Hamburg. Der 24-Jährige verlässt die Kiezkicker auf eigenen Wunsch und mit sofortiger Wirkung. St. Pauli kassiert wohl eine Millionen-Ablöse.

Die Nachricht des Tages verbreitete sich unter den Zuschauern auf der Trainingsanlage des FC St. Pauli am Sonnabend wie ein Lauffeuer. Mats Møller Daehli, Leistungsträger und Publikumsliebling beim Club vom Millerntor, wechselt mit sofortiger Wirkung zum belgischen Erstligisten und Champions-League-Teilnehmer KRC Genk, der von Ex-HSV-Trainer Hannes Wolf trainiert wird. Auf die Fans, die bei stürmischem Schauerwetter zum Trainingsauftakt des neuen Jahres auf die Anlage an der Kollaustraße gekommen war, wirkte der unerwartete Abgang des norwegischen Nationalspielers wie ein Schock.

Der 24-Jährige, der im Januar 2017 vom Bundesligisten SC Freiburg zu St. Pauli zunächst auf Leihbasis gekommen war, hatte die Anhänger nicht nur durch seine sportlichen Leistungen überzeugt, sondern auch durch sein freundliches Wesen beeindruckt. Nach praktisch jeder Trainingseinheit nahm er sich geduldig Zeit für Autogrammwünsche, gemeinsame Fotowünsche und kurze Gespräche. „Danke für all die Erinnerungen und alle Gespräche“, schrieb Møller Daehli unter anderem auf Instagram. „Ich bin so stolz, für diesen Club gespielt zu haben und werde das Millerntor nie vergessen.“

St. Pauli hatte einen Wechsel Møller Daehlis zunächst abgelehnt

Nach der ersten Trainingseinheit des neuen Jahres verriet St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann, dass ihm Møller Daehli bereits gegen Ende 2019 von einem interessanten Angebot berichtet hatte, sich sportlich zu verändern. „Wir hatten das zunächst abgelehnt, weil ich mit unserem Trainer Jos Luhukay einig war, dass unsere sportliche Situation dies eigentlich nicht zulässt“, sagte Bornemann. „Dann haben wir die beiden letzten Spiele des Jahres ohne Mats, der verletzt war, gewonnen. Und zum Jahresanfang hat die Sache noch einmal Fahrt aufgenommen, so dass wir vor der Entscheidung standen, wie wir damit umgehen wollen. Für uns war besonders ausschlaggebend, dass Mats uns sehr stark zu verstehen gegeben hat, dass er diese Möglichkeit nach drei Jahren bei St. Pauli unbedingt wahrnehmen möchte und er für sich auch glaubt, diese Veränderung zu brauchen“, erläuterte Bornemann.

„Es war eine für uns eine schwierige Entscheidung. Mats hatte für uns einen extrem hohen sportlichen Stellenwert genossen. Dazu war er auch menschlich ein Sympathieträger und wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft“, sagte Bornemann weiter.

Hintergrund für den Wechsel dürfte neben finanziellen Aspekten auch sein, dass sich Møller Daehli bei einem europäischen Erstligaclub, der auch künftig die Chance hat, international zu spielen, besser als bei einem Zweitligaverein profilieren und für die norwegische Nationalmannschaft empfehlen kann, für die er bisher 23 Spiele (1 Tor) bestritten hat. Womöglich hatte ihm auch Norwegens Nationaltrainer Lars Lagerbäck zu diesem Schritt geraten.

Bornemann: Es gab für St. Pauli auch einen wirtschaftlichen Aspekt

Unterdessen bestätigte St. Paulis Sportchef Bornemann, dass es für seinen Club auch einen wichtigen wirtschaftlichen Aspekt gab, dem Wechselwunsch des quirligen Mittelfeldspielers zu entsprechen. „Mats hätte spätestens im Sommer die Möglichkeit gehabt, uns zu verlassen – und zwar deutlich schlechteren Konditionen, als es jetzt der Fall ist“, sagte er. Anders ausgedrückt: In seinem Vertrag besaß Möller Daehli offenbar eine Ausstiegsklausel mit einer eher niedrigen, festgeschriebenen Ablösesumme. Jetzt konnte die Transfersumme oberhalb dieser Marke zwischen St. Pauli und dem KRC Genk frei verhandelt werden.

Über die Höhe der jetzt vereinbarten Ablöse wollte Bornemann branchenüblich keine Auskunft geben. Er deutete aber an, dass es für den Fall sportlicher Erfolge und auch eines Weiterverkaufs Nachzahlungen für St. Pauli geben wird. Insgesamt dürfte die Ablöse in der Nähe des beim Portal transfermarkt.de genannten aktuellen Marktwerts von 2,0 Millionen Euro liegen. Ein Ablösespiel wurde hingegen nicht vereinbart.

"Mats reißt natürlich eine sportliche große Lücke"

Bei der Frage, ob der FC St. Pauli jetzt seinerseits auf dem Transfermarkt auf den Abgang seines Leistungsträgers reagieren wird, wollte sich Bornemann nicht festlegen. „Wir sehen in unserem Kader im zentralen Bereich einige Alternativen, die ja auch auf dem Platz sichtbar wurden. Wir schließen aber nichts aus. Es werden auch die Eindrücke in den kommenden Tagen und im Trainingslager (12. bis 20. Januar bei Valencia, d. Red.) entscheiden. Mats reißt natürlich eine sportliche große Lücke, aber wir müssen nicht unbedingt auf dem Transfermarkt etwas machen“, sagte Bornemann.

St. Paulis Trainer Jos Luhukay reagierte recht gelassen auf den plötzlichen Abgang eines seiner wichtigsten Spieler. „Wir hätten es natürlich gern anders gehabt. Aber man muss auch dem Wunsch des Spielers entgegenkommen, wenn er sich sportlich auf ein höheres Niveau bringen will und auch eventuell international spielen kann. Er hat hier nicht nur sportlich, sondern auch menschlich sehr gut in unsere Mannschaft gepasst“, sagte der Niederländer, der ihn von der Außenbahn ins zentrale, offensive Mittelfeld beordert hatte. „Wenn Spieler sich so gut präsentieren, wie Mats es in den vergangenen Monaten gemacht hat, kommt automatisch Interesse von außerhalb. So ist der Fußball nun einmal“, sagte Luhukay. „Das wird auch in Zukunft so sein, wenn sich bei uns andere Spieler positiv entwickeln.“

Insgesamt hatte Mats Møller Daehli 82 Zweitliga- und vier DFB-Pokalspiele für den FC St. Pauli bestritten und dabei fünf Tore erzielt und für weitere 15 Tore die direkte Vorlage gegeben.

Athletiktrainer Janosch Emonts geht ebenfalls

Neben Möller Daehli verlässt auch Athletiktrainer Janosch Emonts den FC St. Pauli. Beide Seiten einigten sich auf eine einvernehmliche Trennung. „Janosch hat in den letzten Jahren beim FC St. Pauli täglich mit hoher fachlicher Kompetenz, großer Akribie und sehr viel Leidenschaft gearbeitet. Dennoch war es an der Zeit, dass sich beide Seiten nach fünf Jahren der Zusammenarbeit neu orientieren“, erklärt Sportchef Andreas Bornemann.

Die beiden weiteren Athletiktrainer Christoph Hainc und Karim Rashwan bleiben derweil im Amt. Der 34 Jahre alte Emonts war im Januar 2015 vom damaligen Cheftrainer Ewald Lieben zum FC St. Pauli gekommen.