Hamburg. Der Hamburger Kiezclub kann beim 0:0 in Aue nicht an die Offensivstärke des Kiel-Spiels anknüpfen, ist defensiv aber stabil.

 Am Ende fiel es den Spielern des FC St. Pauli nicht ganz so leicht, wie sie das 0:0 beim FC Erzgebirge Aue am Sonntagnachmittag denn nun einordnen sollten. War es ein Punktgewinn bei einem bekannt heimstarken Gegner, oder waren es doch eher zwei verlorene Punkte angesichts dessen, dass man fußballerisch den Auern doch einiges voraushatte und dies nicht in Tore ummünzen konnte?

„Es war wichtig, dass wir hinten wieder zu Null gespielt haben. Das ist ein wichtiger Punkt, den wir im Gegensatz zur vergangenen Saison verbessern wollen. Das ist uns jetzt in den beiden ersten Spielen sehr gut gelungen. Wir haben vor allem in der zweiten Halbzeit nur sehr wenig zugelassen“, kommentierte Kapitän Philipp Ziereis das 0:0. Diese Einschätzung ist aus der Sicht eines Innenverteidigers sehr verständlich. „Wenn wir unsere Chancen nutzen, können wir als Sieger vom Platz gehen. Aber das Unentschieden ist auch okay“, sagte er weiter.

336 Fans des FC St. Pauli besuchten Spiel

Auch Trainer Timo Schultz sah es zunächst wie sein Kapitän: „Ich habe den Jungs gesagt, dass sie das Positive aus dem Spiel mitnehmen sollen. Wir haben wieder zu Null gespielt.“ Er fügte aber dann an: „Ich befürchte jedoch, wenn ich mir das Spiel morgen noch mal im Video anschaue und die vielen technischen Fehler und die nicht genutzten Möglichkeiten sehe, dann würde ich das 0:0 eher als zwei verlorene Punkte einschätzen.“

Gut 12.000 Zuschauende waren im Erzgebirgsstadion zugelassen – und damit rund 75 Prozent der Gesamtkapazität. Tatsächlich aber wollten dann doch nur 6828 Fußballfreunde den Heimspielauftakt der Auer sehen. Darunter waren auch 336 Fans des FC St. Pauli, die sich kurzfristig eine Karte gesichert und auf die Reise ins Erzgebirge gemacht hatten. Auf der Westtribüne schienen die Aue-Fans allerdings so dicht und ohne Maske zu stehen, als sei die Corona-Pandemie überwunden.

Zur dieser „Normalität“ passte denn auch, dass direkt vor dem Anpfiff gelbe und lilafarbene Nebeltöpfe gezündet wurden. Der giftige Qualm blieb ein paar Minuten unter dem Tribünendach hängen, Schiedsrichter Florian Heft konnte das Spiel erst mit einer kurzen Verzögerung anpfeifen.

St. Pauli kam kaum zu Kombinationen

Trainer Schultz hatte gegenüber dem 3:0 zum Auftakt gegen Holstein Kiel seine Startelf nur auf einer Position verändert und in der Offensive Maximilian Dittgen anstelle von Simon Makienok aufgeboten. Für Dittgen sprach das höhere Tempo als Nebenmann des gesetzten Topstürmers Guido Burgstaller.

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Schnell bewahrheitete sich die Einschätzung von Schultz, dass sich Aue als ein ganz anderer Gegner als Kiel erweisen würde. Seinem Team wurde es von den disziplinierten und einsatzfreudigen Erzgebirglern viel schwerer gemacht, das eigene Kombinationsspiel aufzuziehen.

Burgstaller bei seinem Tor im Abseits

Hinzu kam, dass Guido Burgstaller knapp im Abseits war, als er schon in der 16. Minute das vermeintliche 1:0 auf ganz starke Vorarbeit von Luca Zander erzielt hatte. Als sich die Jubeltraube auflöste und der Ball schon lange auf dem Anstoßpunkt lag, kam das für St. Pauli ernüchternde Signal aus dem Videokeller in Köln.

Viel mehr als Finn Ole Beckers Schuss im Fallen knapp links am Tor vorbei kam an richtig guten Torchancen auch im weiteren Verlauf nicht zustande. Am Ende hätte noch Daniel-Kofi Kyereh (90.+1.) für die Entscheidung sorgen können, er scheiterte aber aus halbrechter Position im Strafraum an Aues Torwart Martin Männel.

St. Pauli bleibt Aufstiegskandidat

„Hier in Aue hat noch nie ein späterer Aufsteiger gewonnen. Die Jungs werden ihren Weg schon machen“, sagte Aues Innenverteidiger Sören Gonther nach dem Spiel schmunzelnd, der selbst noch eine Torchance hatte, aber weit über das Tor schoss. Der frühere St.-Pauli-Kapitän traut seinem Ex-Club, zu dem er immer noch eine große Sympathie pflegt, in dieser Saison offenbar einiges zu.

Auf jeden Fall bleibt St. Pauli vor seinem nächsten Ligaspiel, dem Stadtderby gegen den HSV am 13. August, in der Tabelle als Vierter einen Platz vor dem Rivalen. Was das für das Derby bedeutet, beantwortete Timo Schultz mit seiner ganz eigenen Sichtweise: „Es bedeutet für mich, dass wir am kommenden Sonnabend ein schweres Pokalspiel beim 1. FC Magdeburg haben.“

Auch Philipp Ziereis betonte: „Der volle Fokus geht jetzt auf den Pokal. Das war zuletzt nicht immer unsere Lieblingsdisziplin. Deshalb wollen wir da in diesem Jahr unbedingt etwas reißen. Es wird ein brutales Spiel mit einer tollen Kulisse in Magdeburg. Das ist uns auch klar.“

Die Statistik:

  • Erzgebirge Aue: Männel – Carlson, Gonther, Bussmann – John-Patrick Strauß, Fandrich, Messeguem (71. Baumgart), Barylla –  Nazarov (85. Majetschak) –  Sijaric (63. Schreck), Zolinski.
  • FC St. Pauli: Vasilj – Zander (90. Dzwigala), Ziereis, Medic, Paqarada - Smith (77. Aremu) – Becker, Benatelli (78. Buchtmann) – Kyereh –  Burgstaller (90. Makienok), Dittgen (55. Daschner).
  • Schiedsrichter: Heft (Neuenkirchen). 
  • Zuschauer: 6828.
  • Gelb: Carlson – Medic (1), Smith (1)
  • Torschüsse: 11:12.
  • Ecken: 4:4
  • Ballbesitz:. 45:55 Prozent.
  • Zweikämpfe: 101:104.