Hamburg. Die Hamburger bescheren Trainer Fabian Hürzeler ein erfolgreiches Heimdebüt und sind plötzlich Neunter. Metcalfes Traumtor erzürnt 96.
Am Ende war es nur noch ein entspanntes Herunterspielen für den FC St. Pauli, bis die nächste Negativserie beendet war. Fast 29 Jahre nach dem 2:1 am 10. April 1994 gelang dem Kiezclub am Sonntag erstmals wieder ein Heimsieg gegen den Nordrivalen Hannover 96. Damals war St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler gerade einmal ein Jahr und einen guten Monat alt. Schon eine Woche zuvor hatte er mit seinem Team die knapp ein Jahr anhaltende Serie ohne Auswärtssieg mit dem 1:0 beim 1. FC Nürnberg beendet.
„Ich gebe nicht so viel auf irgendwelche Rekorde“, wiegelte Hürzeler später ab. „Es gibt immer nur drei Punkte für einen Sieg. Ich habe heute viele gute, aber auch wieder nicht so gute Dinge gesehen. Aber richtig ist, dass uns jeder Sieg Vertrauen gibt. Die Jungs haben ihren Glauben an sich wiedergefunden, der ihnen in der Hinserie ein bisschen verloren gegangen war“, sagte er weiter.
Tabellenspitze 2. Bundesliga
1. Darmstadt 98 19 / 33:15 / 42
2. HSV 19 / 35:21 / 40
3. Heidenheim 19 / 35:22 / 36
4. Kaiserslautern 19 / 34:25 / 35
5. SC Paderborn 19 / 40:23 / 32
6. Fortuna Düsseldorf 19 / 30:26 / 29
7. Hannover 96 19 / 26:23 / 28
8. Kiel 19 / 33:31 / 28
9. FC St. Pauli 19 / 26:25 / 23
Fakt ist neben dem Ende der Frustserie gegen Hannover, dass die Mannschaft im ersten Punktspiel des Jahres am Millerntor einen weiteren Befreiungsschlag gelandet hat, um sich der ärgsten Abstiegsgefahr zu entziehen. Dass mit dem 2:0-Sieg auch gleich ein weiterer Sprung in der Tabelle auf den neunten Tabellenplatz verbunden war, hing in dieser engen Liga natürlich auch mit den Ergebnissen der direkten Konkurrenten zusammen. Hürzeler weiß darum, wie trügerisch dieser scheinbar beruhigende Platz im vermeintlich gesicherten Mittelfeld ist. „Es ist längst nicht alles gut“, sagte er denn auch.
St. Paulis Trainer Hürzeler sorgt bei Heimdebüt für Verwunderung
In seinem ersten Zweitliga-Heimspiel als Cheftrainer hatte Fabian Hürzeler für leichte Verwunderung gesorgt, weil er weder David Otto noch den am Knie lädierten Brasilianer Maurides aufgeboten hatte. Stattdessen, so stellte sich schon in den ersten Sekunden heraus, durfte sich Lukas Daschner, der sonst eher über die linke Seite offensiv agiert hatte, im zentralen Angriff versuchen.
Das ergab allein schon deshalb Sinn, weil Hürzeler seine leichten Andeutungen vom Freitagmorgen in die Tat umsetzte und Neuzugang Oladapo Afolayan erstmals in die Startelf berief. Noch mehr Sinn ergab diese Personalrochade, als genau diese beiden für die zu diesem Zeitpunkt eher glückliche 1:0-Führung sorgten.
