Hamburg. Neuzugang Manolis Saliakas stand in allen bisherigen Pflichtspielen in der Startelf. Beim Einleben in Hamburg half ihm ein alter Bekannter
Große Anpassungsschwierigkeiten hatte Manolis Saliakas beim FC St. Pauli nicht. Das Trainingslager in St. Leonhard in Passeier (Südtirol) war erst wenige Tage alt, da betonten einige Mitspieler schon, dass der griechische Neuzugang ein besonders lustiger Zeitgenosse sei. Und das, obwohl es zumindest in sprachlicher Hinsicht Startprobleme gab. Saliakas spricht noch kein Deutsch, und weil sein Englisch nicht ganz „Téleios“ (zu Deutsch: perfekt) ist, bekam er beim Pressetermin am Mittwoch Unterstützung einer Dolmetscherin.
FC St. Pauli: Sprachbarriere hindert Saliakas bisher nicht
„Trotz Sprachbarriere funktioniert Humor einfach über Gesten und Mimik. Deshalb nehmen mich die anderen Spieler wahrscheinlich auch als witzigen Menschen wahr“, sagt Frohnatur Saliakas und betont: „Generell ist es so, dass ein sehr gutes Miteinander herrscht und wir uns gut verstehen. Dadurch entstehen natürlich auch ein paar Insiderwitze.“
Auf dem Fußballplatz möchte der 25-Jährige ohnehin eher Taten statt Worte sprechen lassen. In allen Pflichtspielen der bisherigen Saison stand der Rechtsverteidiger, der im Sommer ablösefrei vom griechischen Erstligisten PAS Giannina gekommen war, von Beginn an auf dem Feld. „Es war schon eine Umstellung vom griechischen zum deutschen Fußball. Die Intensität im Training und in den Spielen, aber auch die Erwartungshaltung der Fans ist höher“, beschreibt Saliakas.
Der FC St. Pauli sei ihm schon vor seiner Verpflichtung ein Begriff gewesen: „St. Pauli ist auch in Griechenland eine bekannte Mannschaft. Ich hatte viel über den Verein gehört und gelesen, auch was die Werte angeht.“ Dazu beigetragen haben dürfte auch, dass er in Griechenland mit dem früheren St.-Pauli-Angreifer Jan Marc Schneider (28) zusammenspielte.
Saliakas verdrängte St. Paulis dienstältesten Profi aus dem Team
Von einem anderen ehemaligen St.-Pauli-Stürmer, Dimitrios Diamantakos (29), bekam Saliakas Tipps, um sich in Hamburg einleben zu können. Neue Kontakte habe er dadurch vor allem im griechischen Restaurant O-Feuer an der Sternschanze geknüpft. „Ich bin zum ersten Mal im Ausland, aber habe mich hier recht schnell zurechtgefunden“, sagt „Manos“, der in Eppendorf wohnt und regelmäßig von Freundin Evelina besucht wird.
Heimisch geworden ist Saliakas auch auf der rechten Abwehrseite, wodurch Luca Zander, immerhin der dienstälteste St.-Pauli-Profi, derzeit nur ein Reservistendasein fristet. Beide gehen professionell mit der Situation um: „Es herrscht eine positive Konkurrenz. Wir geben beide unser Bestes, ob auf dem Trainingsplatz oder im Spiel. Wir respektieren die Entscheidung, die der Trainer trifft.“
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Sich selbst sieht Saliakas als intensiven und aggressiven Spieler, der auch nach vorne Impulse setzen kann; einer der Hauptgründe, warum die Verantwortlichen den Griechen, der auch als guter Flankengeber gilt, verpflichteten. Die Offensive der Kiezkicker war in den vergangenen Spielzeiten vor allem durch die linke Abwehrseite bestimmt. Insbesondere, weil dort der Platz von St. Paulis bestem Vorlagengeber Leart Paqarada ist. „Über die linke Seite sind wir eingespielter. Ich habe aber das Gefühl, dass es sich immer mehr ausgleicht“, meint Saliakas.
FC St. Pauli Saliakas nimmt regelmäßigen Deutschunterricht
Seine bisher einzige Vorlage lieferte er am vierten Spieltag beim 3:0-Sieg über den 1. FC Magdeburg, als Johannes Eggestein seine Flanke per Kopf zum zwischenzeitlichen 2:0 verwertete. Gegen den SV Sandhausen (Sonntag, 13.30 Uhr, Sky live) würde er diese Bilanz nur allzu gerne ausbauen, wenngleich der Teamerfolg natürlich im Vordergrund steht. „In dieser Liga ist jeder Gegner stark. Wenn wir Willensstärke zeigen und die Inhalte aus dem Training umsetzen, glaube ich, dass wir gewinnen können.“
Sportlich hat Saliakas vor allem ein konkretes Ziel: „Ich möchte jeden Tag besser werden.“ Und auch außerhalb des Platzes sind die Ambitionen groß: „Seit Tag eins nehme ich Deutschunterricht. Ich möchte das auch vertiefen, weil ich mich hier sehr wohl fühle und lange beim FC St. Pauli bleiben möchte.“ Dann dürften Spaßvogel Saliakas auch sprachlich keine Grenzen mehr gesetzt sein.