Hamburg. Der FC St. Pauli hat die Zusammenarbeit mit dem Uni-Dozenten reduziert. Das hat auch mit dem Verlauf der vergangenen Saison zu tun.

Es war nur ein kleines Detail auf dem Mannschaftsfoto des FC St. Pauli, das schon vor einigen Wochen den bisher nicht kommunizierten Vorgang verriet. Sportpsychologe Christian Spreckels fehlte auf diesem offiziellen Teambild. Vor einem Jahr hatte er dagegen noch als Mitglied des Funktionsteams für das damalige Mannschaftsfoto posiert.

Und auch auf dem Trainingsplatz war der 57 Jahre alte Dozent der Hamburger Uni zuletzt nicht mehr präsent, nachdem er bis zum Ende der vergangenen Saison meist einmal pro Woche die Übungseinheiten vor Ort verfolgt und das Verhalten der Spieler in bestimmten Situationen beobachtet hatte.

FC St. Pauli: Spreckels wird sich nicht mehr bei der Mannschaft aufhalten

Auf Nachfrage des Abendblatts bestätigte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann (50) den Vorgang. „Wir haben uns entschlossen, die Zusammenarbeit mit Christian Spreckels zu reduzieren, aber nicht zu beenden. Er erstellt für uns weiterhin Profile der Spieler, vor allem der Neuzugänge, und führt Feedbackgespräche. Die Ergebnisse erhalten auch die Trainer für ihre Arbeit“, erläuterte er. Im Kreise der gesamten Mannschaft aber hält sich Spreckels jetzt nicht mehr auf.

„Den Spielern steht es natürlich weiterhin frei, individuell mit ihm zu arbeiten. Wir sind grundsätzlich sehr offen für Neuerungen, zum Beispiel auch im medizinischen und athletischen Bereich. Deshalb hatten wir auch die Zusammenarbeit mit Christian Spreckels begonnen. Wir wägen aber auch immer wieder ab, auf welche Maßnahmen wir den Fokus legen wollen. Daher haben wir uns für diese Saison entschieden, die Zusammenarbeit wieder zu reduzieren“, sagte Bornmann weiter.

Ohnehin hätten die einzelnen Spieler ein sehr unterschiedliches Interesse an der Arbeit mit einem Sportpsychologen. „Wenn einige das als Zwang empfinden, ist es nicht zielführend. Sie sollen nicht das Gefühl haben, dass es ihnen negativ ausgelegt wird, wenn sie das Angebot nicht annehmen“, begründete St. Paulis Sportchef den Entschluss.

FC St. Pauli verzichtet auf PR-Reise in der WM-Pause

Eine Rolle dürfte zudem gespielt haben, dass sich die meisten Spieler in der Rückrunde der vergangenen Saison, als der Aufstieg noch verspielt wurde, auch mental nicht gerade als stark und widerstandsfähig erwiesen hatten – nach rund eineinhalbjähriger Arbeit mit Spreckels, der zuvor unter Trainer Markus Gisdol bei den HSV-Profis gearbeitet hatte.

Unterdessen hat der FC St. Pauli auch seine Pläne für eine Überseereise während der WM-Pause zu den Akten gelegt. Nach dem Ende der Zweitliga-Hinrunde am 13. November war der nach 2018 und 2019 dritte USA-Trip, diesmal nach Kalifornien, oder eine erstmalige Reise nach Australien vorgesehen gewesen. „Wir haben uns entschlossen, auf die angedachte Reise in der WM-Pause komplett zu verzichten.

Die Option Australien ist deshalb nicht mehr sinnvoll, weil unsere beiden australischen Spieler möglicherweise an der WM teilnehmen und dann nicht dabei wären“, sagte Bornemann. Tatsächlich hat Jackson Irvine (29) als Stammspieler das WM-Ticket praktisch sicher. Aber auch sein St.-Pauli-Mittelfeldkollege Connor Metcalfe (22) wurde am Mittwoch nach längerer Pause wieder zum Nationalteam eingeladen – für die Tests gegen Neuseeland am 22. und 25. September.

„Eine Reise wieder in die USA hätte den Nachteil, dass die Teams der MLS ihre Saison Anfang November beenden und Mitte des Monats nicht als Testspielgegner zur Verfügung stehen“, erklärte Bornemann. „Zudem muss angesichts der Energiekrise hinterfragt werden, ob es sinnvoll ist, mit der Mannschaft durch die halbe Welt zu jetten.“ Der HSV startet derweil seine USA-Reise direkt nach dem Heimspiel gegen Sandhausen (12. November).