Hamburg. Nach dem Einsatz des Ersatzmannes im DFB-Pokal lässt Trainer Jos Luhukay die Rückkehr des Stammtorhüters offen.

Es ist die brisanteste Frage, die sich rund um den FC St. Pauli nach der 1:2-Pokalniederlage gegen Eintracht Frankfurt stellt: Wer wird im Zweitliga-Heimspiel an diesem Sonnabend (13 Uhr) gegen den Karlsruher SC im Tor stehen? Bis Mittwoch schien die Antwort noch leicht zu sein – natürlich Robin Himmelmann. Doch seit jenem bis zum Schlusspfiff spannenden Pokalabend ist die Lage ganz anders. Die Fans hatten nicht schlecht gestaunt, als sie beim Verlesen der Aufstellung als Erstes „Korbinian“ zu hören bekamen und ein lautes „Müller“ rufen durften. Dabei war Stammtorwart Robin Himmelmann nicht etwa verletzt, sondern nahm als Reservist auf der Bank Platz.

Doch diese Personalie war nur der erste von Cheftrainer Jos Luhukay inszenierte Akt, der zweite folgte rund eine halbe Stunde nach dem Abpfiff. Auf der Pressekonferenz ließ der Coach auch auf Nachfrage völlig offen, ob der etablierte Himmelmann nur für dieses eine Pokalspiel oder vorerst auch in den Partien der Zweiten Liga seinen angestammten Platz für Müller räumen muss.

St.-Pauli-Trainer Luhukay lässt Himmelmann-Rückkehr offen

„Es geht nicht darum, dass der Kampf um die Nummer eins neu entfacht ist. Ich finde, dass eine Mannschafts immer eine Konkurrenzsituation benötigt. Das stärkt bei jedem einzelnen Spieler die Sinne“, sagte Luhukay dazu. Und weiter: „Korbi ist noch nicht allzu lange bei uns. Aber in der Zeit macht er einen hervorragenden Eindruck. Alles andere wird sich in der Zukunft zeigen.“

Grundsätzlich kommt es ja häufiger vor, dass ein Trainer einem loyalen Ersatzkeeper im Pokalwettbewerb die Chance gibt, sich zu profilieren. In aller Regel wird dies aber auch so kommuniziert. Das ist in diesem Fall aber anders.

St. Paulis Pokalspieler in der Einzelkritik

Das Ganze könnte sich schnell zu einem Torwartbeben entwickeln. Sollte Himmelmann tatsächlich für die nächsten Spiele durch Müller abgelöst werden, wäre dies ein in höchstem Maße ungewöhnlicher Vorgang. Schließlich ist Müller nicht etwa seit längerer Zeit Himmelmanns Stellvertreter, sondern wurde erst am 8. Oktober zurückgeholt, nachdem sich die nominelle Nummer zwei, Svend Brodersen, einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hatte.

Dies war, rund fünf Wochen nach dem Ende der Transferperiode, auch nur deshalb möglich, weil Müller seit Ende Juni vertragslos war. Der 28-Jährige hatte seine Profikarriere sogar schon für beendet erklärt und wollte sich intensiv seinem Studium widmen, nachdem sein erster Vertrag bei St. Pauli am 30. Juni ausgelaufen war.

Luhukay wollte Müller belohnen

„Wie sich vom ersten Tag an bis heute körperlich und mental zurückgekämpft hat, hat er es sich verdient, auch einmal in einem Heimspiel gegen einen fantastischen Gegner zu spielen. Ich habe das schon früh entschieden, weil ich sehr dankbar bin, dass Korbi uns ausgeholfen hat“, erläuterte Luhukay.

