Hamburg. Karl-Heinz Clemens hatte dem Kiezclub unter anderem falsche Abrechnungen vorgeworfen, stand am Donnerstag aber selbst vor Gericht.
- Logenbesitzer Clemens attackierte FC St. Pauli
- Kiezclub weist schwere Vorwürfe zurück
- Clemens hat weiteren juristischen Ärger
Am Donnerstagnachmittag ging der FC St. Pauli in die Offensive. Einen Tag nachdem der ehemalige Logenbesitzer Karl-Heinz Clemens,Geschäftführer der Firma Klinikbedarf Hamburg und dessen Inhaberin Andrea Stachnow, schwere Vorwürfe gegen den Zweitligaclub erhoben hatten, reagierte der Verein im Abendblatt. "Wir sind die Geschädigten", sagte Bernd von Geldern, Geschäftsleiter Wirtschaft.
Was war geschehen? Clemens und Stachnow hatten für die Saison 2021/22 im Millerntor-Stadion die Separees (Stadionlogen) 16 und 17 gemietet. Die Kosten sollen sich auf rund 220.000 Euro belaufen haben. Die Rechnung, die vom FC St. Pauli übermittelt wurde, soll aber 360.000 Euro ausgewiesen haben. "Wir wollen aufdecken, wie St. Pauli wirklich ist. Der heilige Verein ist die größte Lüge der Bundesliga. Da werden für Menschen Welten zusammenbrechen“, hatte Clemens der „Bild“-Zeitung gesagt.
Zoff um Logen: St. Pauli wehrt sich: "Wir sind die Geschädigten"
Clemens und Stachnow werfen St. Pauli unseriöse Geschäftsgebaren vor und erheben weitere schwere Vorwürfe. So soll die Firma Klinikbedarf Hamburg im Januar 2021 das Separee 18 zum Preis von 47.600 Euro angemietet haben. Auch diese Rechnung soll laut Clemens und Stachnow fehlerhaft gewesen und so vom Finanzamt nicht anerkannt worden sein. "Ich habe immer darauf gedrängt, dass ich eine korrigierte Rechnung bekomme. Aber es kamen nur Ausflüchte“, klagt Clemens.
Doch damit nicht genug. St. Pauli soll den Erstattungsansprüchen für die Geisterspiele wegen der Corona-Pandemie nicht nachgekommen sein. Es soll um 4165 Euro pro Partie gegangen sein. „Die Rückvergütung wurde uns verweigert. Geschäftsführer Bernd von Geldern hat behauptet, wir hätten keine Loge“, sagt der ehemalige Logenbesitzer. Der krasse Vorwurf: „Pauli hat das Separee zu diesem Zeitpunkt doppelt vermietet“, so Clemens. Angeblich an einen Hotelbetrieb aus Flottbek.
Zudem sagte Clemens, dass er auf den Kosten des Umbaus zweier Logen in Höhe von 40.000 Euro sitzengeblieben sei. "Wir sollten die Arbeiten ausführen und in Rechnung stellen. Als wir fertig waren, sagte Bereichsleiter Martin Geisthard, wir sollten klagen, um unser Geld zu bekommen“, ärgert sich Clemens.
FC St. Pauli will juristisch gegen Vorwürfe von Clemens vorgehen
Bei St. Pauli wehrt man sich massiv gegen die schweren Vorwürfe. Am 11. Januar treffen sich der Geschäftsführer von Klinikbedarf Hamburg und der Verein vor dem Landgericht Hamburg. Die FC St. Pauli Vermarktungs GmbH und Co KG hat eine Klage gegen die Firma von Clemens eingereicht.
Bei dem Verfahren geht es um nicht gezahlte Rechnungen von Clemens für die Nutzung zweier Vip-Logen. "Wir haben mehrfach das Gespräch gesucht“, sagt Geschäftsleiter Wirtschaft Bernd von Geldern. Doch der Zahlungsaufforderung kam Clemens nicht nach. Deshalb sehen sich der Unternehmer und St. Pauli zu Beginn des neuen Jahres vor Gericht. "Wir sind dem Wohl des FC St. Pauli verpflichtet und können es nicht einfach auf sich beruhen lassen, wenn dem Club relevante Einnahmen verloren gehen", stellt von Geldern klar.
Der Geschäftsleiter des Kiezclubs blickt man trotz der Vorwürfe gelassen auf die Verhandlung vor dem Landgericht. "Dort werden alle Fragen unabhängig beurteilt werden. Wir haben nichts zu verbergen. Vielmehr ist der FC St. Pauli der Geschädigte in dieser Angelegenheit. Wir werden es nicht hinnehmen, dass unseren Mitarbeitenden öffentlich Fehlverhalten vorgeworfen wird, obwohl es dafür keine Anhaltspunkte gibt", sagte von Geldern dem Abendblatt.
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Von Geldern kritisierte den ehemaligen Logen-Mieter, der über die Bild-Zeitung Falschbehauptungen lanciert haben soll, um den FC St. Pauli zu diskreditieren. "Tatsächlich hat die Klinikbedarf Hamburg aufgrund eines Sponsoringvertrages umfassende Sponsoringleistungen in Anspruch genommen, diese jedoch nicht bezahlt.“ Gegen entsprechende Falschbehauptungen werde die FC St. Pauli Vermarktungs GmbH & Co. KG mit den notwendigen juristischen Mitteln vorgehen, erklärt von Geldern.
Logenbesitzer Clemens stand am Donnerstag vor Gericht
Unter anderem geht es um den Vorwurf, St. Pauli habe ein von Clemens für Corona-Tests zur Verfügung gestelltes Zelt an der Kollaustraße verschwinden lassen und Mietkosten in Höhe von 142,80 Euro pro Monat nicht bezahlt. "Tatsächlich ist nie eine Rechnung gekommen, auch auf Nachfrage nicht – und das Zelt wurde daraufhin eingelagert“, sagte Vereinssprecher Patrick Gensing. „Der Besitzer kann es sich gerne an der Kollau abholen. Den Platz können wir auch besser nutzen", so Gensing.
Vor Gericht ging es nach Abendblatt-Informationen für Clemens bereits an diesem Donnerstag. Die gmd pharma GmbH, ein Großhändler für Medizinbedarf, klagte gegen den Unternehmer. Es ging um nicht gezahlte Rechnungen für die Lieferung von insgesamt 11.680 Covid-19 Selbsttests. Der Schaden beläuft sich auf rund 36.000 Euro. Einen Teilbetrag in Höhe von rund 22.000 Euro wurden von der Beklagtenseite bereits im Dezember 2021 anerkannt, so dass es nun um den Restbetrag von rund 14.000 Euro ging. Ein Urteil soll am 3. November fallen.