Hamburg. Das Team des FC St. Pauli soll verkleinert werden. Matanovic vor Leihe, ein neuer Angreifer ist auch in Sicht.

Es hat seine Vorteile, Andreas Bornemann zu sein. Nämlich die, im Gegensatz zu den Spielern des FC St. Pauli nicht eine komplette Woche im Trainingslager in Benidorm physisch durchschuften zu müssen. Es hat allerdings auch seine Nachteile, Sportchef des Tabellen-15. der Zweiten Liga zu sein. Unter anderem den, schon am Tag nach der Rückkehr aus Spanien direkt wieder arbeiten zu müssen. Der 51-Jährige hat vom neuen, von ihm handverlesenen Cheftrainer Fabian Hürzeler den Wink bekommen, dass der auf 31 Akteure angewachsene Kader eine Nuance zu prall sei.

Vorteil Bornemann: Er sieht das genauso. „Eine Größe von gut 28 Spielern ist für die Rückrunde passend, um für Ausfälle gewappnet zu sein, der U 23 punktuell auszuhelfen, und generell noch gut handelbar. Alles, was jenseits der 30 Mann im Training geht, ist als Gruppe zu groß und nicht mehr wirklich effektiv. Das sorgt im Endeffekt auch für Frust bei den weniger eingesetzten Spielern“, sagt der gebürtige Breisgauer.

FC St. Pauli: Bornemann grübelt über den Kader

Vorteil II Bornemann: Es gibt, neben den jungen Niklas Jessen (19) und Lennart Appe (18), die vorrangig in die Reserve verschoben werden, Kandidaten, die für einen Wechsel infrage kommen. Allen voran Ersatztorwart Dennis Smarsch, zu Saisonbeginn mal von Beginn an zwischen den Pfosten, die Älteren werden sich erinnern. Der 23-Jährige spielt in den Planungen Hürzelers keine Rolle mehr, will nur noch weg. „Die ersten Gespräche haben hier bereits stattgefunden. Da sein Vertrag ausläuft, ist eine Leihe nicht möglich“, informiert Bornemann. Die Tendenz geht eindeutig in Richtung eines baldigen Vereinswechsels. Nachteil Bornemann: Mit einer üppigen Ablösesumme kann er für Smarsch (Marktwert: 200.000 Euro) nicht rechnen.

Nachteil II Bornemann: Ein abtrünniger Akteur wird mit einem neuen ersetzt, die Kadergröße verringert sich zunächst einmal nicht. Denn: „Es ist klar, dass ein neuer Trainer Anpassungen vornimmt, womöglich auch beim Personal. Wir werden aber nur noch jemanden holen, falls sich ein passender Kandidat findet, der alle Anforderungen erfüllt“, sagt Bornemann. Nach Abendblatt-Informationen scheint dieser Kandidat – Vorteil Bornemann – gefunden zu sein. Demnach seien die Hamburger in konkreten Gesprächen mit einem Offensivakteur, der „um den Neuner herum spielen“ und die Zehnerposition besetzen kann.

Was diese weitere Offensivverpflichtung auf der anderen Seite bedeuten würde, ist logisch. Jemand muss Platz dafür machen. Und wer derjenige sein wird, zeichnet sich ebenfalls ab. Wie das Abendblatt erfahren hat, gab es bereits einen Austausch zwischen dem Kiezclub, dessen im Sturm glücklosen Eigengewächs Igor Matanovic und Eintracht Frankfurt, das den kroatischen Juniorennationalspieler vor eineinhalb Jahren von St. Pauli gekauft und postwendend für zwei Saisons wieder an die Braun-Weißen verliehen hat. Im Raum steht ein erneutes Leihgeschäft zu einem Club, der dem torlosen Angreifer Einsatzzeiten zusichern kann.

FC St. Pauli: Das Team des FC St. Pauli soll verkleinert werden

„Auch mit Igor führen wir Gespräche über seine aktuelle Situation. Eins sollten wir aber nicht vergessen: Igor ist erst 19 Jahre alt. Auf ihn prasseln viele Themen ein, und er hat hohe Erwartungen an sich selbst“, sagt Bornemann und führt aus: „Igor und Eintracht Frankfurt möchten natürlich möglichst viel Spielzeit, damit er sich weiterentwickeln kann. Dafür gibt es aber keine Garantien, sondern das muss sich jeder Spieler bei uns erarbeiten. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass Igor nicht jedes Training nutzen will, sich bei uns in der Rückrunde für Minuten zu empfehlen.“ Sollten sich alle Seiten einigen, ist es unwahrscheinlich, dass Matanovic für das kommende halbe Jahr zu einem direkten Konkurrenten in der Zweiten Liga geht. Gelingt dies, halten wir fest: Vorteil Bornemann, Vorteil Matanovic, Vorteil Frankfurt.

Auf ein Patt läuft es bei Innenverteidiger Marcel Beifus und Mittelfeldallrounder Carlo Boukhalfa hinaus, über deren mögliche Leihen zuletzt spekuliert wurde. „Das wundert mich, wo das herkommt. Marcel hat zum Ende der Hinrunde gute Leistungen gebracht und eine wichtige Rolle übernommen. Dazu wüsste ich gar nicht, weswegen wir Carlo abgeben sollten. Er bringt den großen Vorteil mit, auf den zentralen Positionen als Sechser, Achter und Zehner gute Voraussetzungen zu haben. Sicher hätte er sich in der Hinrunde mehr Einsatzzeiten erhofft, aber er ist fester Bestandteil unserer Planungen. Den Konkurrenzkampf wollen wir haben“, sagt der Chefplaner.

Zu guter Letzt noch ein Supervorteil Bornemann: Nämlich der, Leart Paqarada als besten Linksverteidiger der Zweiten Liga im Team zu haben – und vor allem zu behalten. Die in den vergangenen Tagen aufgekommenen Gerüchte, es gebe Inter­esse aus der US-amerikanischen Major League Soccer am Kapitän, interessieren den Sportchef nicht: „Bei uns ist kein Angebot eingegangen, und in der aktuellen Situation ist es ausgeschlossen, einen Spieler, der so wertvoll für das Team ist, abzugeben.“ Vorteil St. Pauli.

Das Testspiel in Mönchengladbach an diesem Sonnabend (14 Uhr) wird live bei Sky übertragen.