Hamburg. Ein Einzug des Kapitäns ins WM-Achtelfinale mit Australien wäre für seinen Club allerdings ein zweischneidiges Schwert.
Natürlich wird sich Andreas Bornemann an diesem Mittwochnachmittag von 16 Uhr an (Magenta TV) die Zeit nehmen, um sich das WM-Spiel zwischen Dänemark und Australien in seinem Büro an der Kollaustraße „mindestens mit einem halben Auge“ anzuschauen. „Das gehört zum Job dazu“, sagt der Sportchef des FC St. Pauli.
Er wird dabei weniger Ausschau nach einem für seine Mannschaft geeigneten Stürmer halten als vielmehr den einzigen Spieler seines Clubs, der bei dieser WM dabei ist, im Blick haben. Wie beim FC St. Pauli gehört der Australier Jackson Irvine auch bei den „Socceroos“ zu den festen Größen und Wortführern auf und neben dem Platz.
In den Spielen gegen Frankreich (1:4) und Tunesien (1:0) stand er in der Startformation und wurde nur im Match gegen die Franzosen in der 85. Minute ausgewechselt, als alles entschieden war. Zuvor hätte der 29-Jährige fast den 2:2-Ausgleich erzielt, als sein Kopfball an den Pfosten flog.
St.-Pauli-Kapitän Irvine hat mit Australien WM-Achtelfinale im Blick
Dank des 1:0-Siegs über Tunesien haben es Irvine und seine Kollegen aber immer noch selbst in den Füßen, das Achtelfinale zu erreichen und damit Australiens bisher größten WM-Erfolg zu egalisieren. 2006 in Deutschland scheiterte das Team von Down Under erst durch einen verwandelten Strafstoß in der Nachspielzeit am späteren Weltmeister Italien.
„Wir wollen unseren Traum wahr werden lassen und unsere Fans stolz machen. Wenn ich heimkomme, will ich in lauter glückliche Gesichter schauen“, sagte jetzt Jackson Irvine. Sein Team geht als Tabellenzweiter (3 Punkte) der Gruppe D ins Spiel gegen die drittplatzierten und um zwei Punkte schlechteren Dänen. Zum Weiterkommen reicht den Australiern ein Unentschieden nur dann nicht, wenn gleichzeitig den Tunesiern (1) ein Sensationssieg gegen Titelverteidiger Frankreich (6) gelingt.
St. Pauli winkt sechsstellige Prämie für Irvines WM-Teilnahme
Für die sportlich Verantwortlichen des FC St. Pauli wäre Irvines Achtelfinalteilnahme ein zweischneidiges Schwert. Zum einen gönnen alle ihrem einsatzfreudigen und laufstarken Vorzeigeprofi den sportlichen Erfolg auch mit seinem Nationalteam.
Zudem würde sich das Ganze auch finanziell auszahlen. Für jeden Tag der WM-Abstellung inklusive der Vorbereitung erhält St. Pauli 10.000 Dollar von der Fifa. Zu den feststehenden 17 Tagen kämen mit dem Einzug ins Achtelfinale, dort wartet der Sieger der Gruppe C, mindestens drei weitere Tage dazu. Knapp 200.000 Euro würden dann also auf das St.-Pauli-Konto fließen.
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Auf der anderen Seite aber geht Irvine mit jedem weiteren WM-Tag auch Zeit für die Regeneration verloren, die gerade für einen Spieler, der sich selbst so wenig wie seine Gegner schont, besonders wichtig wäre. „Unsere Physio-Abteilung steht mit den Australiern in einem engen Austausch und ist daher über den Belastungszustand von Jackson informiert“, berichtete Bornemann dem Abendblatt.
Unabhängig davon, wie weit die Australier im WM-Turnier noch kommen, ist vorgesehen, dass Irvine am 27. oder 28. Dezember das Training bei St. Pauli wieder aufnimmt. „Ich drücke ihm auf jeden Fall die Daumen. Wenn Jackson in einer guten mentalen Verfassung von der WM kommt, kann dies auch zur Regeneration beitragen“, sagt Bornemann.