Benidorm. 29 Spieler reisen ins Trainingslager der Hamburger nach Benidorm – Medić kommt nach, Avevor muss erneut passen.

Sonne und Wolken, dazu rund 18 Grad Celsius und nur ein laues Lüftchen – das Wetter hielt für die Fußballprofis des FC St. Pauli das, was die Vorhersage prognostiziert hatte, als sie am Montagnachmittag zu ihrer ersten Trainingseinheit im neuen Jahr das Spielfeld am Rande der Hotelanlage Melià Villaitana in Benidorm betraten. Nach einer morgendlichen Busreise nach Bremen, dem gemeinsamen Charterflug mit dem Bundesligateam des SV Werder und der erneuten Bustour vom Flughafen nach Alicante dauerte diese erste Einheit an der Costa Blanca direkt zwei Stunden.

FC St. Pauli: Einziges Testspiel gegen den FC Lugano

In den kommenden Tagen, daran hat der neue Cheftrainer Fabian Hürzeler keinen Zweifel gelassen, wird es auf dem Rasen oberhalb des Stadtkerns nicht minder intensiv zur Sache gehen. „Wir absolvieren täglich zwei Einheiten“, kündigte Hürzeler schon einmal an. Freizeit ist erst für den kommenden Sonntag vorgesehen, also am Tag nach dem einzigen Testspiel des Trainingslagers gegen den Schweizer Erstliga-Vierten und Pokalsieger FC Lugano.

29 Spieler standen Hürzeler am Montagnachmittag zur Verfügung. Innenverteidiger Jakov Medić reiste am Montagabend nach. Der Kroate hatte erst tagsüber die ärztliche Freigabe erhalten, nach überstandenem grippalen Infekt wieder trainieren zu dürfen. Definitiv nicht dabei ist hingegen der ehemalige Kapitän Christopher Avevor, der wegen einer langwierigen Sprunggelenksverletzung seit November 2020 kein Spiel mehr absolviert hat. Nun seien es Adduktorenprobleme, die den 30-Jährigen von einer Teilnahme am Trainingslager abhalten.

FC St. Pauli soll für selbstbewussten Ballbesitzfußball stehen

Die restlichen Akteure werden die Zeit in Benidorm intensiv nutzen, hat Hürzeler bereits angekündigt: „Wir wollen möglichst oft auf dem Platz stehen, um die wichtigen Inhalte, auf die es mir ankommt, einzustudieren.“ Dabei hat er mit dem vergleichsweise frühen Zeitpunkt des Trainingslagers, das bereits exakt drei Wochen vor dem Wiederbeginn des Ligabetriebs zu Ende gehen wird, kein Problem. „Wir werden sehr viel mit Ball trainieren, darüber definieren wir uns auch. Wir wollen im Ballbesitz künftig noch mutiger und selbstbewusster auftreten und wollen noch bessere Abläufe haben. Jeder soll wissen, was zu tun ist“, sagte Hürzeler, der schon bei seinen ersten Einheiten als Cheftrainer in Hamburg erkennen ließ, dass er ein Perfektionist ist.

Ein Schwerpunkt soll aber auch die Balance zwischen offensiver und defensiver Qualität sein. Genau daran hatte es dem Team schon seit geraumer Zeit gemangelt. Das bisher letzte Ligaspiel, das in Karlsruhe mit einem 4:4 geendet und im Nachgang das Aus für Cheftrainer Timo Schultz nach sich gezogen hatte, war ein eklatantes Musterbeispiel für diese Defizite, die nicht nur dort wichtige Punkte gekostet hatten. Die Notwendigkeit einer durchgehenden und eben nicht nur phasenweisen Stabilität im Abwehrverhalten hat Hürzeler erkannt.

Offensive und Defensive sollen gleichermaßen trainiert werden

Er hat aber gleichzeitig einen interessanten Ansatz, diesen Punkt neben der Offensive zu verbessern. „Man kann nicht immer die einzelnen Phasen separat trainieren. Das geht im Fußball nicht. Wenn du defensive Stabilität trainierst, hast du optimalerweise immer gute Umschaltaktionen. Das heißt, wenn wir die Defensive trainieren, können wir direkt auch das offensive Umschalten trainieren. So versuchen wir, das miteinander zu vermischen“, erläutert er. Dazu nennt er ein anderes Beispiel. „Wenn wir Angriffe aus eigenem Ballbesitz trainieren, achten wir auch darauf, wie die Spieler dahinter positioniert sind für den Fall, dass wir den Ball verlieren.“ Ohne es konkret zu sagen, klingen hier schon Unterschiede zu seinem Vorgänger durch.

Wie schon in den jüngsten Trainingseinheiten in Hamburg gehört Lennart Appe aus dem U-23-Team zum Tross in Benidorm. „Er hat einen sehr guten Eindruck gemacht und kann die Intensität mitgehen in den direkten Zweikämpfen“, sagte Hürzeler über den 18 Jahre alten Verteidiger, der als Hamburgs Jugendspieler des Jahres ausgezeichnet worden war.

Im Hotelkomplex, der zur Freude Hürzelers über einen neuen Kraftraum verfügt, werden übrigens wieder weihnachtliche Klänge ertönen, 2022 schallte Michael Bublé in Dauerschleife aus den Lautsprechern. Da in Spanien das Fest erst zur Ankunft der Heiligen Drei Könige am 6. Januar gefeiert wird, wird der St.-Pauli-Tross auf diese Weise um zwei Wochen in die Vergangenheit versetzt. Geschenke aber sind nicht zu erwarten – nur den Muskelkater gibt es umsonst.

Beim Training am Montag fehlte Luca Zander (Übelkeit), der angeschlagene Igor Matanović und David Nemeth (Schambeinentzündung) arbeiteten individuell.