Winsen. Der Rekordspieler und ehemalige Co-Trainer spricht bei Auslosung in Winsen über seine Zeit beim FC St. Pauli. Wie er das derzeitige Team sieht.
Ja, er ist noch auf dem Markt, ist weiterhin auf der Suche nach einer neuen Aufgabe als Co-Trainer im Profibereich. Und nein, die Art und Weise des Abschieds vom FC St. Pauli im Sommer 2020 hat ihm ganz und gar nicht gefallen. Zwei Aussagen von André Trulsen am Montagabend in Winsen. Auf Einladung der Sparkasse Harburg-Buxtehude war der 57-Jährige zugleich Talkgast und Losfee bei der Gruppenauslosung zum Fußball-Sparkassen-Cup der Stadt Winsen.
Das auch als Stadtpokal bekannte Fußball-Hallenturnier wird am Sonnabend, 7. Januar 2023, nach zwei Jahren Coronapause zum 35. Mal in der Winarena ausgetragen. Trulsen setzte die Reihe prominenter Gäste, vor allem vom Hamburger SV und FC St. Pauli, bei dieser Kick-off-Veranstaltung fort. Zuletzt waren im Dezember 2019 Jan-Philipp Kalla und Florian Carstens in Winsen zu Gast gewesen.
Trulsen setzt Reihe prominenter Gäste vom HSV und FC St. Pauli fort
Trulsen steht stellvertretend für die erfolgreichste Jahre des FC St. Pauli – vor allem als Spieler, aber auch als Co-Trainer. Auf dem Platz bestritt der Rekordspieler in sechs Erstligajahren 177 Einsätze für die Kiezkicker, spielte zudem für den 1. FC Köln und auch Holstein Kiel (2. Liga). Gemeinsam mit Holger Stanislawski bildete Trulsen mehr als zehn Jahre ein Trainerduo, das neben St. Pauli auch den 1. FC Köln und die TSG Hoffenheim trainierte.
Nach Stationen beim VfB Stuttgart und den Sportfreunden Lotte kehrte Trulsen 2018 als Co-Trainer ans Millerntor zurück, arbeitete unter Markus Kauczinski und Jos Luhukay abermals als Co-Trainer. „Das Jahr unter Luhukay war menschlich und sportlich nicht schön“, sagte er am Montagabend.
Neuer Trainer sollte entscheiden, mit welchen Co-Trainern er arbeiten will
Noch mehr schmerzt ihn offensichtlich die Art und Weise des Abschieds am Saisonende 2019/2020. Aufgrund der coronabedingt verlängerten Saison fand das letzte Zweitliga-Punktspiel erst kurz vor dem Vertragsende Ende Juni statt. Der Verein hätte Gespräche über eine mögliche Vertragsverlängerung mit dem Hinweis, ein neuer Trainer solle entscheiden, wen er als Co-Trainer und Torwarttrainer haben möchte, auf Eis gelegt. Der neue Trainer Timo Schultz, dessen Namen André Trulsen an diesem Abend in Winsen nicht in den Mund nimmt, entschied sich für zwei jüngere Assistenten – und Trulsen war arbeitslos.
Trulsen bricht Kontakt zum FC St. Pauli ab, der Verein sucht ihn auch nicht
„Das Verhalten des Vereins rund um meinen Abschied fand ich nicht gut. Die Erklärung für die Trennung war einfach und billig. Das sitzt noch tief“, sagte Trulsen. „Ich habe den Kontakt zum FC St. Pauli von meiner Seite abgebrochen. Der Verein hat ihn auch nicht gesucht.“
Immerhin ist der einstige Defensivspieler den Kiezkickern als aktiver Fußballer in der St.-Pauli-Traditionsmannschaft verbunden. Und natürlich drückt er der aktuellen Zweitligamannschaft die Daumen. „Es ist wieder eine Saison, in der man sich Sorgen machen muss. Sie haben die vielen Abgänge nicht kompensieren können. Aus meiner Sicht ist es zu früh, Igor Matanovic die Hauptverantwortung als Stürmer zu geben. Ihm würde ein erfahrener Nebenmann gut tun. Insgesamt braucht das Team noch ein, zwei gute Verstärkungen“, so die Einschätzung des ehemaligen Co-Trainers des FC St. Pauli.
