Hamburg. Trainer verbannt vier Spieler in die Regionalliga. Kollegen müssen die betroffenen Profis trösten. Werden sie noch transferiert?
Als die Profis des FC St. Pauli am Mittwoch um kurz nach 14.34 Uhr den Trainingsplatz betraten, waren Marc Hornschuh (28), Ersin Zehir (22), Yi-young Park (25) und Jakub Bednarczyk (21) bereits in ihren Autos vom Hof gefahren.
Unmittelbar vor der Einheit teilten Sportdirektor Andreas Bornemann (48) und Trainer Jos Luhukay (56) dem Quartett in einem 30-minütigen Gespräch mit, dass sie vorerst weiter bei der U-23-Mannschaft trainieren müssen.
St. Pauli will den Kader reduzieren
Bereits während des Trainingslagers der Profis in Südspanien standen die Aussortierten bei der Regionalligamannschaft auf dem Platz. „Wir haben ihnen die Situation erläutert, dass es für uns im Wesentlichen darum geht, dass wir der Gruppe, die zusammen im Trainingslager war, die bestmögliche Vorbereitung auf die nächsten Spiele bieten wollen. Dadurch wird auch ihnen selbst der Trainingsbetrieb in der U 23 besser gerecht“, sagte Bornemann.
St. Pauli will in den verbleibenden 16 Zweitligaspielen möglichst mit einem 26 Mann umfassenden Kader arbeiten. Bei einer möglichen Wiedereingliederung in den Profikader hätte dem Quartett gedroht, im Training bei Spielformen nicht mitmachen zu dürfen und stattdessen abseits der Gruppe üben zu müssen.
St. Pauli will nach Transferschluss neu entscheiden
Die Entscheidung gilt zunächst für die kommenden beiden Wochen. Nach dem Ende der Transferperiode am 31. Januar sowie dem einen Tag später stattfindenden Heimspiel gegen den Tabellendritten VfB Stuttgart wollen Bornemann und Luhukay die Situation erneut mit den betreffenden Spielern besprechen.
Zwar haben sich einige Vereine Informationen über die vier Spieler eingeholt, ein konkretes Angebot wurde dem Kiezclub bisher nicht unterbreitet. „Alle vier sind charakterlich einwandfreie und integre Jungs, die verständnisvoll reagiert haben und professionell mit der Situation umgehen“, sagt Bornemann.
Strafversetzung juristisch nicht verwerflich
Juristisch ist die „Strafversetzung“ in die zweite Mannschaft nicht verwerflich. Die vier Spieler erhalten beim Regionalligateam ein geregeltes Mannschaftstraining, das von Joachim Philipkowski (58), der den Fußballlehrerschein besitzt, geleitet wird.
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Das unterscheidet den Fall der vier Aussortierten bei St. Pauli auch von dem bei der TSG 1899 Hoffenheim von vor sieben Jahren. Damals hatte der Bundesligist unter anderem dem ehemaligen Nationaltorhüter Tim Wiese das Mannschaftstraining verwehrt und stattdessen die „Trainingsgruppe zwei“ gegründet.
Mitspieler trösten enttäuschte Profis
Ein klares Signal ist das Vorgehen der Verantwortlichen aber in jedem Fall. Vor allem für Hornschuh, der seit Mitte 2015 im Verein ist, war die Entscheidung ein harter Schlag. Eine Interviewanfrage lehnte der Defensivallrounder am Mittwoch ab.
„Im Fußball können sich so schnell die Dinge verändern; ob durch einen neuen Verein oder eine veränderte Personalsituation bei uns. Die Jungs sollen so gut es geht positiv bleiben und sich im Training gut präsentieren, um für alle denkbaren Fälle vorbereitet zu sein“, sagt Bornemann.
Trost erhielten die aussortierten Profis aus der Mannschaft. „Es ist eine riesige Enttäuschung für die Spieler gewesen. Wir müssen gucken, dass die Jungs, die hintendran oder verletzt sind, sich weiter als Teil des Teams fühlen. Wir verstehen uns alle gut. Deshalb halten wir natürlich Kontakt“, sagt Kapitän Daniel Buballa.