Hamburg. St. Paulis Führungsspieler erinnert sich vor dem Trainingslager in Spanien an die dramatische Situation, als er neu zum Team kam.

Neun Tage Sonne und Temperaturen von bis zu 20 Grad Celsius – das ist die Wettervorhersage für das Trainingslager des FC St. Pauli von diesem Sonntag an bis zum 20. Januar an der Mittelmeerküste in der Region Valencia.

Im Viersternehaus Parador de El Saler mit einem Trainingsplatz direkt am Hotel wird eine gute Woche lang der wichtigste Teil der Vorbereitung des aktuellen Zweitliga-Elften auf die verbleibenden 16 Spiele stattfinden. Nach der für Sonntag um 17.50 Uhr geplanten Landung in Valencia ist für Montag um 10 Uhr die erste Übungseinheit angesetzt.

Mit dabei wird auch Mittelfeldspieler Johannes Flum sein, der im Sommer das Trainingslager im Zillertal noch verpasst hatte, weil er sich einige Wochen zuvor eine Metallplatte aus seinem Knie hatte entfernen lassen. Diese war ihm im Dezember 2015 nach einem Kniescheibenbruch eingesetzt worden.

Bei Flums Ankunft stand St. Pauli schlecht da

Dennoch kann der 32 Jahre alte Führungsspieler, der 2008 beim SC Freiburg seine Profikarriere startete, nicht auf Anhieb sagen, wie viele Trainingslager er in seiner langen Karriere mit 131 Erstliga- und auch zehn Europa-League-Spielen inzwischen erlebt hat. „Das ist eine gute Frage. Ich muss darüber mal nachdenken. Mit Frankfurt haben wir im Sommer auch mal zwei Trainingslager gemacht“, sagt er. „Auf dem Flug am Sonntag habe ich ja ein bisschen Zeit zum Zählen.“

Sehr gut kann sich Johannes Flum hingegen noch daran erinnern, dass er vor drei Jahren, am 6. Januar 2017, gut 700 Kilometer weiter südwestlich als neuer Spieler im Trainingslager des FC St. Pauli in Sotogrande auftauchte. Mit gerade einmal elf Punkten aus den 17 Spielen der Hinrunde stand die Mannschaft als Schlusslicht dramatisch schlecht da.

Der damalige Interims-Sportchef Andreas Rettig erinnerte sich an Flum, der zu diesem Zeitpunkt bei Eintracht Frankfurt einen schweren Stand hatte. „Mir hatte Trainer Niko Kovac damals gesagt, dass er mich zwar sehr schätzt, aber es für mich schwierig wird zu spielen und er mich deshalb nicht mit ins Trainingslager nehmen wird“, berichtet er. Deshalb habe er sich bewusst zum Wechsel entschieden.

Flum: Möller Daehlis Abgang "nicht tragisch"

Wie ihm damals ergeht es jetzt bei St. Pauli den Mitspielern Marc Hornschuh, Yiyoung Park, Ersin Zehir und Jakub Bednarczyk, die von Trainer Luhukay aus dem Kader für das Trainingslager gestrichen wurden. Aufgrund seiner Erfahrung kann Flum es heute nachvollziehen, wie den vieren jetzt geht.

Wie Johannes Flum verstärkte damals im Januar 2017 auch Mats Möller Daehli das Milllerntor-Team. „Wir waren am Anfang sogar Zimmerpartner“, erinnert sich Flum. Seit einer Woche nun ist der dribbelstarke Norweger nicht mehr bei St. Pauli, sondern für mehr als drei Millionen Euro Ablöse zum KRC Genk nach Belgien gewechselt.

„Er ist ein feiner Kerl und ein feiner Fußballer. Es ist sportlich und menschlich ein Verlust für uns“, sagt Flum über den norwegischen Nationalspieler, dessen Wunsch nach einem weiteren Karriereschritt er verstehen kann. „Aber es ist, bei allem Respekt, nicht tragisch, dass er jetzt nicht mehr bei uns ist. Ich sehe im Training, dass viele Jungs hoch motiviert sind, die Lücke zu schließen“, sagt Flum hinterher. „Mir macht es wahnsinnig viel Spaß, mit den Jungs auf dem Platz zu sein. Ich bin sicher, dass wir eine gute Rückrunde spielen können.“

Es ist offensichtlich, dass das 3:0 gegen Tabellenführer Bielefeld, an dem Flum in der zweiten Halbzeit seinen Anteil hatte, den Optimismus gestärkt hat. Mithin stellt sich die Frage, was in dieser Saison trotz der vielen Rückschläge noch möglich ist. „Es liegt nur an uns, was wir daraus machen“, ist Flum überzeugt. Vor drei Jahren klappte es nahezu perfekt mit einer 34-Punkte-Rückrunde und Platz sieben der Abschlusstabelle.