Lübeck. Mit 7:6 nach Elfmeterschießen siegte das Team von Trainer Jos Luhukay beim VfB Lübeck. Torwart Himmelmann wird zum Helden.

Als Torhüter Robin Himmelmann den Elfmeter von Miguel Fernandes hielt, atmete Jos Luhukay tief durch. Der FC St. Pauli kam in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Regionalligaclub VfB Lübeck nach einer über weite Strecken schwachen Leistung mit 7:6 (0:1, 2:2, 3:3) nach Elfmeterschießen eine Runde weiter. Nach dem enttäuschenden Saisonstart mit nur einem Punkt aus zwei Partien, kann der Kiezclub nun zumindest bis zum Wochenende durchatmen.

"Heute ist alles zusammengekommen, aber so ist der Pokal nunmal. In der ersten Halbzeit waren wir nicht clever genug, haben viele zweite Bälle nicht bekommen. Nach der Pause haben wir es dann deutlich besser gemacht. Wir waren besser im Spiel und hatten unsere Chancen. Nach der Führung müssen wir den Sack aber zumachen, fangen uns dann aber doch noch den Ausgleich. Daraus müssen wir lernen", sagte Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann.

Die Bilder zum Pokalspiel des FC St. Pauli in Lübeck

Die Fans des FC St. Pauli zündeten vor dem Anpfiff Bengalos. Für den Pyro-Einsatz wird der Kiezclub eine Strafe an den DFB zahlen müssen.
Die Fans des FC St. Pauli zündeten vor dem Anpfiff Bengalos. Für den Pyro-Einsatz wird der Kiezclub eine Strafe an den DFB zahlen müssen. © dpa | dpa
Yannick Deichmann (m.) bejubelt das 1:0 gegen seinen ehemaligen Verein. Beim FC St. Pauli wurde das Talent des VfB Lübeck aussortiert.
Yannick Deichmann (m.) bejubelt das 1:0 gegen seinen ehemaligen Verein. Beim FC St. Pauli wurde das Talent des VfB Lübeck aussortiert. © witters | witters
Lübecks Torhüter Lukas Raeder (M.) hatte in der ersten Hälfte einen entspannten Nachmittag. Kaum einmal kam St. Pauli gefährlich vor sein Tor.
Lübecks Torhüter Lukas Raeder (M.) hatte in der ersten Hälfte einen entspannten Nachmittag. Kaum einmal kam St. Pauli gefährlich vor sein Tor. © dpa | dpa
Marvin Knoll und der FC St. Pauli hatten in der ersten Hälfte große Probleme mit den leidenschaftlich kämpfenden Lübeckern.
Marvin Knoll und der FC St. Pauli hatten in der ersten Hälfte große Probleme mit den leidenschaftlich kämpfenden Lübeckern. © witters | witters
Marc Hornschuh (l.) bekam im Zweikampf kaum Zugriff. Der Innenverteidiger konnte St. Pauli auch keine Stabilität verleihen.
Marc Hornschuh (l.) bekam im Zweikampf kaum Zugriff. Der Innenverteidiger konnte St. Pauli auch keine Stabilität verleihen. © dpa | dpa
Grenzenloser Jubel beim VfB Lübeck. Mit dem 2:0 bestraften die Gastgeber den schwachen Auftritt des FC St. Pauli
Grenzenloser Jubel beim VfB Lübeck. Mit dem 2:0 bestraften die Gastgeber den schwachen Auftritt des FC St. Pauli © dpa | dpa
Waldemar Sobota stand erstmals in dieser Saison in der Startelf und belohnte sich mit dem Anschlusstor zum 1:2
Waldemar Sobota stand erstmals in dieser Saison in der Startelf und belohnte sich mit dem Anschlusstor zum 1:2 © witters | witters
Dimitrios Diamantakos köpfte das Tor zum 2:2 und bejubelte emotional seinen Treffer.
Dimitrios Diamantakos köpfte das Tor zum 2:2 und bejubelte emotional seinen Treffer. © witters | witters
Riesenjubel beim FC St.Pauli. Marvin Knoll sorgte in der Verlängerung für das 3:2 und wurde von seinen Mitspielern gefeiert.
Riesenjubel beim FC St.Pauli. Marvin Knoll sorgte in der Verlängerung für das 3:2 und wurde von seinen Mitspielern gefeiert. © dpa | dpa
Lübeck kämpfte leidenschaftlich gegen das Aus: Mit dem 3:3 hatte der Regionalligaclub St. Pauli am Rande einer Niederlage
Lübeck kämpfte leidenschaftlich gegen das Aus: Mit dem 3:3 hatte der Regionalligaclub St. Pauli am Rande einer Niederlage © dpa | dpa
Die Profis des FC St. Pauli feiern ihren Torhüter: Robin Himmelmann (rosa Trikot) war der Matchwinner im Elfmeterschießen
Die Profis des FC St. Pauli feiern ihren Torhüter: Robin Himmelmann (rosa Trikot) war der Matchwinner im Elfmeterschießen © dpa | dpa
Vor dem Spiel war die Laune noch gut: Ryo Miyaichi (r.) freut sich über die Startelf-Premiere von Viktor Gyökeres
Vor dem Spiel war die Laune noch gut: Ryo Miyaichi (r.) freut sich über die Startelf-Premiere von Viktor Gyökeres © witters | witters
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Gyökeres, Sobota und Buchtmann in der Startelf

Vor dem Spiel überraschte 56 Jahre alte Trainer der Hamburger mit einem neuen System. as ungewohnte 3-5-2-System, auf das Trainer Luhukay setze, sorgte nicht für die erhoffte Stabilität im Spiel. Weder die Dreierkette mit Marvin Knoll, dem gelernten Linksverteidiger Daniel Buballa und Marc Hornschuh noch das breite, fünf Mann starke Mittelfeld, in dem überraschend Christopher Buchtmann und Waldemar Sobota von Beginn an randurften, konnten überzeugen, sodass die beiden Stürmer Dimitrios Diamantakos und Startelf-Debütant Viktor Gyökeres völlig in der Luft hingen. Doch nicht nur spielerisch wollte wenig zusammenlaufen, auch in Sachen Körpersprache und Leidenschaft waren die Lübecker vor allem in der ersten Hälfte überlegen.

