Hamburg. Das 0:2 gegen Holstein zeigte Schwächen in der Spielanlage der Hamburger auf, die in der Vorbereitung aufgearbeitet werden sollen.
Punkt 12 Uhr stellte sich am Sonntag Sportchef Andreas Bornemann auf dem Balkon seines Büros im Trainingszentrum Kollaustraße mit einem jungen Mann zum Zweierfoto auf, den Fußballplatz im Hintergrund. Es sah aus wie das obligatorische Bild, das der FC St. Pauli immer dann veröffentlicht, wenn die Verpflichtung eines neuen Spielers bekannt gegeben wird.
Abwarten – dass St. Pauli insbesondere im Angriff und im offensiven Mittelfeld noch Personalbedarf hat, war am Tag zuvor bei der 0:2 (0:1)-Niederlage im Testspiel beim Ligarivalen Holstein Kiel zu beobachten. Klare Chancen spielten sich die Hamburger gegen die kompakten, erfahrenen und griffigen Kieler kaum heraus. Pässe wurden abgefangen, wirklich überraschende Aktionen gab es nur wenige. Beste Möglichkeiten waren Kopfbälle von Serhat Imsak und Lukas Daschner nach Flanken von Manolis Saliakas und Leart Paqarada, die das Tor aber verfehlten.
Kyereh fehlt an allen Ecken und Enden – nächsten Tage sollen Klarheit bringen
Daniel-Kofi Kyereh fehlt eben, und er ist auch nicht zu ersetzen. Noch steht der Deutsch-Ghanaer bei St. Pauli unter Vertrag, aber dass er am Dienstag zum Training erscheint, ist nicht zu erwarten. Kyereh muss final entscheiden, zu welchem Verein er wechseln will, Bornemann die Ablösemodalitäten klären. Das wird bald passieren. „Wir sind in Kontakt mit Kofi“, sagte Trainer Timo Schultz, „wir werden in den nächsten Tagen Klarheit haben.“
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Kiel war auch vor dem Tor abgezockter. Beim 1:0 musste Benedikt Pichler (9.) nach einem Pass im Strafraum von Mikkel Kirkeskov nur noch den Fuß hinhalten, vor dem 2:0 setzte sich Jann-Fiete Arp (66.) in einer Einzelaktion gegen St. Paulis Talent Franz Roggow durch, der dabei vermittelt bekam, was er noch lernen muss. Und hätte Torwart Dennis Smarsch in der Schlussphase nicht zweimal erstklassig pariert, wäre das Resultat noch deutlicher geworden. „Das Ergebnis ist nicht unverdient. Uns wurde klar aufgezeigt, dass wir noch einiges zu tun haben“, sagte Schultz. „Wir wollen mutig sein und Risiko eingehen, dafür sind Testspiele da. Heute hat das eine oder andere nicht geklappt, deshalb sind die Kieler auch zu leicht zu Chancen gekommen.“
Testspiel in Kiel: Schmarsch konnte Werbung für sich machen
Schultz möchte als neues Element die Außenverteidiger weiter nach vorne ziehen, sie sollen wie „klassische“ Links- oder Rechtsaußen aus alten Tagen ihre Flanken schlagen. Saliakas und Paqarada haben das in der zweiten Hälfte praktiziert. „Es ist ein neues Element, wir müssen das in der Absicherung nach hinten noch besser reinkriegen“, so der Trainer. „Man probiert Dinge aus, auch wenn die noch nicht immer klappen.“ Luca Zander, der die Mannschaft als dienstältester Profi als Kapitän angeführt hatte, meinte zu manchen Abstimmungsproblemen in der Defensive: „Wir haben unsere Themen, woran wir noch arbeiten müssen. Die werden wir in den nächsten Wochen angehen und schärfen.“
So konnte vor allem Torwart Dennis Smarsch im noch offenen Zweikampf mit Nikola Vasilj Werbung für sich machen. Der Berliner spielte wie geplant 90 Minuten durch, fiel durch gute Paraden, Ausstrahlung und lautstarke Ansagen auf – als einer der wenigen in einem sonst „leisen“ Team. Die Entscheidung um den Stammplatz sei noch offen, betonte Schultz erneut. Smarsch hofft aber auf den neuen Torwarttrainer Marco Knoop. „Die Arbeit mit ihm ist sehr gut. Er möchte den Torwart mit einbinden. Das gefällt mir sehr“, sagte Smarsch, „ich glaube, das kommt mir relativ entgegen, weil ich fußballerisch gar nicht so verkehrt bin.“
Ärgerlicher als die Niederlage waren die Verletzungen von zwei Spielern. Bereits in der 8. Minute schied Etienne Amenyido mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel aus, in der 55. Minute erwischte es Neuzugang David Nemeth, der sich nach einem Laufduell mit Arp ebenfalls an den Oberschenkel fasste. Beide waren am Sonntag an der Kollaustraße beim Ausradeln beziehungsweise dem Spielersatztraining der weniger lange Eingesetzten nicht zu sehen. Eine Diagnose gab der Verein nicht bekannt.
FC St. Pauli: Smarsch – Zander (46. Saliakas), Nemeth (55. Beifus), Medic (55. Dzwigala), Ritzka (46. Paqarada) – Smith (64. Roggow) – Metcalfe (72. Eggestein), Boukhalfa, Hartel – Daschner, Amenyido (14. Imsak).