Hamburg. Henk Veerman und Viktor Gyökeres sichern den späten Sieg – und haben bei Marvin Knoll jetzt einen Wunsch frei.

Welch eine Erlösung und Erleichterung am Millerntor. Nach rund zweieinhalb Monaten gelang dem FC St. Pauli am Sonnabend mit dem 3:1 (1:0) gegen Zweitliga-Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden endlich wieder ein Pflichtspielsieg. Mit dem Erfolg verhinderte das Team von Cheftrainer Jos Luhukay gleichzeitig, zum Ende der Hinrunde auf einen Abstiegsplatz abzurutschen.

„Wir sind sehr erleichtert, das hat man nach dem Abpfiff auch bei unseren Spielern gesehen, wie die Freude aus ihnen herausgebrochen ist“, sagte Luhukay. Dabei hatten er und die 29.211 Zuschauer im Millerntor-Stadion in den 94 Minuten zuvor mal wieder ein Drama erlebt. Nach der relativ frühen 1:0-Führung durch Viktor Gyökeres verpassten es die St. Paulianer, ihre Überlegenheit zu einem höheren Vorsprung zu nutzen. Die Folge war der 1:1-Ausgleich durch Wiesbadens Torjäger Manuel Schäffler nach einem schweren Fehler des sonst starken Marvin Knoll. Doch Henk Veerman und erneut Gyökeres bescherten St. Pauli dann doch noch den vierten Sieg in dieser Saison.

Wie erwartet hatte St. Paulis Trainer Jos Luhukay Knoll neben Leo Östigard in die Innenverteidigung beordert, weil hier Philipp Ziereis wegen seiner Gelb-Rot-Sperre und James Lawrence wegen seiner Knieprobleme nicht zur Verfügung standen. Im Mittelfeld kamen somit Finn Ole Becker und auch Christopher Buchtmann erstmals seit Wochen wieder zu Startelfeinsätzen, da auch der sonst gesetzte Mats Möller Daehli wegen einer leichten Sprunggelenksverletzung ausgefallen war.

St. Paulis Gyökeres sorgt für ungewohnte Führungsgefühle

Der 19 Jahre alte Becker setzte auch gleich die ersten Akzente mit zwei Torschüssen. Trainer Luhukay hatte das von ihm geförderte Mittelfeldtalent zuvor noch ermutigt, häufiger den Torabschluss zu suchen. Becker gehorchte aufs Wort.

St. Paulis 1:0-Führung allerdings entsprang einem krassen Fehlern von Wehens Kapitän Sebastian Mrowca. Zunächst hatte Waldemar Sobota den Ball aus guter Schussposition vertändelt, Mrowcas Klärungsversuch landete genau in den Füßen von St. Paulis offensivem Außenbahnspieler Viktor Gyökeres. Der Schwede schlug noch einen Haken und schoss aus halblinker Position. Mrowca fälschte den Ball noch ab, so dass Torwart Heinz Lindner keine Möglichkeit zur Abwehr mehr hatte. Seit dem 2:2 gegen den Karlsruher SC hatte St. Pauli nicht mehr in Führung gelegen. Ein fast schon vergessenes Gefühl für die St.-Pauli-Anhänger.

Knolls Dank an Veerman und Gyökeres

Dem 1:1-Ausgleich durch Schäffler ging ein katastrophaler Abspielfehler von Marvin Knoll voraus. „Ich hatte den Ball eigentlich angelaufen, dachte erst, dass Robin Himmelmann herauskommt, dann aber wollte ich den Ball mit rechts aus dem Strafraum schießen. Das ging mit meinem schwächeren Fuß leider schief. Und dann haut der Schäffler den Ball genau in den Knick. Ich dachte, das darf nicht wahr sein. Ich hatte mich bis dahin richtig gut im Spiel gefühlt“, sagte Knoll später.

Doch diesmal gab es für ihn und sein Team ja noch ein glückliches Ende. Mittelstürmer Henk Veerman, der bis dahin sehr unglücklich agiert hatte, setzte sich in der 87. Minute im Strafraum durch und schoss den Ball zur 2:1-Führung ins lange Eck. Knoll sank in der Mitte des Spielfeldes zu Boden. „Ich wollte nicht mit den Jungs jubeln, sondern erst einmal für mich allein sein“, beschrieb er später seine Gefühlslage. Gyökeres sorgte schließlich in der ersten Minute der Nachspielzeit mit dem 3:1 nach einem Konter für die Entscheidung. „Den beiden bin ich so dankbar. Ich gebe ihnen einen aus. Sie sollen mir nur sagen, was sie haben wollen“, sagte Knoll am Ende.

„Wir haben sofort nach dem Ausgleich gezeigt, dass wir uns nicht aufgeben und heute den Sieg erzwingen wollen“, sagte Außenverteidiger Luca Zander. „Wenn wir so spielen, können wir jede Mannschaft der Liga besiegen. Gegen Bielefeld am kommenden Sonnabend wollen wir genau so weitermachen.“