Hamburg. Der Kiezclub hat keine Sondergenehmigung von der Stadt Hamburg, nutzt aber trotzdem seine Sportanlagen. Auch der HSV meldet sich.

Am Mittwoch ruhte beim FC St. Pauli der Ball auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße und im Millerntor-Stadion. Als Alternativprogramm haben die beiden Athletiktrainer Christoph Hainc (29) und Karim Rashwan (36) ihr virtuelles Fitnessprogramm mit den Profis absolviert. Ab diesem Donnerstag soll wieder in kleinen Gruppen auf dem grünen Rasen trainiert werden. So wie bereits zu Wochenbeginn.

St. Pauli, HSV und Towers zogen Antrag auf Sondergenehmigung zurück

Und genau darüber ist die Innenbehörde der Stadt Hamburg verwundert. „Ein solches erweitertes Individualtraining geht mit der Allgemeinverfügung nicht konform, und ist somit nicht zulässig“, sagt Frank Reschreiter, Pressesprecher der Behörde für Inneres und Sport. Sportplätze – egal ob städtisch oder privat – sind derzeit wegen der Coronapandemie gesperrt.

HSV wirft St. Pauli unsolidarisches Verhalten vor

Auch beim Lokalrivalen HSV war man nach Abendblatt-Informationen über den Trainingsbetrieb in dieser Woche verstimmt, schließlich hatte man sich mit St. Pauli und den Basketballern der Hamburg Towers gemeinsam gegen die Beantragung einer Sondergenehmigung für Trainingsbetrieb ausgesprochen, um ein Zeichen im Kampf gegen Corona zusetzen.

Dem Kiezclub wird vonseiten des HSV unsolidarisches Verhalten nachgesagt. Auf Abendblatt-Anfrage ließ St. Pauli in einem Statement verlauten: „Wir sind in einem guten und konstruktiven Austausch mit den zuständigen Behörden.“

Proficlubs in Nordrhein-Westfalen dürfen wieder auf den Platz

Und dieser Austausch sollte vor der erneuten Nutzung der Sportanlagen intensiviert werden. Wenn St. Pauli das Gelände an der Kollaustraße oder das Millerntorstadion nutzen möchte, müsste eine neue Sondergenehmigung bei der Stadt Hamburg beantragt werden. Der ursprüngliche Antrag, der vom HSV, den Towers und eben St. Pauli zurückgezogen worden war, ruhe nicht, er ist gänzlich erloschen und müsste formell neu gestellt werden, hieß es seitens der Innenbehörde.

In Nordrhein-Westfalen dürfen die Proficlubs aus Bundesliga und Zweite Liga seit Mittwoch unter strengen hygienischen Auflagen wieder das Training auf dem Rasen aufnehmen. Dies bestätigte Dortmunds Ordnungsdezernent Norbert Dahmen dem „WDR“.„Wenn Marco Reus, Axel Witsel oder Roman Bürki durch Dortmund joggen, erregt das zu große Aufmerksamkeit“, argumentiert CDU-Politiker Dahmen, der sich bei der Landesregierung in Düsseldorf für eine Lockerung der Regelungen für Berufssportler eingesetzt hat.

St. Paulis Trainerteam achtete auf Abstandhaltung beim Training

Für Hobbysportler gilt diese Ausnahmeregelung nicht.„Das Gesundheitsministerium hat in einem Schreiben klargestellt, dass Profisportler einen Beruf haben und dass sie in ihrer Berufsausübung nicht beschränkt werden dürfen“, erklärte Dahmen. Die Profis müssten allerdings Abstände einhalten und dürften nur in Zweiergruppen trainieren.

Auf diese Vorgaben hatten auch die Spieler des FC St. Pauli bei ihrem erweiterten Individualtraining am Dienstag geachtet. „Bei den Passspielübungen und technischen Formen kommen sich die Spieler nicht zu nah. Die vorgegebenen zwei Meter Abstand werden eingehalten“, stellt Athletiktrainer Rashwan klar. „Das Training wird von den Fußballtrainern geleitet, aber wir helfen mit, dass Abstände eingehalten werden. Unsere Jungs sind gut geschult, was Hygiene und Abstände betrifft“, ergänzt sein Kollege Hainc. Das mag auch korrekt sein: Aber laut Innenbehörde hätte St. Pauli seine Sportanlagen gar nicht erst benutzen dürfen.