Hamburg . Der Trainer des FC St. Pauli glaubt, mit weniger Verletzungen und neuen Profis die bisher schwache Saison zu retten.

Seinen Optimismus hat Jos Luhukay noch nicht verloren. „Seit zwei Wochen ist kein neuer Verletzter hinzukommen“, sagt der Trainer des FC St. Pauli mit einem Hauch von Sarkasmus in seiner Stimme. Auch im Auswärtsspiel am Sonntag (13.30 Uhr, Sky live) bei Jahn Regensburg ist der 56-Jährige wieder gezwungen, personell zu improvisieren. 13 Spieler stehen aufgrund von Verletzungen oder Trainingsrückstand nicht zur Verfügung.

Seit seinem Dienstbeginn am 11. April begleitet den niederländischen Übungsleiter das Thema Verletzungen. Vor allem die Anzahl der muskulären Blessuren bereiten den Verantwortlichen Sorgen. Mit Christian Conteh, Matt Penney, Johannes Flum und Dimitrios Diamantakos laborieren gleich vier Spieler an Muskelverletzungen. Die Frage nach dem „Warum?“ stellt den Trainer und auch Sportchef Andreas Bornemann vor Rätsel.

Luhukay: "Wollen eine fantastische Rückrunde spielen"

Wie brisant dieses Thema intern ist, zeigt die Tatsache, dass weder die Athletiktrainer Janosch Emonts und Christoph Hainc noch die Vereinsärzte Volker Carrero und Sebastian Schneider für Interviews zur Verfügung stehen. „Es gibt einen permanenten Austausch zwischen Trainerteam, Ärzten und Physios mit dem Ziel, in diesem Punkt besser zu werden. Jedes Training wird ausgewertet, vor jedem Training wird der „Frischegrad“ der Spieler festgestellt. Sobald einer in den roten Bereich kommt, nimmt ihn der Trainer raus“, sagt Bornemann.

Trainer Luhukay geht davon aus, dass er zu Beginn der Vorbereitung Anfang Januar mit Ausnahme von Kapitän Christopher Avevor (Reha nach Wadenbeinbruch) die gesamte Mannschaft zur Verfügung haben wird. „Wir wollen bis zum Jahreswechsel noch so viele Punkte wie möglich holen und eine fantastische Rückrunde spielen. St. Pauli hat schon häufiger eine nicht so gute Hinserie gespielt und eine umso stärkere Rückrunde“, sagt Luhukay.

Damit das wieder gelingt, will sich der Kiezclub in der Winterpause personell noch einmal verstärken. Das Vertrauen in das vorhandene Personal sei da, sagt Luhukay, denkt dabei aber an eine frühere Trainerstation zurück. „Ich war mit Augsburg mal in der Bundesliga in einer ähnlichen Situation wie jetzt mit St. Pauli“, sagt Luhukay: „Wir haben dann mit Ja-cheol Koo und Hajime Hosogai zwei Spieler geholt, die voll eingeschlagen haben. Vielleicht passiert das bei uns auch im Januar. Andreas Bornemann und ich wissen, was wir umsetzen wollen, aber es muss machbar sein“, sagt der Trainer, der auch ankündigt, dass es wahrscheinlich auch Abgänge geben wird. „Vielleicht kommt ja auch der eine oder andere Spieler auf mich zu und sagt, dass er zu wenig spielt. Dann müssen wir uns an einen Tisch setzen.“

Luhukay will das Vertrauen der Führung rechtfertigen

Anders als im Sommer weiß die sportliche Führung, welche wirtschaftlichen Mittel zur Verfügung stehen. „Als ich hier angefangen habe, hatten wir 26 oder 27 Spieler unter Vertrag, und das Budget war damit schon zu rund 95 Prozent ausgeschöpft“, sagt Bornemann und ergänzt: „Es waren mehr offene Baustellen zu beackern, als noch Ressourcen zur Verfügung standen. Es hatte Vertragsverlängerungen gegeben, die den Spielraum eingeschränkt haben.“

Uneingeschränktes Vertrauen hat derweil Trainer Luhukay. In dieser Woche betonte Sportdirektor Andreas Bornemann öffentlich, dass es nicht einmal im Ansatz eine Trainerdiskussion gibt. Der im Umfeld keinesfalls unumstrittene Coach nimmt die Signale der Chefetage wohlwollend zur Kenntnis. „Das schätze ich sehr. St. Pauli wollte mich in den vergangenen zwei Jahren dreimal verpflichten“, erinnert sich Luhukay: „Da wäre es befremdlich, wenn dieser Weg plötzlich nicht mehr richtig wäre.“

Druck auf die sportliche Führung wächst

Doch auch Luhukay weiß, dass mit jeder weiteren Niederlage der Druck auf die sportliche Führung und ihn wachsen wird. Acht Pflichtspiele ohne Sieg sprechen eine deutliche Sprache. „Es wäre einfach, nach dieser Serie den Trainer nach Hause zu schicken. In den vergangenen fünf Jahren haben hier fünf Kollegen von mir gesessen. Ich glaube, dass die Vergangenheit gezeigt hat: Wo auch immer ich war, wurde erfolgreich gearbeitet“, sagt Luhukay und hält ein Plädoyer auf seine eigene Stärke. „Ich werde zeigen, dass es die richtige Entscheidung war, mich nach Hamburg zu holen.“