Hamburg. Torjäger des FC St. Pauli gibt zu, im Strafraum nicht gefoult worden zu sein. Einen Elfmeter gab es aber trotzdem noch.
Es gab Zeiten in der ersten Hälfte dieser Saison, da war eine Harmonie, wie sie Guido Burgstaller und Sturmpartner Daniel-Kofi Kyereh auf dem Platz verband, den Gästen aus Hannover nur zwischen dem dort lebenden Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und Russlands Präsident Wladimir Putin bekannt. Doch im ersten Spiel dieses Jahres, in dem der im Januar beim Afrika-Cup befindliche und anschließend verletzte Kyereh wieder in der Startelf stand, ging der Pipeline zwischen den beiden Offensivkräften das Gas aus.
Individuell hatten beide Kiezkicker, insbesondere der in der Anfangsviertelstunde wie aufgedreht wirkende Kyereh, ihre Momente, den direkten Draht wussten die Niedersachsen allerdings zu kappen. „Zu Beginn war die Leistung gut, wir sind oft in die Zone vor der Dreierkette gekommen und konnten diese auseinanderziehen“, sagte St. Paulis Trainer Timo Schultz. Was folgte, war statt Ost-Connection der eingangs erwähnten Politgrößen „hinten raus nur wilder Westen“, so Schultz. Burgstaller, der seit Rückrundenbeginn die Effektivität der Hinserie vermissen lässt, genoss in der Vorwoche in Regensburg, als er ein Tor erzielte und eines vorbereitete, offenbar nur ein Zwischenhoch.
FC St. Pauli: Fairplay von Burgstaller
Ein Hoch auf den 32-Jährigen gibt es dennoch zu feiern. Nicht wegen seiner aufopferungsvollen Arbeit gegen den Ball, sondern einer eindrucksvollen Fairplay-Geste. In der 68. Minute war der Österreicher im Strafraum nach einer Grätsche von Hannovers Julian Börner zu Fall gekommen. Beim Stand von 0:2 die ideale und womöglich letzte Gelegenheit, die Partie zu wenden. Schiedsrichter Bastian Dankert ließ zunächst weiterspielen, wollte sich die kritische Szene jedoch bei nächster Gelegenheit auf Video ansehen. Bevor er den Kölner Keller zurate zog, fragte er den Kärtner Kicker – der gab zu, regelkonform vom Ball getrennt geworden zu sein.
„Ich habe die Szene zwar nicht gesehen, es wundert mich bei ihm aber überhaupt nicht. Wer Burgi kennt, weiß, dass er ein tadelloser Sportsmann ist“, sagte Schultz dazu. „Ich finde das gut, wir wollen uns nichts ergaunern, sondern fair erspielen.“ Alle, die an Karma glaubten, mussten sich elf Minuten später bestätigt fühlen, als Burgstaller seinen Elfmeter doch noch bekam.
Zwar hatte 96-Torwart Ron-Robert Zieler mit dem schwachen Schuss ins untere rechte Eck keine Schwierigkeiten, doch der Weltmeister von 2014 hatte zu früh die Linie verlassen. Wiederholung. Diesmal durfte Burgstallers Kumpel Kyereh ran – und knallte den Ball an die Unterlatte. Und so herrschte zumindest in puncto Strafstößen wieder traute Harmonie und Einigkeit zwischen St. Paulis beiden Offensivstars.