„Die aktuelle Mannschaft hat die Klasse, die Klasse zu halten“
Trotzdem ist André Trulsen optimistisch: „Die Mannschaft hat die Klasse, die Klasse zu halten. Auf eine schlechte Halbserie könnte jetzt wieder eine gute folgen. Absteigen wird man wohl nicht.“ Was ihm aus Trainersicht in den letzten Wochen aufgefallen ist: „Ein klares Bekenntnis des Vereins zum Trainer fehlt noch.“
Auch nach fast zweieinhalb Jahren ohne Engagement im Profibereich hat André Trulsen die Hoffnung nicht aufgegeben. „Ich versuche mein Bestes, irgendwo unterzukommen. Es wird immer schwieriger, weil die Vereine eher junge Trainer im Blick haben. Du brachst aber auch die Erfahrung“, so Trulsen. Das Duo Stanislawski/Trulsen kann er sich nicht mehr an der Linie vorstellen. „Stani ist jetzt in einem anderen Business tätig, hat mit seinem Rewe-Markt genug zu tun und dazu zwei, drei andere Projekte.“
„Mehr als eine warme Mahlzeit“ – Soziales Engagement für Obdachlose
André Trulsen, der bisher auf einen Berater verzichtet, guckt sich viele Fußballspiele live im Stadion an, führt viele Gespräche und engagiert sich auch sozial. Dieser Tage organisierte er als Mitglied des Friends Cup Fördervereins beispielsweise eine Weihnachtsfeier mit Essen für Obdachlose in der Fischauktionshalle, Motto „Mehr als eine warme Mahlzeit“.
Das Fußball-Hallenturnier um den Winsener Stadtpokal wird am Sonnabend, 7. Januar 2023, zum 35. Mal ausgetragen, zum 17. Mal ist die Sparkasse Harburg-Buxtehude als Hauptsponsor dabei. Zehn Mannschaften von der Bezirksliga bis zur 2. Kreisklasse starten um 11 Uhr in zwei Vorrundengruppen in den langen Fußballtag, traditionell vor mehreren hundert Fans in der Winarena. Die ersten Vier jeder Gruppe qualifizieren sich für das Viertelfinale, gegen 18 Uhr wird Bürgermeister André Wiese den Siegerpokal übergeben.
Letzter Stadtpokalsieger im Januar 2020 war MTV Borstel-Sangenstedt
Für Ausrichter MTV Ashausen-Gehrden ist es der dritte Anlauf, nachdem der Sparkassen-Cup im Januar 2021 und 2022 jeweils den Coronaauflagen zum Opfer fiel. Titelverteidiger ist Bezirksligist MTV Borstel-Sangenstedt, der im Endspiel im Januar 2020 den TSV Winsen mit 4:0 besiegte und mit insgesamt zwölf Stadtpokalsiegen auch Rekordsieger ist. „Toll, dass wir den Stadtpokal wieder durchführen können. Mir macht vor allem die Vorrunde viel Spaß, weil man da alle Mannschaften sehen können“, sagte Bürgermeister André Wiese. „Und ich wünsche mir, dass der Stadtpokal vom Publikum wieder angenommen wird.“
Ergebnis der Auslosung, Gruppe A: MTV Borstel-Sangenstedt, SG Scharmbeck-Pattensen, Eintracht Elbmarsch (alle Bezirksliga), MTV Ashausen-Gehrden (Kreisliga) und TSV Stelle (2. Kreisklasse); Gruppe B: TSV Winsen (Bezirksliga), TSV Auetal, SG Elbdeich (beide Kreisliga), MTV Luhdorf-Roydorf und FC Roddau (beide 1. Kreisklasse)