Daschner nutzt Zielers Patzer zur St.-Pauli-Führung
Nach einem Zuspiel des wiedergenesenen Eric Smith nahm Afolayan mit dem Ball am Fuß Tempo auf, ignorierte die Abspielmöglichkeiten und wagte selbst einen Schuss aus rund 20 Metern. Davon muss Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler derart überrascht gewesen sein, dass er den Ball abprallen ließ, was Daschner dankend annahm und zum 1:0 (17.) einschob. „Ich hatte auch mit einem Pass gerechnet“, sagte Daschner nach dem Spiel. „Aber letztlich war es die richtige Entscheidung von ihm, einfach mal auf das Tor zu schießen. Ein bisschen habe ich auch darauf spekuliert, dass der Torwart den Ball abprallen lässt. Das macht man ja irgendwie immer ein wenig.“
Ein paar weitere Chancen ließ Daschner selbst in der Folge durch etwas unkonzentrierte Abschlüsse noch aus. Später wurde sein Kopfballtreffer wegen Abseits (72.) wieder aberkannt. Das war am Ende egal. Nur die Sache mit der Durststrecke in Heimspielen gegen Hannover sah Daschner dann doch etwas anders als sein Trainer. „Wir wollten diese Serie unbedingt brechen. Aber damit sind wir nicht zufrieden. Wir wollen auch nächste Woche wieder gewinnen.“
Metcalfes Traumtor sorgt für Ärger bei Hannover
Noch kurioser als das erste Tor wurde es beim 2:0, einem wunderschönen Schlenzer von Connor Metcalfe mit dem linken Fuß ins linke obere Toreck. Da Linienrichter Tobias Endriß aber nach dem Zuspiel von Manolis Saliakas auf Metcalfe sofort die Fahne wegen einer vermeintlichen Abseitsposition in die Höhe streckte, erstickte der Jubel über dieses Traumtor umgehend wieder.
Dafür aber schaltete sich aus Köln Video-Schiedsrichter Patrick Alt ein, überprüfte gefühlte zwei Minuten die Positionen, um festzustellen, dass auf der anderen Seite des Strafraums Phil Neumann auf gleicher Höhe stand und damit das Abseits aufhob. So brandete mit Verspätung doch noch Jubel über Metcalfes zweites Saisontor auf.
Das wiederum erzürnte Hannovers Trainer Stefan Leitl, der nach dem Spiel feststellte: „Dieses Tor darf nicht gegeben werden.“ Dafür führte er als Hauptgrund an, dass ihm Verteidiger Fabian Kunze versichert habe, Schiedsrichter Timo Gerach habe gepfiffen, bevor Metcalfe auf das Tor schoss. Er selbst habe den Pfiff im ausverkauften Stadion aber nicht gehört. Torschütze Metcalfe gab zu Protokoll: „Ich dachte, ich stand im Abseits, und wollte den Ball nur loswerden. Offenbar hatte ich ein ganz gutes Gefühl im Fuß.“
Afolayan zieht Gelb-Rote Karte
Auch wenn der flinke und zweikampfstarke Oladapo Afolayan seine Vorstellung nicht mit einem eigenen Tor krönte, so erwies er seinem Team doch noch einen Dienst, indem er bei einem Konter ein weiteres Mal das Laufduell mit seinem überforderten Gegenspieler Phil Neumann suchte. Der tat ihm den Gefallen, ihn umzureißen, obwohl er zuvor auch wegen eines Fouls am Engländer schon Gelb gesehen hatte.
Schiedsrichter Gerach blieb kaum eine andere Wahl, als Neumann Gelb-Rot zu zeigen (61.). „Ich bin glücklich, meinen Anteil am Sieg gehabt zu haben. Besser hätte der Start kaum laufen können“, sagte Afolayan mit deutlich größerer Zurückhaltung, als er sie auf dem Feld an den Tag gelegt hatte. Gleich sechsmal war er im Laufe des Spiels gefoult worden. „Das ist nichts Neues für mich“, sagte der 25-Jährige.
- Lebenslang frei essen und trinken für Manolis Saliakas!
- Nach Schlagabtausch mit Mitgliedern: Moderator hört auf
- FC St. Pauli zieht Konsequenzen – wegen Elon Musk
„Nach dem Platzverweis waren wir uns sicher, dass wir das Spiel gewinnen“, urteilte später Mittelfeldspieler Jackson Irvine. Und der australische Nationalspieler stellte heraus: „Wir hatten heute eine sehr hohe Intensität. Entscheidend war aber, dass wir wieder zu null gespielt haben.“
FC St. Pauli – Hannover 96 2:0