Hamburg. Der neue Angreifer aus England trainierte am Donnerstag erstmals mit. Ein anderer Stürmer steht dagegen vor dem Absprung.
Fünfter Durchgang – und immer noch war Oladapo Afolayan nicht fertig. Lattenschießen lautete die Aufgabe zur Einstimmung beim ersten Training des neu verpflichteten Engländers beim FC St. Pauli am Donnerstag. Und während der weitaus größte Teil seiner neuen Mannschaftskollegen nach ihren Treffern schon anfeuernd von der Seite aus zusah, versuchte sich Afolayan ein weiteres Mal. Auch vergeblich. Dann brach Co-Trainer Peter Nemeth die Übung ab. Warmlaufen.
FC St. Pauli ging für Afolayan an die Schmerzgrenze
Am frühen Morgen hatte der Club die Verpflichtung des 25-Jährigen als perfekt gemeldet. Rund 550.000 Euro Ablöse fließen dafür zu den Bolton Wanderers aus der dritten englischen Liga. Ein Deal, der sich lange hingezogen hatte. Einmal, weil Bolton zunächst mit St. Paulis Angeboten nicht einverstanden war, erst die vierte Offerte nahmen die Briten an.
Und andererseits, weil sich Afolayan lange schwer tat, sich zu dem Schritt in ein fremdes Land zu entscheiden. Ob der tagelange „Candy-storm“, die Liebesbekundungen vieler St. Pauli-Fans via Twitter, ihn überzeugt hat, ist ungewiss.
Eher wohl doch die Gespräche mit den Verantwortlichen. „Dapo ist jemand, der sich viele Gedanken macht, der genau seinen nächsten Schritt abwägt, auch was ein Verein ihm bieten kann“, beschreibt St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler den vierten Winterzugang. So jemand möchte eine Perspektive aufgezeigt bekommen. „Er ist ein ehrgeiziger, junger Mann und wir haben ihm eine Möglichkeit gegeben, eine erfolgreiche Karriere zu schmieden“, erklärte Boltons Teammanager Ian Evatt.
Der FC St. Pauli zitiert Afolayan so: „Mich hat in den Gesprächen mit den Verantwortlichen überzeugt, dass der Verein großen Wert auf die Weiterentwicklung seiner Spieler legt.“
FC St. Pauli stärkte auf dem Transfermarkt vor allem die Offensive
Nach Elias Saad (23) und dem „klassischen“ Mittelstürmer Maurides (28) ist Afolayan bereits der dritte Zugang für die Offensive. Der ähnliche Spielertyp Saad, der vom Viertligisten Norderstedt kam, hat offenbar noch Probleme mit der körperlichen Belastung im Profifußball.
Das ist bei dem Engländer, der in der Jugendakademie des FC Chelsea ausgebildet wurde, wohl nicht der Fall. „Er ist sehr stämmig und arbeitet gut mit dem Körper. Er kann sich im direkten Duell behaupten, dass ist sehr wichtig für die Liga“, sagt Hürzeler: „Er bringt Flexibilität in der Offensive mit, er kann im Zwischenraum agieren. Er hat ein sehr gutes Dribbling, sucht das eins gegen eins. Er hat eine gute Ballsicherheit und eine sehr gute Passtechnik. Er bringt alles mit, um uns in der Offensive flexibler zu machen.“
Afolayan könnte am Sonnabend Premiere beim FC St. Pauli feiern
Ob Afolayan bereits am Sonnabend (13.30 Uhr) im Testspiel gegen den dänischen Pokalsieger FC Midtjylland spielen kann, müssen die kommenden Tage zeigen. „Wir müssen abwarten, wie er sich im Training gibt und wie er sich fühlt“, sagt Hürzeler, „er hat alle Checks bestanden und einen sehr guten Eindruck gemacht.“
32 Spieler umfasst der Kader des FC St. Pauli aktuell. Das ist Hürzeler zu viel. Der Abgang von Igor Matanovic (19) steht deshalb kurz bevor. Die Gespräche mit Eintracht Frankfurt über ein vorzeitiges Ende der Leihe laufen deshalb. Laut „Kicker“ liegen der Eintracht mehrere Anfragen von anderen Zweitligisten vor, St. Pauli hat jedoch bislang Vetos eingelegt, weil der Club nicht möchte, dass der Kroate zu einem direkten Kontrahenten im Kampf um den Klassenerhalt wechselt.
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Auch Matanovic hatte im Lattenschießen im Training übrigens nicht getroffen – aber das muss ja nichts bedeuten.