Hamburg. FC St. Pauli wehrt sich gegen den Vorwurf, Natur und Sicherheit zu gefährden. Stadtentwicklungs-Ausschuss diskutiert über das Projekt.

Die Pläne des FC St. Pauli, sein Trainingszentrum an der Kollau in Hamburg-Niendorf von derzeit drei in zwei Schritten auf sieben Plätze zu erweitern, haben erneut massiven Gegenwind erhalten. Am Montag bezeichnete der Hamburger Landesverband des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einer Pressemitteilung das Vorhaben als „Foulspiel für Natur und den Hochwasserschutz“ und forderte ein weiteres Mal, die Pläne an diesem Ort zu stoppen.

Der Zeitpunkt der Stellungnahme des BUND kommt nicht zufällig. An diesem Dienstag findet von 18 Uhr an eine wichtige Sitzung des Stadtplanungsausschusses der Bezirksversammlung Eimsbüttel statt. Auf der Tagesordnung steht hier eine Abstimmung über die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung. Einen entsprechenden Antrag hatte das Bezirksamt bereits für die jüngste Sitzung des Ausschusses am 17. Januar eingebracht.

Die Abstimmung darüber wurde auf Wunsch mehrerer Fraktionen vertagt. Die Fraktion der Grünen will eine zeitnahe öffentliche Auslegung des Bebauungsplan-Entwurfs „Niendorf 97“ ablehnen, weil das Bezirksamt unter anderem bisher Stellungnahmen darüber schuldig geblieben sei, wie beim geplanten Ringtausch von Sportflächen die Interessen der anderen fünf betroffenen Vereine berücksichtigt worden sind.

FC St. Pauli kassiert schwere Vorwürfe des BUND

„Diese Pläne sind ein Foulspiel für die Natur und für die Sicherheit der Menschen in Bezug auf den Hochwasserschutz entlang der Kollau. Angesichts zunehmender Extremwetterlagen und Starkregenereignisse muss der Hamburger Senat noch deutlich mehr Überschwemmungsgebiete ausweisen, in denen das Wasser ungehindert versickern kann und keinen Schaden anrichtet. Keinesfalls dürfen bestehende Überschwemmungsgebiete überbaut oder auch nur verdichtet werden“, sagte Christiane Blömeke, Vorsitzende des BUND Hamburg.

Mittlerweile ist es mehr als ein Jahr her, dass auf einer großen Pressekonferenz mit Sportsenator Andy Grote und Finanzsenator Andreas Dressel (beide SPD) die Ausbaupläne für St. Paulis Trainingszentrum präsentiert worden waren. Dieses Vorhaben umfasst sowohl die Nutzung der benachbarten, von den Hamburg Stealers und den ETV Hamburg Knights genutzten Baseball-Anlage, als auch den Bau von zwei Fußballplätzen im Überschwemmungsgebiet am Rand der Kollau.

FC St. Pauli wehrt sich gegen BUND-Vorwürfe

Dabei sieht eine Variante vor, diese beiden Plätze erhöht anzulegen, dafür aber das Gelände drumherum entsprechend zu vertiefen, sodass hier sogar mehr Volumen für Wasser als bisher für den Fall vorhanden wäre, wenn die Kollau über die Ufer tritt. Ähnlich war man bei der Neuansiedlung einer Kleingartenanlage in unmittelbarer Nachbarschaft verfahren.

Dies bestätigte der FC St. Pauli auf Nachfrage des Abendblatts. „Das Retentionsvolumen soll quantitativ vergrößert und zum Schutz der Anwohnerinnen und Anwohner auch qualitativ verbessert werden. Von einem ,Foulspiel für die Sicherheit der Menschen’ kann keine Rede sein“, heißt es in der Stellungnahme des Zweitligisten.

Un weiter: „Im Übrigen weisen wir auf das geplante Beteiligungsverfahren hin, in dem Bedenken und Ideen diskutiert werden. Wir begrüßen es, dass der BUND-Hamburg sich in diesem Verfahren einbringen möchte und hoffen auf einen konstruktiven Austausch.“

FC St. Pauli gibt NLZ auf

Im Zug des Projekts wird St. Pauli sein Nachwuchsleistungszentrum am Brummerskamp in Hamburg-Schnelsen aufgeben, um eine Trainingsanlage für Profis und alle Leistungsnachwuchsteams an einem Ort zu konzentrieren.

„Wer heutzutage noch daran denkt, Überschwemmungsgebiete zu bebauen oder sie in ihrer Funktion zu schädigen, ignoriert die Gefahren des Klimawandels oder hat sie schlicht nicht verstanden. Die Senatoren Grote und Dressel, die sich für dieses Projekt öffentlich stark gemacht haben, müssen die Rote Karte erhalten und zurückgepfiffen werden“, sagt hingegen Blömeke in der BUND-Stellungnahme.

Eine einvernehmliche Lösung scheint in weiter Ferne.