Hamburg/Regensburg. Regensburgs Sportchef spricht vor dem Spiel gegen seinen ehemaligen Verein über personelle Umbrüche und die aktuelle Krise.

Am Dienstag machte sich Roger Stilz wieder auf den Rückweg von Berlin nach Regensburg. Der Geschäftsführer Sport des SSV Jahn Regensburg war am Montag und Dienstag bei der Tagung der Sportchefs der 36 Clubs der Ersten und Zweiten Liga im Olympiastadion. Dort traf der 45-Jährige auch auf St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann (50), unter dem er bis Anfang 2021 als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) erfolgreich tätig war.

FC St. Pauli: Duell der kriselnden Clubs in Regensburg

Am diesem Sonntag sehen sich die beiden früheren Weggefährten schon wieder. Dann muss der FC St. Pauli im Regensburger Jahnstadion beim SSV antreten. Es wird das Duell zweier seit einigen Wochen kriselnder Teams, die beide dringend einen Sieg benötigen, um ihre jeweilige negative Tendenz zu beenden. Der FC St. Pauli hat bekanntlich seit vier Spielen nicht mehr gewonnen und verspielte zuletzt zweimal eine 1:0-Führung. Dazu kommt, dass das Team seit dem 26. Februar (3:1 in Ingolstadt) auswärts nicht mehr gewonnen hat.

Noch ernüchternder ist die Entwicklung bei den Regensburgern nach ihrem überraschend starken Saisonstart mit Siegen gegen Aufstiegskandidat Darmstadt 98 (2:0), bei Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld (3:0) und dem Pokaltriumph im Elfmeterschießen gegen Bundesligist 1. FC Köln. Seither aber hat das Team von Trainer Mersad Selimbegovic in sechs Partien kein einziges Tor mehr geschossen, nur noch zwei Punkte geholt und mit dem 0:6 im Heimspiel gegen den Karlsruher SC einen Nackenschlag bekommen, der mental schwer zu verkraften war.

„Wir müssen kritisch mit dieser Situation umgehen und in der Analyse hart zu uns sein. Die Tendenz ist ja leider eindeutig. Wir müssen das ernst nehmen und tun das auch“, sagte Stilz jetzt im Gespräch mit dem Abendblatt. Auch in der vergangenen Saison war der Jahn ganz stark gestartet, stand nach vier Siegen aus den ersten vier Spielen an der Tabellenspitze, verlor dann 0:2 bei St. Pauli und musste am Ende bis zum drittletzten Spieltag warten, ehe die 40-Punkte-Marke endlich erreicht und damit der Klassenverbleib auch definitiv gesichert war.

„Mut und Überzeugung in der Arbeit gegen den Ball machen uns stark. Das ist die Basis. Wenn wir da gut sind, ist mir auch nicht bange, dass wir wieder Tore schießen. Wir müssen aber auch daran glauben“, sagt Stilz jetzt über den Weg aus der Krise. Immerhin habe die Mannschaft ja auch in dieser Saison schon gezeigt, dass sie erfolgreich spielen kann. „Das waren keine geschenkten Siege“, sagt Stilz.

Regensburg vollzog einen großen personellen Umbruch

Ähnlich wie bei St. Pauli gab es auch beim SSV Jahn in der Sommerpause größere personelle Veränderungen. Die Leistungsträger Alexander Meyer (Dortmund), Eric Wekesser (Nürnberg), Max Besuschkow (Hannover) sowie die ans Millerntor gegangenen Carlo Boukhalfa und David Otto verließen den Verein. „Das muss sich bei beiden Clubs alles wieder neu finden, nur bei uns mit anderen finanziellen Möglichkeiten. Ich glaube, St. Pauli hat das gut gemacht. Die Mannschaft hat Qualität und man merkt ihr immer an, dass sie spielerische Lösungen sucht. Das wird sich auf Dauer auszahlen“, sagt Stilz über das Team seines Ex-Vereins, für den er knapp fünf Jahre tätig war und diverse Talente auf ihrem Weg in den Profikader intensiv begleitete.

Natürlich verfolgt er, wie sich die Offensivspieler Otto und Boukhalfa bei St. Pauli entwickeln, die in der abgelaufenen Saison noch als Leihgaben für den Jahn spielten. „David hat seine Stärken in einem guten Abschluss – gerade mit einem Kontakt. Daher ist es ideal, wenn er nah am gegnerischen Tor agiert. Carlo ist sehr variabel einsetzbar, kann auf der Zehn und Acht sehr gut spielen, bringt den notwendigen läuferischen Umfang mit und kann einfach gut kicken“, sagt der Schweizer über die beiden, die noch auf ihren ersten Ligatreffer für Braun-Weiß warten.

Stilz sieht spielerischen Vorteil beim FC St. Pauli

Angesichts der angespannten Situation beider Teams liegt nahe, was Stilz vom Duell am Sonntag erwartet: „Es wird richtig zur Sache gehen und von vielen Zweikämpfen geprägt sein. Ich glaube schon, dass sich über die Zweikämpfe auch vieles entscheiden wird. St. Pauli hat sicher einen noch spielerischeren Ansatz als wir.“ Für genug Gesprächsstoff mit Andreas Bornemann wird gesorgt sein.