Hamburg. Kein Licht, keine Heizung, kein Mähen: die Rasenpflege beim FC St. Pauli wird sechs Wochen lang eingestellt – mit Folgen.

Die kritische Haltung der Vereinsführung und der Mehrheit der Fans des FC St. Pauli zur Fußball-WM in Katar ist hinlänglich bekannt und nachvollziehbar. In einer Hinsicht aber hat es für den Kiezclub etwas Gutes, dass wegen des ungewöhnlichen WM-Termins in der Adventszeit der Spielbetrieb in der Zweiten Liga für elf Wochen ruht. Der Rasen im Millerntor-Stadion wird in dieser Zeit nicht nur weitestgehend geschont, er kann erstmals seit Jahren sogar sechs Wochen lang sich selbst überlassen werden.

Rasen: Warum St. Pauli auf kalten Winter hofft

Nach einer entsprechenden Vorbereitung seit dem Heimspiel am 8. November gegen Holstein Kiel wird das Geläuf, das sich im bisherigen Saisonverlauf in einem hervorragenden Zustand befunden hat und auch von gegnerischen Trainern ausdrücklich gelobt wurde, seit Ende vergangener Woche bis voraussichtlich zum 5. Januar nicht mehr aktiv gepflegt. Das bedeutet konkret, dass die Rasenheizung abgeschaltet wurde und keine künstliche Belichtung mehr stattfindet.

Diese Maßnahmen sollen sonst das Wachstum der Rasenpflanzen auch in der kühlen und dunklen Jahreszeit sicherstellen. Stattdessen wird jetzt auch das sonst notwendige regelmäßige Rasenmähen nicht mehr nötig sein. St. Paulis Chefgreenkeeper Jan Naumann hofft dementsprechend auf vergleichsweise kalte Wochen. „Dann legt sich die Pflanze in den Winterschlaf“, erklärt er.

Rasen: St. Pauli will Ressourcen sparen

Das ungewöhnliche Vorgehen soll in erster Linie zur Schonung von Ressourcen beitragen. Heizenergie, Strom für die UV-Lampen und der Treibstoff für die Rasenmäher werden jetzt gespart. Die Greenkeeper-Abteilung verfolgt zudem das Ziel , den Rasen in dieser Saison nicht mehr auszutauschen, weil diese Maßnahme nicht nur mehr als 100.000 Euro kostet, sondern auch besonders viele Mittel verbraucht und damit den selbst gesteckten Nachhaltigkeitszielen des Millerntor-Clubs widerspricht.

Und es gibt noch einen weiteren Aspekt: Ein im Erdreich verwurzelter Rasen ist belastbarer als ein frisch verlegter. Dies trägt auch dazu bei, das Risiko von Verletzungen zu reduzieren, was für die Mannschaft des FC St. Pauli in der Zweitliga-Rückrunde in ihrem Kampf um den Klassenverbleib von existenzieller Bedeutung sein kann.

Nach dem 5. Januar wird die aktive Rasenpflege wieder aufgenommen, damit sich das Spielfeld am 21. Januar wieder im gewohnt guten Zustand befindet und den Anforderungen des Profifußballs entspricht. An diesem Tag ist im Millerntor-Stadion das letzte Testspiel vor dem Wiederbeginn der Zweiten Liga geplant. Der Gegner für diese Generalprobe für den Rückrundenstart beim 1. FC Nürnberg (29. Januar, 13.30 Uhr) steht noch nicht fest. Am 5. Februar tritt dann Hannover 96 am Millerntor auf dem wiedererwachten Rasen zum Nordduell an.