Die Spieler in der Einzelkritik

Der Regionalligaclub war von Beginn an hellwach und griffig in den Zweikämpfen. Der zwei Klassen höher spielende Kiezclub tat sich schwer, klare Chancen zu kreieren. Mit dem ersten Angriff gingen die Lübecker durch den ehemaligen St.-Pauli-Profi Yannick Deichmann den Gastgeber in der neunten Minute in Führung. Und der 24-Jährige hatte Lust, die alten Kollegen zu ärgern. Nur um Zentimeter verpasste der gebürtige Hamburger den zweiten Treffer, als sein Kopfball in der 23. Minute nur knapp am Pfosten vorbeirauschte.

St. Pauli hätte einen Elfmeter bekommen müssen

Pech hatte St. Pauli in der 30. Minute, als nach einem Foul von Daniel Halke an Christian Conteh der fällige Elfmeterpfiff ausblieb. Doch auch das täuschte nicht darüber hinweg, dass St. Pauli phasenweise vogelwild agierte, und ein Klassenunterschied kaum zu sehen war. Das Luhukay-Team verlor viele Zweikämpfe, kam kaum in gefährliche Räume, sodass Lübecks Schlussmann einen ruhigen Nachmittag verlebte. Lediglich ein harmloser Torschuss von Mats Möller Daehli kam auf das Gehäuse von Raeder im ersten Durchgang.

Nach dem Seitenwechsel bot sich ein unverändertes Bild. St. Pauli hatte viel Ballbesitz, aber mehr als eine Halbchance von Möller Daehli (47.) sprang nicht heraus. Nur eine Minute später hatte St. Pauli Glück, als Daniel Buballa brutal gegen Deichmann an der Mittellinie einstieg. Schiedsrichter Willenborg zeigte nur die gelbe Karte, auch ein Platzverweis wäre vertretbar gewesen.

Kiezclub gegen Lübeck in der Defensive nicht sattelfest

Zumindest zeigte Buballa jene Härte, die vielen seiner Mitspielern komplett fehlte. Bestes Beispiel: Das 0:2 in der 57. Minute. Lübeck kann sich nahezu ohne Gegenwehr den Ball zuschieben, bis Marvin Thiel zum Abschluss kam. Der Schuss aus 16 Metern wurde von Möller Daehli unhaltbar abgefälscht. Ein Treffer mit Schockwirkung. St. Pauli lief an, ohne jedoch eine Spielidee erkennen zu lassen. Lediglich Einzelaktionen führten ab und an zu so etwas wie Torgefahr.

In der 62. Minute keimte aber trotzdem wieder Hoffnung auf, als Waldemar Sobota sehenswert aus 16 Metern in den Winkel traf. Eine Initialzündung. Nur vier Minuten später köpfte Diamantakos den Ball aus kurzer Distanz zum 2:2. Lübeck schwanden zunehmend die Kräfte, sodass St. Pauli den Regionalligisten immer tiefer in die eigene Hälfte drückte. Das letzte Risiko scheute aber der Kiezclub und hatte Glück, als Miyachi im eigenen Strafraum ungeschickt gegen seinen Gegenspieler in den Zweikampf ging. Schiedsrichter Willenborg verweigerte den Lübckern aber den Elfmeter. Und so blieb es nach 90 Minuten beim am Ende für St. Pauli schmeichelhaften 2:2.

Buballa beklagt fehlende Cleverness nach der Führung

"Das war ein aufreibendes Spiel. Wenn man als Fan im Stadion ist, wünscht man sich solche Spiele mit sechs Toren, Verlängerung und Elfmeterschießen", sagte Linksverteidiger Daniel Buballa und ergänzte: "Aus Sicht der Fans geht es nicht besser, aber wir haben uns heute das Leben selber schwer gemacht. Ein Rückstand kann mal passieren, dann wurde der noch erhöht. Aber wir sind zurückgekommen und haben Moral gezeigt. In der Verlängerung gehen wir dann in Führung, bekommen aber auch wieder einen Nackenschlag. Chapeau, dass wir es dann im Elfmeterschießen noch auf unsere Seite ziehen konnten."

Himmelmann rettet im Elfmeterschießen

In der Verlängerung sorgte Marvin Knoll in der 94. Minuten für die Führung, als er eine Ecke von Cenk Sahin reinköpfte. Die Entscheidung? Mit Nichten: Ex-HSV-Profi Ahmet Arslan trifft in der 116. Minute zum nicht unverdienten Ausgleich. Zu allem Überfluss flog in der 120. Minute auch noch Stürmer Diamantkos mit einer Tätlichkeit vom Platz. Der Grieche hatte gegen Torhüter Raeder nachgetreten.

Und so fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen. Lübeck verschoss zwei Strafstöße, bei St. Pauli lediglich Niklas Hoffmann.