Auch Müller benutzte die Vokabel „dankbar“ in Richtung des Trainers. „Ich habe mich einfach gefreut, dass er mir die Chance gegeben hat, weil ich gut trainiert habe. Wieso soll man immer nur den Feldspielern eine Chance geben?“, sagte der Keeper, dessen Leistung nach den 90 Minuten kaum zu bewerten war. Nach den frühen Gegentoren zum 0:2 durch Frankfurts Bas Dost bekam Müller überraschend wenig zu tun. „Es ist ja ein gutes Zeichen für die Abwehrarbeit, wenn ich nichts zu halten habe. Aber ein-, zweimal hätte ich mich schon auszeichnen mögen“, sagte er treffend.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Robin Himmelmann habe vorher mit ihm abgeklatscht und ihm gutes Spiel gewünscht. „Grundsätzlich haben wir ein gutes Verhältnis“, sagte Müller. Ein spezielles Gespräch vor dem Spiel habe es aber nicht gegeben. „Ich habe es nicht in der Hand, ob ich jetzt öfter spiele“, sagte Müller.

Die Antwort auf die brisante Frage wird Jos Luhukay für das Heimspiel gegen Karlsruhe entweder auf der Pressekonferenz an diesem Freitag oder spätestens mit der Abgabe seiner Aufstellung vor dem Spiel geben. Sportlich geboten ist eine Ablösung Himmelmanns nicht. Seine Fehler beim 3:3 in Dresden hat er längst durch mehrere punktbringende Paraden wettgemacht.

Die Bilder des DFB-Pokal-Spiels FC St. Pauli – Eintracht Frankfurt:

