Hamburg. St. Paulis Defensivallrounder Eric Smith hat vom Verein bereits ein Angebot bis 2026 vorliegen. Nimmt der Schwede es an?

Wer Eric Smith am Mittwochmittag beim Training des FC St. Pauli an der Kollaustraße zusah, dem wurde auf einen Schlag bitterlich kalt. Und das nicht etwa, weil sich der Schwede nicht ausreichend bewegte, sondern weil er bei schönstem Sonnenschein, wolkenlosem Himmel, aber Temperaturen unter null Grad Celsius in dünner Trainingsjacke und kurzer Hose über den Rasen lief. Als Smith nach einem Foto mit einem Fan nach Trainingsschluss dann zum Gespräch mit den Medien herübereilte, sagte er mit einem Lachen im Gesicht: „Das ist hier fast wie ein Sommer in Schweden.“

Der aus Halmstad stammende Smith hat dieser Tage allen Grund dazu, gut gelaunt zu sein. Nach zuletzt zwei Siegen aus zwei Spielen nach der Winterpause (1:0 beim 1. FC Nürnberg und 2:0 zu Hause gegen Hannover 96) ist der FC St. Pauli vom 15. Tabellenplatz auf Rang neun gesprungen. „Das waren zwei extrem wichtige Siege für das Selbstvertrauen in unserem noch sehr jungen Team“, sagt Smith. „Fußballspiele zu gewinnen macht das Leben viel leichter, nicht nur auf dem Platz.“

Eric Smith: Defensivallrounder hat Angebot bis 2026 vorliegen

Entscheidend war dabei für Smith vor allem, dass St. Pauli jeweils eine weiße Weste behielt. „Es ist besonders in dieser Liga von größter Bedeutung, zu null zu spielen, um zu gewinnen“, sagte der 1,92 Meter große Defensivspezialist. Beim Heimsieg gegen Hannover war das auch sein Verdienst. Nachdem Smith in Nürnberg mit einem Infekt gefehlt hatte, kehrte er am vergangenen Sonntag zurück auf den Platz und stabilisierte als zentrales Glied der Dreier-Abwehrkette die Defensive des FC St. Pauli.

Dass Smith, der im defensiven Mittelfeld zu Hause ist, seit dem zwölften Spieltag beim 3:0-Sieg gegen den HSV in jedem Spiel als Innenverteidiger in der Startelf stand, gegen Hannover eine sehr starke Leistung bot, sah auch der „Kicker“ so.

Als einziger Spieler des Kiezclubs stand er in der Elf des 19. Zweitligaspieltags. „Ich glaube, die haben das Spiel nicht genau gesehen“, sagte Smith und schmunzelte. Seinen unbestreitbar guten Auftritt schätzte er weniger stark ein als andere. „Ich war gar nicht so gut. Andere Spieler wie Daschi (Lukas Daschner) oder Dapo (Oladapo Afolayan) hätten dort an meiner Stelle stehen sollen“, kommentierte der 26-Jährige bescheiden die Ehrung.

Smith gehört zu den dienstältesten Profis im Kader

Wie fast schon egal ihm der persönliche Erfolg ist, wurde spätestens klar, als Smith über seine Lieblingsposition sprach. „Ich komme langsam in ein Alter, in dem es mir deutlich weniger wichtig ist, wie es für mich selbst läuft, als vielmehr mit dem Team Punkte zu holen. Von daher spiele ich dort am liebsten, wo der Trainer mich aufstellt und wodurch wir die beste Chance haben zu gewinnen.“ Zwar fühle er sich auf seiner alten Position, als Sechser im defensiven Mittelfeld, nach wie vor etwas wohler, doch finde er nach und nach mehr Gefallen daran, als „letzter Mann“ in der Innenverteidigung zu spielen.

Und das wird auch im Training deutlich. In unterschiedlichen Übungsformen laufen fast sämtliche Aktionen im Spielaufbau über den Schweden, ständig treibt er das Spiel der A-Elf an. Allmählich wird Smith, der mittlerweile seit mehr als zwei Jahren bei St. Pauli spielt und damit zu einem der dienstältesten Profis im Kader gehört, zum Abwehrchef.

Smith könnte seinen Vertrag beim FC St. Pauli vorzeitig verlängern

Und so erscheint es nicht verwunderlich, dass die Hamburger langfristig mit Smith planen und den Schlüsselspieler unbedingt am Millerntor halten wollen. Nach Abendblatt-Informationen hat der Verein ihm bereits einen neuen, höher dotierten Vertrag vorgelegt – obwohl sein aktuelles Arbeitspapier erst im Sommer 2024 endet. Mit der neuen Vereinbarung würde Smith zu den am besten bezahlten Spielern beim FC St. Pauli aufsteigen.

Die Frage aber bleibt: Nimmt Smith das Angebot an? Die Fähigkeiten des Defensivhünen sind anderorts nicht verborgen geblieben. Es soll mehrere Interessenten aus der Bundesliga geben. Borussia Mönchengladbach hat nach Abendblatt-Informationen bereits ein Angebot abgegeben, auch den Ligakonkurrenten Bayer Leverkusen und dem SC Freiburg wird Interesse nachgesagt. Verlängert Smith seinen Kontrakt nicht, ist ein Verkauf im Sommer wahrscheinlich. Verlängert er ihn, muss das allerdings nichts bedeuten. Wegen der längeren Laufzeit – offenbar bis Mitte 2026 – müssten Interessenten dann tiefer in die Tasche greifen.

So weit denkt Smith noch nicht. Auf die Frage, ob seine Rolle als Führungsspieler in der Mannschaft nach dem Abgang des Teilzeitkapitäns Leart Paqarada im Sommer zum Bundesligisten 1. FC Köln größer werden könnte, antwortete er: „Das liegt am Team und an Trainer Fabian Hürzeler zu entscheiden, auf wen sie hören wollen. Aber wir haben ohnehin einen oder sogar zwei der besten Kapitäne in der Liga. Ich sehe da keinen Grund, etwas zu verändern“, sagt er und meint damit neben Paqarada auch Jackson Irvine. „Aber auch, wenn ,Paqa‘ bliebe, würde ich nach wie vor auf dem Platz herumrennen und herumschreien.“

Klingt zumindest danach, als ob Smith plant, über den Sommer hinaus in Hamburg zu bleiben.

Leart Paqarada (28) fehlte beim Training am Mittwoch aus persönlichen Gründen.