positionierung wirken zu lassen, erwies sich als gelungen. Weitere Überraschungen dieser Art dürfte der Tüftler Hürzeler noch im Köcher haben – auf der Jagd nach neuen Bestmarken.

In einem Sondertrikot wird die Mannschaft des FC St. Pauli am Sonntag gegen den 1. FC Kaiserslautern auflaufen. Statt des Logos des Hauptsponsors Congstar wird die Botschaft „Kein Platz für Rassismus“ auf der Brust der Spielhemden stehen. Diese gemeinsame Aktion mit dem größten Werbepartner soll auf Diskriminierung bei der Jobsuche und im Arbeitsalltag aufmerksam machen.