Hamburg. Die Mannschaft von Trainer Timo Schultz blieb gegen Holstein Kiel erneut erschreckend ungefährlich in der Offensive.

Wieder nur ein Punkt statt des erhofften Befreiungsschlages im ausverkauften Millerntor-Stadion. Das 0:0 gegen Holstein Kiel am Dienstagabend brachte den FC St. Pauli im Kampf um den Klassenverbleib bestenfalls ein Schrittchen voran. Andererseits wäre diesmal ein Erfolg auch nicht wirklich verdient gewesen.

Gegen die wesentlich gefestigtere Kieler Mannschaft boten die Braun-Weißen ihr bisher schwächstes Heimspiel der Saison. „Ich habe mich sonst meist über die Unentschieden beschwert, heute können wir sehr gut damit leben“, gestand er ein. „Wir haben in dieser Saison sicher schon bessere Spiele hier gesehen. Alles in allem war Kiel in der Qualität der Chancen im Vorteil.“, erklärte Trainer Timo Schultz.

Dementsprechend nüchtern fiel das Fazit der Spieler aus. „Das war nicht, wie wir das Jahr zuhause beenden wollten. Es ist ein Punkt gegen eine wirklich gute Mannschaft, trotzdem sind wir nicht glücklich darüber, dass wir kein Tor schießen - und somit nicht gewinnen konnten“, sagte Mittelfeldspieler Jackson Irvine.

In ein ähnliches Horn bließ auch der erneut harmlose Stürmer Johannes Eggestein: „Holstein Kiel hatte die besseren Chancen, wir können nicht sagen, dass wir den Sieg verdient gehabt hätten.“

FC St. Pauli setzte gegen Kiel wieder auf die Dreierkette

Trainer Schultz hatte seine Startaufstellung gegenüber dem 0:1 bei Fortuna Düsseldorf am vergangenen Sonnabend gleich auf vier Positionen verändert, teils erzwungen, teils freiwillig. In der Innenverteidigung ersetzte Marcel Beifus den rotgesperrten Betim Fazliji. Der kosovarische Nationalspieler war am Vormittag wegen seines Kopfstoßes gegen den Düsseldorfer Dawid Kownacki für drei Spiele gesperrt worden. Der 23 Jahre alte Abwehrspieler wird damit auch am Sonnabend beim Spiel in Karlsruhe und beim Rückrundenauftakt am 29. Januar in Nürnberg fehlen.

Kurzfristig fiel auch Stürmer Etienne Amenyido aus, der „leicht angeschlagen“ war, wie es Schultz vor dem Spie bei Sky formulierte. Ihn ersetzte David. Als Nebenmann im Angriff bot der Coach erstmals seit Wochen wieder Johannes Eggestein auf. Dafür saß Lukas Daschner auf der Bank. Dort fand sich auch der zuletzt überzeugende Afeez Aremu wieder. Für ihn bekam Connor Metcalfe in seinem ersten Startelfeinsatz in der Zweiten Liga den Vorzug.

Taktisch blieb Schultz bei der seit dem 3:0 im Stadtderby gegen den HSV praktizierten Dreierformation in der Innenverteidigung, also mit dem Schweden Eric Smith in der Mitte zwischen Beifus und Adam Dzwigala. Interessant war allerdings, dass Mittelfeldspieler Marcel Hartel über die rechte statt der linken Seite die Angriffe seines Team vorbereitete. Diese Variante aber wurde nach rund 20 Minuten wieder rückgängig gemacht.

Holstein Kiel deutlich gefährlicher als St. Pauli

Kiels Trainer Marcel Rapp setzte indes auf dieselbe Startformation wie beim 4:1-Auswärtssieg am vergangenen Sonnabend beim Karlsruher SC. Nach einer beiderseits zaghaften Anfangsphase traten das Selbstvertrauen und die Eingespieltheit der Holsteiner immer stärker zutage, während das St.-Pauli-Ensemble, das so noch nie zusammengespielt hatte, seine Verunsicherung nicht verbergen konnte.

So war es durchaus glücklich für die Hamburger, dass in der ersten halben Stunde keine der sechs durchweg gefährlichen Kieler Ecken zu einem Gegentor führte. So scheiterte allein Fabian Reese bei einem wilden Getümmel im St.-Pauli-Strafraum gleich mit zwei Torschüssen aus kurzer Distanz nur knapp (21. Minute).

Aus dem Nichts bot sich dann aber doch die bis dahin beste Torchance St. Paulis Connor Metcalfe, als er im Strafraum von Eggestein bedient wurde und Kiels Torwart Tim Schreiber mit einem Schuss aus rund zwölf Metern zu einer Glanzparade mit einer Hand zwang (40.). Eine St.-Pauli-Führung zur Pause wäre allerdings nach dem Spielverlauf auch reichlich kurios gewesen.

In der Pause wurde St. Paulis langjähriges Aufsichtsratsmitglied Roger Hasenbein anlässlich seines letzten Heimspiels, das er in dieser Funktion verfolgte, geehrt. Bei der Mitgliederversammlung am 17. Dezember tritt er nicht mehr zur Wiederwahl an. Die Laudatio hielt als langjähriger Begleiter St. Paulis früherer Profi, Trainer und Sportchef Thomas Meggle.

Einen torgefährlichen Spielmacher, wie es Meggle einst war, hätte St. Pauli auch im zweiten Spielabschnitt gut gebrauchen können. Stattdessen brachte Timo Schultz Afeez Aremu als neuen „Sechser“, damit sich Jackson Irvine weiter nach vorn orientieren konnte. Erst aber war St. Paulis Torwart Nikola Vasilj schwer gefordert. Den Kopfball von Kiels Patrick Erras nach einer Ecke parierte er mit einer Blitzreaktion (65.).

FC St. Pauli: Fans schwächstem Heimspiel ernüchtert

Das war schon die letzte echte Torchance des gesamten Spiels, was einiges über den Unterhaltungswert dieses Nordduells aussagt. Daran änderte auch nichts, dass Schultz für die Schlussphase mit Lukas Daschner und Igor Matanovic noch neues Offensivpersonal auf den Rasen schickte. Am Ende machte sich auf den Rängen Ernüchterung über ein mäßiges Nordduell breit, das auch kein besseres Ergebnis als ein 0:0 verdient hatte. „Wir haben heute die Null halten können, was gut ist, aber zuhause müssen wir das dominierende Team sein und ich glaube, dass wir das heute nicht gut genug gemacht haben“, bilanzierte Irvine.

Am Ende klang „Last Christmas“ aus den Lautsprechern. Schöne Bescherung…

Schema:

  • FC St. Pauli: Vasilj – Dzwigala, Smith, Beifus – Saliakas (90.+1 Zander), Irvine, Paqarada, Hartel (90.+1 Boukhalfa), Metcalfe (54. Aremu) – D. Otto (70. Daschner), J. Eggestein (70. Matanovic).
  • Holstein Kiel: Schreiber – M. Schulz, Wahl, Si. Lorenz – Reese (89. Korb), Holtby, Erras, Kirkeskov, Skrzybski (81. Mühling), Bartels (67. Porath) – Wriedt (89. Arp).
  • Schiedsrichter: Sather (Grimma).
  • Zuschauer: 29.546.