Regensburg. In Regensburg zeigt sich St. Pauli verbessert, zu einem Punkt reicht es trotzdem nicht. Der Coach darf dennoch weitermachen.

„Aufwachen, aufwachen!“, riefen die rund 1800 St.-Pauli-Fans den Spielern zu, als sich diese nach der 0:1 (0:1)-Niederlage am Sonntagnachmittag beim SSV Jahn Regensburg am Zaun des Gästeblocks in der Continental Arena für die wieder einmal große Unterstützung bedankten und mit entschuldigenden Gesten um Vergebung für die erneute Enttäuschung baten.

„Die Fans unterstützen uns bei jedem Auswärtsspiel, nehmen weite Fahrten wie nach Aue, Sandhausen oder auch hierher nach Regensburg auf sich und wollen einfach auch mal wieder ein Erfolgserlebnis haben. Ich kann das verstehen“, sagte St. Paulis Mittelfeldspieler Marvin Knoll danach. „Sie wollen uns kämpfen sehen und wollen, dass wir jetzt in den beiden Heimspielen jeweils die drei Punkte zu Hause behalten. Das war die Message“, sagte Knoll weiter.

Das 0:1 von Regensburg war die dritte Niederlage St. Paulis in Folge sowie das neunte Pflichtspiel hintereinander ohne Sieg. In der Tabelle blieb das Team vom Millerntor, das nach dem Platzverweis für Philipp Ziereis (69.) gut 20 Minuten in Unterzahl agieren musste, auf dem 15. Rang, auch weil die direkten Konkurrenten Dresden und Wehen Wiesbaden ihre Heimspiele am Sonntag nicht gewannen. An diesem Montagabend aber reicht dem 1. FC Nürnberg schon ein Unentschieden gegen den VfB Stuttgart, um St. Pauli auf den Abstiegsrelegationsplatz zu verdrängen.

St. Paulis Sportchef redet Niederlage schön

Der sportliche Intensivpatient FC St. Pauli befindet sich weiter in einer ernsten Situation, aber er atmet immerhin noch. So war es auch nicht verwunderlich, dass die Einschätzungen nach dem 0:1 in Regensburg durchaus gespalten ausfielen. Auf der einen Seite stand natürlich die Enttäuschung über das Ergebnis, auf der anderen Seite gab es aber auch den – durchaus berechtigten – Hinweis auf einen verbesserten Auftritt gegenüber den jüngsten Niederlagen in Aue (1:3) und gegen Hannover 96 (0:1).

„Niederlagen sind immer bitter, aber diese kann man in die Kategorie der bittersten einstufen, weil wir alles im Griff hatten, nichts zugelassen haben und so ein Slapsticktor gegen uns bekommen haben. Wir selbst hatten drei hundertprozentige Chancen, um in Führung zu gehen. Das hätte uns wahnsinnig geholfen. So aber haben wir den Regensburgern in die Karten gespielt“, fasste St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann das Geschehen treffend zusammen.

Sie ziehen weiter an einem Strang: St. Paulis Trainer Jos Luhukay (l.) und Sportchef Andreas Bornemann.
Sie ziehen weiter an einem Strang: St. Paulis Trainer Jos Luhukay (l.) und Sportchef Andreas Bornemann. © dpa | Christian Charisius

„Außer der Chancenverwertung und dem Fehler vor dem Gegentor habe ich nicht so viel auszusetzen. Wir müssen uns jetzt straffen und mit Maximalem in den beiden letzten Heimspielen vor der Winterpause gegen Wiesbaden und Bielefeld aus der Situation herauskommen.“

Jobgarantie für Luhukay bei St. Pauli

Bornemann sprach dabei die drei hochkarätigen Torchancen von Stürmer Henk Veerman in der ersten Halbzeit (20./22./29.) und die von Mittelfeldspieler Mats Möller Daehli (55.) an, die allesamt ungenutzt blieben. Das Gegentor entsprang einem Missverständnis von Waldemar Sobota und James Lawrence, das dazu führte, dass Andreas Albers rechts freie Bahn hatte. Sein Zuspiel in die Mitte verarbeitete Regensburgs Torjäger Marco Grüttner sehenswert per Hacke zum 1:0 (42.) für sein Team.

Auf die Frage, ob die beiden letzten Heimspiele des Jahres auch weiter mit Jos Luhukay als Cheftrainer angegangen werden, gab es von Bornemann nur zwei klare Worte: „Ja, selbstverständlich.“

Marco Grüttner überlistete nach 42 Minuten St. Paulis Torwart Robin Himmelmann und erzielte per Hacke das 1:0-Siegtor für Jahn Regensburg.
Marco Grüttner überlistete nach 42 Minuten St. Paulis Torwart Robin Himmelmann und erzielte per Hacke das 1:0-Siegtor für Jahn Regensburg. © dpa | Armin Weigel

„Der Plan des Trainers war richtig gut, und wir haben ihn auch weitgehend gut umgesetzt“, lobte auch Marvin Knoll den Coach für die ausgegebene Taktik mit einer Fünferkette in der Defensive. „Sie wollten uns damit überraschen“, zollte auch Regensburgs Trainer Mersad Selimbegovic Anerkennung. „Wir hatten drei hundertprozentige Torchancen. Aber du musst einfach eine davon machen“, sagte Knoll und sprach damit das in diesem Spiel wieder einmal größte Manko seines Teams an, das in dieser Saison längst nicht neu, sondern eher ein chronisches Problem ist.

St.-Pauli-Youngster feiert Profi-Debüt

Ansonsten hatte Trainer Luhukay, der später von einem „glücklichen Sieg“ für Regensburg sprach, bei seiner Entscheidung für die Startelf erneut mit einer Überraschung aufgewartet und den erst 19 Jahre alten Mert Kuyucu auf die linke Außenposition in seine Fünfer-Abwehrkette beordert. Er vertrat dabei den verletzten Daniel Buballa sowie Jan-Philipp Kalla, der zuletzt gegen Hannover hier gespielt hatte.

„Mert Kuyucu kann sehr positiv auf sein Debüt schauen. Er hat meine Erwartungen erfüllt, ich bin sehr zufrieden, wie er aufgetreten ist“, sagte Luhukay und verteidigte damit seine Entscheidung. Dass der 19-Jährige einige deutliche defensive Schwächen verriet, konnte ihm aber, bei aller Schonung für den jungen Debütanten, aber auch nicht entgangen sein.

Am Ende brachte Marvin Knoll die 90 Minuten von Regensburg noch auf einen kurzen Nenner: „Ein ganz, ganz bitterer Tag heute.“