Valencia. Das Trainingslager ist für die St.-Pauli-Profis die entscheidende Chance, sich zu empfehlen. Wirbel um Conteh.
Das Thermometer war schon wieder unter die Zehn-Grad-Grenze gefallen, als die Mannschaft des FC St. Pauli am Sonntagabend im Hotel Parador de El Saler bei Valencia eintraf, das bis Montag kommender Woche ihr Domizil sein wird. Doch schon für diesen Montagnachmittag sind 17 Grad Celsius im Schatten angekündigt, dazu volle neun Stunden Sonnenschein. Die Wetterbedingungen versprechen dem Team vom Millerntor also einen optimalen Start in ihr Wintertrainingslager.
In den Tagen an der Mittelmeerküste will Trainer Jos Luhukay besonders viel Wert auf fußballspezifische Feinheiten legen, während der konditionelle Aspekt eher in den Hintergrund tritt. „Die Winterpause war nicht so lang, dass die Spieler viel Substanz verloren haben. Zudem hatten sie Hausaufgaben mit in den Urlaub bekommen und diese gut umgesetzt“, sagte Luhukay zur Begründung.
FC St. Pauli im Trainingslager: Spielzüge sollen automatisiert werden
Es wird auf dem am Teamhotel gelegenen Trainingsplatz um das Einstudieren und Automatisieren von Spielzügen sowie von taktischen Varianten gehen. Für jeden Einzelnen der 26 Spieler, die am Sonntag von Hamburg über Stuttgart nach Valencia mitfliegen durften, steht neben dem mannschaftlichen Zusammenspiel aber auch das ganz individuelle Ziel im Mittelpunkt, sich für den Wiederbeginn der Zweiten Liga mit dem Auswärtsspiel am 28. Januar (20.30 Uhr) bei der SpVgg. Greuther Fürth zu profilieren und gegen die teaminterne Konkurrenz auf der eigenen Position durchzusetzen.
Gelegenheit dazu werden nicht nur die in der Regel zwei Trainingseinheiten pro Tag, sondern auch die Testspiele gegen die Zweitliga-Konkurrenten Wehen Wiesbaden am 16. und Arminia Bielefeld am 18. Januar bieten. Beide Matches werden über viermal 30 Minuten ausgetragen. Dies bietet allen Spielern die Chance, in beiden Partien entsprechend viel Einsatzzeit zu bekommen. „Es wird jeweils eine Elf 60 Minuten spielen“, kündigt Luhukay an, der für die nahe Zukunft eine beständige Startformation anstrebt. „Es wird wichtig sein, dass sich eine erste Elf einspielen und Automatismen entwickeln kann“, sagt der Coach.
Wer wird der Stellvertreter von Robin Himmelmann?
Wie sich vor dem Trainingslager die Konkurrenzsituation in den einzelnen Mannschaftsteilen darstellt, zeigt die folgende Übersicht. Im Tor dürfte Robin Himmelmann, der zuletzt auch einen großen Anteil am 3:0 über Tabellenführer Bielefeld hatte, seinen Platz sicher haben. Offen dagegen scheint, wer fortan sein Stellvertreter ist. Svend Brodersen ist nach seinem Schlüsselbeinbruch wieder voll und hoch motiviert im Training, der im Oktober kurzfristig als Ersatz für Brodersen verpflichtete Korbinian Müller wird seinen Platz als Nummer zwei aber kaum freiwillig hergeben.
In der Defensive ist das heißeste Rennen um einen Stammplatz auf der Position des rechten Außenverteidigers zu erwarten – und zwar zwischen Luca Zander und Sebastian Ohlsson. Auf der linken Seite ist dagegen Daniel Buballa klar erste Wahl, nicht nur wegen seines Status als aktueller Kapitän. Konkurrent Matthew Penney ist gerade erst von einer Verletzung genesen, Talent Mert Kuyucu soll in seinem ersten Trainingslager mit den Profis vor allem erst einmal Erfahrung sammeln.
Positionen im zentralen Mittelfeld sind hart umkämpft
In der Innenverteidigung geht derzeit kein Weg an Philipp Ziereis und Leo Östigard vorbei. Christopher Avevor, James Lawrence und Florian Carstens stehen nach ihren Verletzungen noch nicht wieder zur Verfügung. Routinier Jan-Philipp Kalla, der auch außen spielen kann, sowie die Talente Marvin Senger und Moritz Frahm stehen sportlich hinter dem Favoritenduo.
Hart umkämpft sind hingegen die drei Positionen im zentralen Mittelfeld, obwohl Mats Möller Daehli den Club verlassen hat sowie Youba Diarra und Ersin Zehir in Spanien nicht dabei sind. Waldemar Sobota, Christopher Buchtmann, Marvin Knoll, Finn Ole Becker, Johannes Flum und Rico Benatelli stehen hier bereit und könnten nahezu in jeder Konstellation miteinander spielen. Es wird hier Härtefälle geben.
Auf den offensiven Außenbahnen haben hingegen Ryo Miyaichi (rechts) und Viktor Gyökeres (links) klare Vorteile gegenüber Luis Coordes und Kevin Lankford. Als Mittelstürmer hat zuletzt der wieder genesene Henk Veerman mit vier Toren in den jüngsten fünf Spielen gepunktet, muss seinen Platz aber gegen den wieder fitten Dimitrios Diamantakos (sechs Saisontore) verteidigen. Boris Tashchy wird es schwer haben, den beiden Paroli zu bieten.
Conteh will offenbar den FC St. Pauli verlassen
Unterdessen sorgt derzeit ein St.-Pauli-Spieler, der verletzungsbedingt in Spanien nicht dabei ist, für Wirbel. Der nach einem Sehnenanriss im Oberschenkel in der Reha für sein Comeback arbeitende Christian Conteh will laut seinem Berater Ohenaba Brenya den Kiezclub verlassen, wie er jetzt der „Hamburger Morgenpost“ sagte. Besonders brisant ist dabei, dass Brenya davon ausgeht, dass sein Klient in diesem Sommer ablösefrei ist. St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann hingegen verweist darauf, dass Contehs Vertrag über die aktuelle Spielzeit hinaus gültig ist. Dabei spielt offenbar eine entsprechende Option eine entscheidende Rolle.
Tatsache ist auch, dass es der Vereinsführung des FC St. Pauli in den vergangenen Monaten nicht gelungen ist, sich mit dem hoch veranlagten, aber längst nicht ausgereiften, dazu verletzungsanfälligen Talent auf einen Profivertrag zu einigen. Das jetzt gültige Arbeitspapier basiert auf Contehs Status als Spieler der U23.