Hamburg. Zunächst war Nürnberg die bestimmende Mannschaft am Millerntor. Doch ein Freistoß veränderte den Spielverlauf komplett.

Jubel und Erleichterung am Millerntor. Der FC St. Pauli ist mit dem 3:2 (3:0) gegen den 1. FC Nürnberg erfolgreich in die neue Saison der Zweiten Liga gestartet, musste am Ende aber noch ein bisschen zittern. Jackson Irvine, Leart Paqarada und Lukas Daschner waren die Torschützen für die Kiezkicker.

„Wir sind sehr froh über diesen Start in die Saison. Wir haben es über weite Strecken sehr gut gemacht und sehr wenig zugelassen“, lobte St. Paulis Trainer Timo Schultz sein Team. „Es ist immer gut, mit einem Sieg in die Saison zu starten. Ich war überrascht, wie gut es schon in den Abläufen vor allem in der ersten Halbzeit gestimmt hat“, sagte Kapitän Leart Paqarada. „Es war ein verdienter Sieg.“

Bereits vor dem Spiel war St. Paulis früherer Cheftrainer, Technischer Direktor und Wertebotschafter Ewald Lienen (68) offiziell verabschiedet worden. In seiner Ansprache lobte er die Fans des Kiezclubs ausdrücklich. „Ihr habt diesen Club zu dem gemacht, was er heute ist – ein Leuchtturm im Fußballgeschäft“, sagte er. Danach drehte er wie früher als Trainer seine Runde auf dem Rasen und wurde von den Fans gefeiert.

FC St. Pauli: Schultz verzichtet gegen Nürnberg auf Überraschungen

St. Paulis Trainer Schultz hatte in seiner Startelf auf Überraschungen verzichtet. Vor Torwart Dennis Smarsch bildeten Neuzugang Manolis Saliakas als Rechtsverteidiger, Adam Dzwigala und Jakov Medic als Innenverteidiger sowie Kapitän Leart Paqarada als Linksverteidiger die Viererkette. Als Sechser vor der Abwehr agierte der Schwede Eric Smith, die Halbpositionen in der Mittelfeldraute bildeten Jackson Irvine und Marcel Hartel, während Lukas Daschner auf der Zehn agierte. Als Sturmspitzen standen Neuzugang Johannes Eggestein und Igor Matanovic in der Startformation.

Nürnbergs Kwadwo Duah im Zweikampf mit Jakov Medic. Am Ende siegt der FC St. Pauli am Millerntor 3:2.
Nürnbergs Kwadwo Duah im Zweikampf mit Jakov Medic. Am Ende siegt der FC St. Pauli am Millerntor 3:2. © Getty Images | Cathrin Mueller

Nach einer Anfangsphase des Abtastens war zunächst Nürnberg die bestimmende Mannschaft und hatte nach einer Ecke durch Innenverteidiger Asgar Sörensen mit einem Linksschuss, der knapp am Tor vorbeiflog (20.), seine beste Chance der ersten Halbzeit. Bei St. Pauli lief nach vorn wenig zusammen und hinten gab es gleich dreimal ein Missverständnis zwischen Medic beziehungsweise Dzwigala und Torwart Smarsch. Daraus konnten die Franken allerdings kein Kapital schlagen.

Ein Freistoß von der linken Seite sorgte dann dafür, dass sich der Spielverlauf komplett veränderte. Den von Paqarada mit links getretenen Ball erwischte Irvine mit dem Kopf so gut, dass er rechts unten zum 1:0 (24.) ins Tor flog. Es war ein gelungenes Zusammenspiel der beiden gleichberechtigten Kapitäne, die Trainer Schultz tags zuvor mit dieser Aufgabe betraut hatte.

Führung setzt bei St. Pauli Kräfte frei

Die Führung war zu diesem Zeitpunkt ein wenig überraschend, setzte bei St. Pauli aber offenbar Kräfte frei. Als Daschner nach schöner Kombination mit Eggestein und Matanovic im Strafraum von Christopher Schindler berührt wurde, entschied Schiedsrichter Florian Heft nach kurzem Zögern auf Strafstoß. Die Überprüfung im Kölner Videokeller bestätigte die Entscheidung. Paqarada ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und verwandelte den Elfmeter sicher zum 2:0 (37.). „Den Strafstoß kann man, muss man aber nicht geben“, räumte Timo Schultz ein. Sein Nürnberger Kollege Robert Klauß fühlte sich und sein Team durch die Entscheidung benachteiligt.

Gerade einmal zwei Minuten vergingen bis zum 3:0 (39.). Diesmal traute sich kein Nürnberger, Daschner energisch anzugreifen. Der nutzte diese Freiheit, um mit links nicht hart, aber gezielt auf das Tor zu schießen. Keeper Mathenia konnte den Ball nur noch an den Innenpfosten lenken, von wo er ins Tor trudelte.

FC St. Pauli: Am Ende mussten die Fans noch mal zittern

Das Gefühl der sicheren Führung sorgte offenbar dafür, dass die St. Paulianer noch etwas verschlafen aus der Pause kamen. Jedenfalls entwischte Nürnbergs Stürmer-Neuzugang Kwadwo Duah seinem Bewacher Dzwigala und erzielte mit einem flachen Schrägschuss das 1:3 (46.) aus Nürnberger Sicht.

Die St. Paulianer aber fanden bis in die Schlussphase ihre Konzentration wieder und ließen in der Defensive kaum mehr etwas zu. Vorn hatte Paqarada mit einem Schuss auf das kurze Eck (52.) die beste Chance für die Hamburger. Am Ende mussten die St.-Pauli-Fans noch einmal kurz zittern, weil Nürnbergs Enrico Valentini eine zu kurze Kopfball-Rückgabe zu Torwart Smarsch nutzte, um volley das zweite Tor für den FCN zu erzielen. (90.+3.).

Als Schiedsrichter Heft kurz danach abpfiff, stand fest, dass der FC St. Pauli trotz der beiden Gegentore erfolgreich in die neue Saison gestartet ist, auch wenn längst noch alles perfekt war. Der Rest war Jubel und Freude bei den meisten der 28.582 Zuschauenden im Millerntor-Stadion.

„Es war ein guter Start für uns. Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir den Gegner dominiert. Darauf lässt sich aufbauen“, sagte Torwart Dennis Smarsch abschließend und blickte dabei schon auf den kommenden Sonnabend, wenn der FC St. Pauli bei Hannover 96 antreten wird.