Hamburg. Der neue Verteidiger des FC St. Pauli lebt erstmals nicht mehr im Elternhaus. So fühlt er sich in Hamburg.

Neue Stadt, neuer Verein, neue Kollegen, neuer Trainer – das alles hat Betim Fazliji zu verarbeiten, seit es den vielseitig einsetzbaren Abwehrspieler vor gut zwei Wochen vom FC St. Gallen zum FC St. Pauli zog. So weit ist es das Übliche, wenn Fußballprofis den Club wechseln.

Beim 23 Jahre alten Fazliji kommt noch eine weitere Erfahrung dazu. „In St. Gallen habe ich bis zuletzt noch bei meinen Eltern gewohnt“, verrät der 1,86 Meter große, athletisch wirkende Verteidiger bei seinem ersten Mediengespräch in Hamburg. „Bisher ist es eine schöne Erfahrung“, sagt er über diesen wichtigen Schritt zum Erwachsenwerden. „Aber ich freue mich auch schon darauf, dass mich meine Eltern nächste Woche das erste Mal besuchen werden.“

FC St. Pauli: Betim Fazliji spielte acht Jahre für St. Gallen

Rund 800.000 Euro Ablöse hat der FC St. Pauli an den Erstligisten aus der Ost-Schweiz für Fazliji überwiesen, der auch eine Anfrage des kommenden Gegners 1. FC Kaiserslautern vorliegen hatte, wie er jetzt bestätigt. „Für mich kam aber nur St. Pauli infrage“, sagt er. Dazu beigetragen hat St. Paulis Kapitän Leart Paqarada (27). Beide kennen sich aus der Nationalmannschaft des Kosovo. „Ich habe mit ,Paqa‘ telefoniert und gefragt, wie die Mitspieler und der Trainer so sind. Das Erste, was er mir sagte, war: ,Du musst sofort hierherkommen.‘ Und wie ich ,Paqa‘ kenne, erzählt er keinen Quatsch“, berichtet Fazliji.

Seit er 15 Jahre alt war, hatte er für den FC St. Gallen gespielt und sich zum Führungsspieler der Erstligamannschaft entwickelt. Sein Abschied löste trotz der pekuniären Entschädigung wenig Freude aus. „Mit diesem Transfer bin ich nicht wirklich glücklich. Wir wollten Fazliji unbedingt behalten“, sagte St. Gallens Sportchef Alain Sutter. Entsprechend hatte ihm der Ex-Nationalspieler auch im Frühjahr eine vorzeitige Vertragsverlängerung angeboten, doch Fazliji lehnte ab. St. Gallen verlor den Kampf um einen „Spieler mit hoher Sozialkompetenz“ (Sutter).

Im Übrigen lebt Fazliji jetzt nicht nur in einer fremden Stadt allein, sondern sagt auf Nachfrage auch frei heraus: „Ich bin Single.“ Und schiebt dann schnell hinterher: „So kann ich mich ganz auf das Fußballspielen konzentrieren.“ Trainer Timo Schultz wird es gern hören.

Der vom VfB Stuttgart umworbene Verteidiger Jakov Medic (23) und Mittelfeldspieler Eric Smith (25) absolvierten am Mittwoch nur eine individuelle Einheit im Kraftraum.