Hamburg. Die Mannschaft von Trainer Timo Schultz muss den Blick nach dem verdienten 0:2 in Regensburg nach unten richten.

An Selbstkritik und harten Analysen mangelte es den Protagonisten des FC St. Pauli nicht, als sie am Sonntagnachmittag nach dem 0:2 (0:2) beim SSV Jahn Regensburg Rede und Antwort standen. „Sich wehren, Zweikampfhärte zeigen und Dinge bis zum Ende auch im Sechzehnmeterraum durchzuziehen – das schaffen wir im Moment gerade nicht“, stellte Trainer Timo Schultz ernüchtert fest.

Diesmal wollte er auch von all den für sein Team positiven Statistiken (siehe unten) nichts wissen. Denn der eine, wirklich entscheidende Zahlenvergleich sprach an diesem Tag gegen sein Team: 0:2 Tore. Was nützen da positive Prozentanteile in Sachen Ballbesitz, Ecken, Zweikämpfe und Torschüsse?

St. Pauli konnte auch stark verunsicherte Regensburger nicht schlagen

„Am Ende geht es im Fußball darum, vorn Tore zu schießen und hinten zu verhindern“, stellte Schultz klar, das gelinge seinem Team derzeit nicht gut. „Das ist unser Kernproblem. Tatsächlich war das 0:2 im Jahnstadion nun das fünfte Spiel in Serie ohne Sieg. Wieder setzte es zwei Gegentore, und das von einer Regensburger Mannschaft, die zuvor sechs Matches in Folge keinen Treffer erzielt und verunsichert gewirkt hatte. Doch weder dies noch die Tatsache, dass die gesperrten Stammkräfte Benedikt Gimber und Steve Breitkreuz fehlten, konnte St. Pauli nutzen.

„Nach neun Spieltagen hat die Tabelle eine gewisse Aussagekraft“, sagte Schultz weiter. „Wir haben gute Spiele gezeigt, aber auch viele, in denen es nicht reichte, drei Punkte zu bekommen. Wir müssen Lösungen finden, um besser aus der Pause zu kommen. Das Programm wird nicht leichter“, sagte Schultz. Am 1. Oktober kommt der 1. FC Heidenheim.

FC St. Pauli nur noch zwei Punkte von der Abstiegszone entfernt

Tatsächlich heißt die Zweitligatabelle den FC St. Pauli jetzt im Kampf gegen den Abstieg herzlich willkommen. Auf ganze zwei Punkte ist der Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 geschrumpft, den der nächste Auswärtsgegner Eintracht Braunschweig belegt. Die direkten Abstiegsränge 17 und 18 sind nur noch drei Zähler entfernt. Nach oben hingegen beträgt der Rückstand zum Aufstiegsrelegationsplatz nun schon acht Punkte.

„Es liegt immer an der letzten Konsequenz. Wir brauchen auch vorn mehr Konzentration“, forderte der eingewechselte Stürmer Igor Matanovic. „Schon beim Warm-up fehlt vielleicht das Feuer. Wir müssen mehr Emotionen reinbringen. Das fehlt uns einfach. Dafür wurden wir eiskalt bestraft.“

Auch Außenverteidiger Luca Zander, dienstältester Spieler seines Teams, hat diesen Mangel erkannt. „Es war einfach zu wenig von uns. Es kann nicht sein, dass wir erst mal zwei Gegentore brauchen, um Vollgas zu geben“, sagte er. „Wir müssen uns auf dem Platz mehr pushen. Das hat mir gefehlt.“

Dabei hätte das Spiel sehr früh eine andere Richtung nehmen können, als Kapitän Leart Paqarada zum Freistoß von der Strafraumgrenze (3.) schritt, nachdem Maximilian Thalhammer St. Paulis Stürmer Etienne Amenyido dort heftig abgeräumt und dafür umgehend Gelb gesehen hatte. Mit diesem Freistoß sollte stattdessen St. Paulis Untergang in der Donaustadt seinen Anfang nehmen. Allerdings war hier noch Pech im Spiel, dass der Flachschuss Paqaradas am linken Pfosten landete und der Nachschuss von Jackson Irvine von Ex-St.-Paulianer Christian Viet kurz vor der Torlinie geklärt wurde.

Ehemaliger St.-Pauli-Profi ärgerte die alten Kollegen

Überhaupt Christian Viet! Der 23 Jahre alte gebürtige Buxtehuder sollte auch in der Folge seinen früheren Club, von dem er in der vergangenen Saison noch an die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund verliehen und im vergangenen Sommer fest nach Regensburgs transferiert worden war, richtig ärgern. Seinen Stolperer im Strafraum wertete Schiedsrichter Nicolas Winter erst nach Eingreifen von Videoassistent Felix Zwayer und Betrachten am Bildschirm als Foul von Betim Fazliji. Andreas Albers überwand per Strafstoß St.-Pauli-Torwart Nikola Vasilj zum 1:0, der in die richtige, aus seiner Sicht linke Ecke getaucht war.

Schließlich gab Viet auch aus dem linken Halbfeld die weite Flanke, die erneut der lange Däne Albers sträflich unbedrängt per Kopf zum 2:0 nutzte. „Wir hatten Christian nicht die gewünschte Spielzeit in Aussicht stellen können. Deshalb hat er sich für einen Wechsel nach Regensburg entschieden“, erläuterte Schultz nach dem Spiel, warum das St.-Pauli-Eigengewächs jetzt beim Gegner spielt und am Sonntag seinem Ex-Club so sehr wehtun konnte.

Schema:

  • SSV Jahn Regensburg: Stojanovic – Faber, Elvedi, Kennedy, Viet (90. Yildirim) – Thalhammer, Idrizi (70. Caliskaner) – Shipnoski (90. Nachreiner), Albers, Mees (59. Makridis) – Owusu (70. Vizinger).
  • FC St. Pauli: Vasilj – Saliakas (73. Zander), Nemeth, Medic, Paqarada (62. Ritzka) – Irvine, Fazliji (46. Metcalfe) – Daschner (79. Dzwigala), Hartel – Amenyido, Johannes Eggestein (46. Matanovic).
  • Tore: 1:0 Albers (8./FE), 2:0 Albers (40.).
  • Schiedsrichter: Nicolas Winter (Hagenbach).
  • Zuschauende: 12.124.
  • Gelbe Karten: Thalhammer, Owusu – Medic (2), Daschner (3), Irvine (5), Metcalfe, Hartel.
  • Statistik: Torschüsse: 7:13, Ecken: 1:5, Ballbesitz: 36:64 Prozent. Zweikämpfe: 104:108. Laufleistung 117,1:115,4 km.