Hamburg. Künftig deutlich weniger Business-Seats. Die Preise steigen um satte 40 Prozent. Das Versprechen: Höhere Qualität.
Größere Umbaumaßnahmen in der Sommerpause sind beim FC St. Pauli nichts Ungewöhnliches. In der Regel betreffen diese den Profikader mit diversen Ab- und Zugängen. Nach dem Ende der aktuellen Saison Ende Mai oder – bei Teilnahme an den Relegationsspielen – Anfang Juni wird es aber auch Renovierungsarbeiten am vereinseigenen Millerntor-Stadion geben.
Genauer gesagt wird der VIP-Bereich in der Südtribüne, die vor knapp 15 Jahren eingeweiht worden war, neu gestaltet. „Wir werden dem inzwischen etwas in die Jahre gekommenen Ballsaal Süd eine neue Optik geben“, sagt dazu Bernd von Geldern (56), der als Geschäftsleiter Wirtschaft für das Projekt verantwortlich ist. Die ursprüngliche Idee, in einem großen Wurf gleichzeitig auch den Ballsaal auf der Haupttribüne zu renovieren, wurde hingegen verworfen und auf den Sommer 2024 verschoben.
FC St. Pauli reduziert seine VIP-Plätze deutlich
Die Neugestaltung des Ballsaals Süd ist aber längst nicht alles, was sich für die sogenannten Hospitality-Kunden ändern wird. „Unsere Zielsetzung ist, den Zuschauerinnen und Zuschauern im Hospitality-Bereich ein hochwertiges und zeitgemäßes Angebot zu unterbreiten. Das bedeutet in erster Linie eine deutliche Reduzierung der Business-Seats, um damit einem zu vollen Ballsaal Süd entgegenzuwirken“, sagt von Geldern.
„Denn neben den Inhaberinnen und Inhabern der fest vergebenen Saison-Business-Seats halten sich insbesondere bei Topspielen auch zahlreiche Tages-Business-Seat-Inhaberinnen und -Inhaber dort auf.“ Derzeit sind auf der Südtribüne 500 Business-Seats für die gesamte Saison verkauft.
Konkret werden im Zug des Umbaus die Business-Seats auf der Südtribüne von derzeit 1000 auf 650 reduziert. Die so frei werdenden Sitzplätze werden dem Public-Bereich zugeschlagen, sodass künftig mehr normale Sitzplatztickets angeboten werden, eventuell auch als Dauerkarten. An der Gesamtzahl der 39 Logen, beim FC St. Pauli „Séparées“ genannt, wird sich derweil nichts ändern.
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Preise steigen um 40 Prozent
„Die deutliche Aufwertung des Ballsaales wird sich im Preis für die Business-Seats niederschlagen. Das wird einen gewissen Sprung darstellen. Im Vergleich mit anderen Zweitliga-Standorten aber liegen wir weiterhin im Rahmen“, sagt von Geldern. Konkret ist von einer Erhöhung um rund 40 Prozent auszugehen.
Bisher kostet auf der Südtribüne eine Einzelkarte für einen Business-Seat 200 Euro pro Spiel inklusive des Caterings für die Zeit von eineinhalb Stunden vor bis zweieinhalb Stunden nach dem Match. Beim 1. FC Nürnberg beispielsweise sind für ein ähnliches Paket 350 Euro zu zahlen. „Eine Preiserhöhung war unvermeidbar, weil unsere Kosten deutlich gestiegen sind. Wir wollen aber nicht einfach den Preis anheben und das Produkt 15 Jahre alt bleiben lassen“, sagt von Geldern.
Dazu nennt er noch einen anderen Aspekt. „Wir wollen mit dieser Maßnahme erreichen, dass die Qualität des Caterings ein hohes Niveau hat, was bei der großen Menge an Personen, die jetzt bei Heimspielen im Ballsaal sind, nur schwer zu realisieren ist. Erstmals wollen wir außerdem gezielt abfragen, welche Speisen besonders gewünscht sind. Dies soll auch dazu beitragen, dass es nach dem Spiel weniger Essensreste gibt“, erläutert er.
Neues Konzept auch auf der Haupttribüne des Stadions möglich
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass mit dem Ende dieser Saison die Verträge mit den aktuellen Caterern sowohl für den Public- als auch den Hospitality-Bereich (Förde beziehungsweise Brunckhorst) auslaufen und neu ausgeschrieben worden sind. An Interessenten mangelt es nicht, eine Entscheidung soll demnächst fallen. Als Laufzeit sind dann mindestens je fünf Jahre vorgesehen.
„Wir werden den derzeitigen Business-Seat-Inhabern bei mehreren Veranstaltungen das neue Konzept vorstellen, damit sie in Ruhe entscheiden können“, kündigt von Geldern an. Ihm ist dabei bewusst, dass es Diskussionen um die Preiserhöhung geben wird, ist aber davon überzeugt, gute Argumente dafür zu haben. Als neues Element soll es in den VIP-Räumlichkeiten der Südtribüne künftig auch eine Fußballkneipe geben, in der St. Paulis Auswärtsspiele übertragen werden. Business-Seats-Besitzer können dann jeweils eine Begleitung mitnehmen, um sich die Spiele anzuschauen. Bis zum 31. März läuft die Frist, ein bisheriges Business-Seat-Abonnement zu kündigen.
Das neue Hospitality-Konzept soll als Gesamtpaket zu höheren Einnahmen als bisher führen – und zwar schon im ersten Jahr. „Wir hoffen dazu, dass wir in dreieinhalb Jahren die getätigte Investition wieder eingespielt haben werden“, sagt von Geldern. Eine niedrige siebenstellige Summe ist für die Maßnahmen auf der Südtribüne eingeplant. Zur Refinanzierung soll auch beitragen, dass der Ballsaal für Drittkunden attraktiver wird, die außerhalb der Spiele hier externe Veranstaltungen planen. „Das erste Jahr wird zudem ein Probelauf sein, ob diese Maßnahme auch auf der Haupttribüne umgesetzt werden kann“, sagt von Geldern mit Blick auf mögliche weitere Schritte.