Hamburg. Der Präsident des Kiezclubs will in seiner zweiten Amtszeit im Präsidium der DFL über heikle Themen diskutieren und abstimmen lassen.
Es ist gleich ein ganzes Bündel an Themen, die im Kopf von Oke Göttlich herumschwirren, wenn er an diesem Dienstag nach Dortmund aufbricht. Nach einem Empfang am Abend steht am Mittwoch im Goldsaal der Westfalenhalle die alle drei Jahre stattfindende Generalversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) auf dem Programm. 2019 war der Präsident des FC St. Pauli erstmals in das Präsidium des Ligaverbandes gewählt worden, jetzt kandidiert der 46 Jahre alte Unternehmer, der seit Anfang Juli erster hauptamtlicher Präsident des FC St. Pauli ist, erneut für einen Platz im Präsidium – als Vertreter der 18 Zweitligaclubs.
„Es zeichnet sich ab, dass das neue Präsidium eher eine Allianz der etwas größeren Clubs sein wird. Umso wichtiger ist es, dass ich als Vertreter der Zweitligaclubs meine Stimme erhebe. Es geht insbesondere darum, dass die mittleren und kleineren Vereine innerhalb der DFL nicht abgehängt werden“, sagt Göttlich im Gespräch mit dem Abendblatt.
FC St. Pauli "wird protestierende Rolle einnehmen"
„Wir sollten nicht die ganze Zeit dem Thema internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhängen, sondern stärker im Blick haben, wie das nationale Produkt weiter interessant bleibt oder wieder interessanter wird.“ Die Erfahrungen der vergangenen drei Jahre haben ihn darin bestätigt, sich aus der reinen Oppositionsrolle gegenüber der scheinbar übermächtigen DFL selbst in die Verantwortung zu begeben.
„Wenn der FC St. Pauli nicht im DFL-Präsidium vertreten wäre, würden manche Entscheidungen noch stärker und schneller in eine rein kommerzielle Richtung gehen. Natürlich muss ich auch mal Entscheidungen mittragen, bei denen ich mich schwertue, dennoch ist man gestaltend dabei und trägt dazu bei, dass Dinge nicht völlig aus dem Ruder laufen“, sagt Göttlich. Und weiter: „Der FC St. Pauli wird immer eine protestierende Rolle einnehmen, aber eben im Rahmen der ,Regierung‘, wenn man es so sehen will.“
Umgang der Polizei mit Fans wird diskutiert
Ganz besonders brennt Göttlich aufgrund aktueller Vorkommnisse auf den Nägeln, wie in verschiedenen Städten von Behörden und der Polizei mit Auswärtsfans umgegangen wird. „Wenn wir den Fan wieder in den Mittelpunkt unserer Interessen nehmen wollen, müssen wir auch mit den Behörden darüber sprechen, wie wir in Zukunft Fußballspiele begleiten wollen“, sagt er.
„Betrachten wir Auswärtsfahrten inzwischen als hoch aufgerüstete Demoveranstaltungen oder sehen wir sie als Ausflug von netten Menschen, die mal eine andere Stadt besuchen wollen und dabei auch noch ein Fußballspiel sehen? Derzeit ist die zweite Variante so gut wie nicht mehr organisiert möglich. Das haben wir zuletzt beim Spiel Wolfsburg gegen Werder Bremen deutlich gesehen.“ Dort waren Bremer Fans schon am Wolfsburger Bahnhof von der Polizei massiv und ohne konkreten Anlass intensiv kontrolliert und daran gehindert worden, in die Stadt zu gehen.
FC St. Pauli: 50+1-Regel im Fokus
Natürlich wird auch die 50+1-Regel und deren notwendige Modifikation eine große Rolle bei der DFL-Tagung spielen. Bekanntlich hatte das Bundeskartellamt diese Regelung, die bei den Profiabteilungen eine Besitzmehrheit des jeweiligen Muttervereins vorschreibt, für rechtens erklärt, aber die drei Ausnahmen Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim kritisiert.
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„Das Thema wird jetzt in die entscheidende Phase gehen. Unser Ziel ist es, die kritisierte Ausnahmeregelung bis zur nächsten Lizenzierung im März 2023 entsprechend zu verändern. Sonst würden wir für die kommende Saison einen Wettbewerb zulassen, der nicht mehr den Regularien entspricht“, stellt Göttlich klar. Zeitdruck ist also durchaus gegeben.