Pokal-Feuerwerk: FC St. Pauli unterliegt Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurts Bas Dost erwischte im DFB-Pokal-Spiel beim FC St. Pauli die Hamburger eiskalt.
Eintracht Frankfurts Bas Dost erwischte im DFB-Pokal-Spiel beim FC St. Pauli die Hamburger eiskalt. © Bongarts/Getty Images | Cathrin Mueller
Bereits in der vierten Minute gelang dem niederländischen Stürmer per Kopf das Führungstor.
Bereits in der vierten Minute gelang dem niederländischen Stürmer per Kopf das Führungstor. © Bongarts/Getty Images | Cathrin Mueller
St. Paulis Viktor Gyökeres (l., gegen Frankfurts Sebastian Rode) hätte in der Folge den Ausgleich erzielen können.
St. Paulis Viktor Gyökeres (l., gegen Frankfurts Sebastian Rode) hätte in der Folge den Ausgleich erzielen können. © Bongarts/Getty Images | Cathrin Mueller
Stattdessen legte Bas Dost in der 16. Minute den zweiten Frankfurter Treffer nach.
Stattdessen legte Bas Dost in der 16. Minute den zweiten Frankfurter Treffer nach. © dpa | Axel Heimken
St.-Pauli-Torwart Korbinian Müller (l.) war bei Bas Dosts Lupfer zwar noch am Ball, konnte dessen Weg ins Tor aber nicht mehr aufhalten.
St.-Pauli-Torwart Korbinian Müller (l.) war bei Bas Dosts Lupfer zwar noch am Ball, konnte dessen Weg ins Tor aber nicht mehr aufhalten. © Bongarts/Getty Images | Cathrin Mueller
Waldema Sobota erzielte kurz vor der Pause per Handelfmeter den Anschlusstreffer für den FC St. Pauli.
Waldema Sobota erzielte kurz vor der Pause per Handelfmeter den Anschlusstreffer für den FC St. Pauli. © WITTERS | ValeriaWitters
St. Paulis Leo Östigard hatte Eintracht-Verteidiger Martin Hinteregger (l.) den Ball an die Hand geschossen.
St. Paulis Leo Östigard hatte Eintracht-Verteidiger Martin Hinteregger (l.) den Ball an die Hand geschossen. © WITTERS | ValeriaWitters
Synchronspringen am Millerntor: St. Paulis Marvin Knoll (r.) und Dominik Kohr von Eintracht Frankfurt heben ab.
Synchronspringen am Millerntor: St. Paulis Marvin Knoll (r.) und Dominik Kohr von Eintracht Frankfurt heben ab. © WITTERS | ValeriaWitters
St. Paulis Sebastian Ohlsson (vorn) wird von Frankfurts Timothy Chandler bedrängt.
St. Paulis Sebastian Ohlsson (vorn) wird von Frankfurts Timothy Chandler bedrängt. © dpa | Axel Heimken
Marvin Knoll (M.) vom FC St. Pauli behauptet sich beim Kopfballduell mit Eintracht-Verteidiger Martin Hinteregger (r.).
Marvin Knoll (M.) vom FC St. Pauli behauptet sich beim Kopfballduell mit Eintracht-Verteidiger Martin Hinteregger (r.). © WITTERS | ValeriaWitters
Waldemar Sobota (r.) vom FC St. Pauli hat Frankfurts Gelson Fernandes im Nacken.
Waldemar Sobota (r.) vom FC St. Pauli hat Frankfurts Gelson Fernandes im Nacken. © WITTERS | TayDucLam
St. Paulis Torschütze Waldemar Sobota (l.) macht sich gegen Frankfurts Dominik Kohr lang.
St. Paulis Torschütze Waldemar Sobota (l.) macht sich gegen Frankfurts Dominik Kohr lang. © dpa | Christian Charisius
Jan-Philipp Kalla (l.) vom FC St. Pauli zieht ab, Eintracht Frankfurts Bas Dost mag nicht hinsehen.
Jan-Philipp Kalla (l.) vom FC St. Pauli zieht ab, Eintracht Frankfurts Bas Dost mag nicht hinsehen. © Bongarts/Getty Images | Cathrin Mueller
Johannes Flum (l.) vom FC St. Pauli beim Kopfballduell mit Eintracht-Stürmer Bas Dost.
Johannes Flum (l.) vom FC St. Pauli beim Kopfballduell mit Eintracht-Stürmer Bas Dost. © imago images/Eibner
Johannes Flum (r.) vom FC St. Pauli hält den Fuß hin und ist vor Eintracht Frankfurts Sebastian Rode am Ball.
Johannes Flum (r.) vom FC St. Pauli hält den Fuß hin und ist vor Eintracht Frankfurts Sebastian Rode am Ball. © Bongarts/Getty Images | Cathrin Mueller
Mats Möller Daehli (hinten) versucht Frankfurts Sebastian Rode aufzuhalten.
Mats Möller Daehli (hinten) versucht Frankfurts Sebastian Rode aufzuhalten. © WITTERS | ValeriaWitters
St. Paulis Sebastian Ohlsson (l.) wird von Frankfurts Timothy Chandler klein gehalten.
St. Paulis Sebastian Ohlsson (l.) wird von Frankfurts Timothy Chandler klein gehalten. © WITTERS | TayDucLam
Frankfurts Fans entfachten vor Spielbeginn ein Feuerwerk im Millerntor-Stadion.
Frankfurts Fans entfachten vor Spielbeginn ein Feuerwerk im Millerntor-Stadion. © dpa | Christian Charisius
Die Eintracht dürfte die Aktion einen Teil der Pokalprämie an Strafe kosten.
Die Eintracht dürfte die Aktion einen Teil der Pokalprämie an Strafe kosten. © WITTERS | TayDucLam
Aber auch St. Paulis Ultras hatten sich mit Pyrotechnik eingedeckt.
Aber auch St. Paulis Ultras hatten sich mit Pyrotechnik eingedeckt. © dpa | Axel Heimken
Trainer Jos Luhukay stellte den FC St. Pauli nach der 0:1-Niederlage in Heidenheim gleich auf sieben Positionen um.
Trainer Jos Luhukay stellte den FC St. Pauli nach der 0:1-Niederlage in Heidenheim gleich auf sieben Positionen um. © Bongarts/Getty Images | Cathrin Mueller
Eintracht Frankfurts Coach Adi Hütter musste kurzfristig auf die Angreifer FIlip Kostic und André Silva verzichten.
Eintracht Frankfurts Coach Adi Hütter musste kurzfristig auf die Angreifer FIlip Kostic und André Silva verzichten. © Bongarts/Getty Images | Cathrin Mueller
1/22