Hamburg. Mit dem 3:1 gegen Wiesbaden beendet der FC St. Pauli dank Viktor Gyökeres seine Negativserie. Lawrence wird operiert.
Ein Tor für den FC St. Pauli in der 86. Spielminute, und das auch noch zur Führung – dieses freudige Ereignis überforderte die Stadionregie am Millerntor am Sonnabend ganz offensichtlich. Das ist verständlich, schließlich war so etwas zuvor in dieser Saison noch nicht vorgekommen. Also leuchtete nach dem umjubelten Treffer gegen den SV Wehen Wiesbaden auf der Anzeigetafel als Spielstand 1:2 auf, und es dauerte fast zwei Minuten, ehe dieser Fauxpas bemerkt und in ein 2:1 korrigiert wurde.
Henk Veermans zweites Saisontor war St. Paulis erster Pflichtspieltreffer in der laufenden Spielzeit, der später als in der 66. Minute fiel – und das am letzten Hinrunden-Spieltag. Fünf Minuten später besserte Viktor Gyökeres, zuvor schon Torschütze zum 1:0 und Vorlagengeber zum 2:1, diese verheerende Bilanz mit seinem Treffer zum 3:1-Endstand ein bisschen weiter auf.
Der erst vierte Saisonsieg sorgte bei Spielern und Anhängern des Millerntor-Clubs denn auch weniger für Euphorie als vielmehr nur für pure Erleichterung nach zuvor acht sieglosen Ligaspielen. Der zuvor drohende Sturz auf einen Abstiegsplatz konnte so vermieden werden, doch ob der zweifellos verdiente Erfolg gegen eine der schwächsten Mannschaften der Liga nun schon eine nachhaltige Trendwende darstellt, bleibt offen. Die nächste Aufgabe, das Heimspiel am kommenden Sonnabend (13 Uhr) gegen Tabellenführer Arminia Bielefeld, wird viel eher Aufschluss darüber geben können.
FC St. Pauli kann nur Drama
„Offenbar können wir nur Drama“, sagte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann angesichts des Spielverlaufs, der diesmal ein glückliches Ende für sein Team genommen hatte. „Die Erleichterung ist enorm. Es war ein wichtiger Sieg im Hinblick auf die Gesamtkonstellation“, sagte er weiter. „Wir sind sehr erleichtert. Das hat man nach dem Spiel an der Freude meiner Spieler gesehen“, befand auch Trainer Jos Luhukay. Nach der 1:0-Führung durch Offensivspieler Viktor Gyökeres (22. Minute) und dem Ausgleich durch Wiesbadens Torjäger Manuel Schäffler (70.) hatten Veerman und erneut Gyökeres für den ersten Sieg St. Paulis seit dem 29. September gesorgt.
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„Dass wir zurückgekommen sind, zeigt, dass der Teamgeist bei uns stimmt. Henk Veerman hat man lange nicht gesehen, und dann ist er da. Deshalb ist er so wertvoll für uns. Er hat einen guten Körper“, geriet Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann, der bei seinem Comeback nach einem Außenbandanriss im Knie 60 Minuten durchhielt, schon fast ins Schwärmen.
„Wie wir die Zweikämpfe heute angenommen und uns reingeworfen haben, das muss an jedem Spieltag so sein. Das muss die Grundlage sein, gerade in unserer Situation. Da ist es egal, ob wir schönen Fußball spielen. Wir brauchen die Punkte, die holt man sich über den Kampf“, sagte er weiter. „Wenn wir so in die Zweikämpfe gehen, spielen wir automatisch auch guten Fußball. Das habe ich schon so oft gesagt.“
FC St. Pauli beendet gegen Wehen Wiesbaden schwarze Serie
St. Paulis Schwächen in der Hinrunde
Gemeinsam mit Finn Ole Becker und Waldemar Sobota hatte Buchtmann das zentrale Mittelfeldtrio gebildet, das sehr variabel agierte. „Wenn wir über die drei gespielt haben, kamen wir zu gefährlichen Aktionen“, sagte Trainer Luhukay. Der Ausfall von Impulsgeber Mats Möller Daehli konnte auf diese Weise ebenso kompensiert werden wie die Tatsache, dass Marvin Knoll diesmal nicht im Mittelfeld agieren konnte, weil er als Innenverteidiger aushelfen musste.
So positiv der Sieg zum Abschluss der ersten Saisonhälfte gegen eine sehr limitierte Mannschaft auch war, so fällt die Hinrundenbilanz mit gerade einmal vier Siegen in 17 Spielen, davon keinem einzigen auf fremdem Platz, und nur 18 Punkten sehr bescheiden aus. Die eklatanten Verletzungsprobleme dürfen nur zu einem Teil als Ursache dafür herangezogen werden. Schwere Abwehrfehler, schwache Chancenverwertung und konditionelle Schwächen zogen sich durch die gesamte Hinrunde.
St. Pauli kritisiert "Falschmeldung" der "Mopo"
„Wir wollen das Gefühl, was wir jetzt hier haben, über die ganze Woche behalten. Wenn wir so auftreten, ist es egal, wer hierher kommt. Dann können wir jeden schlagen“, gab Außenverteidiger Luca Zander die Parole für das letzte Spiel des Jahres gegen Bielefeld und den weiteren Saisonverlauf aus.
Bereits am Sonntag, und damit mindestens einen Tag früher als angekündigt, informierte der FC St. Pauli darüber, dass sich Innenverteidiger James Lawrence Anfang dieser Woche in Belgien einem „kleinen operativen Eingriff“ am rechten Knie unterziehen und danach rund sechs Wochen nicht zur Verfügung stehen wird. Der walisische Nationalspieler leidet seit einigen Wochen an Meniskus-Beschwerden. St. Pauli widersprach damit der Information der „Mopo“, es könne sich bei der Verletzung um einen Knorpelschaden handeln und die weitere Karriere von Lawrence könne sogar in Gefahr sein. Der Verein bezeichnete dies sogar als „Falschmeldung.“
Die Statistik:
- FC St. Pauli: Himmelmann - Zander, Östigard, Knoll, Ohlsson (61. Kuyucu) - Becker - Miyaichi (75. Lankford), Sobota, Buchtmann (61. Benatelli), Gyökeres - Veerman. - Trainer: Luhukay
- Wiesbaden: Lindner - Mockenhaupt, Dams, Chato - Ajani, Mrowca (88. Röcker), Titsch-Rivero (62. Knöll), Dittgen - Aigner (70. Shipnoski), Schäffler, Kyereh. - Trainer: Rehm
- Schiedsrichter: Robert Kempter (Stockach)
- Tore: 1:0 Gyökeres (22.), 1:1 Schäffler (70.), 2:1 Veerman (86.), 3:1 Gyökeres (90.+1)
- Zuschauer: 29.211
- Gelbe Karten: Kuyucu - Titsch-Rivero (2), Schäffler (5)
- Torschüsse: 12:6
- Ecken: 3:4
- Ballbesitz: 59:41 %