Hamburg. Trainer Jos Luhukay spricht von einer “unglaublichen Energieleistung“. Der Kiezclub darf nun wieder nach oben schielen.

Keimt da etwa doch wieder ein wenig Hoffnung im Aufstiegskampf auf? Mit einem 4:3 (1:2) gegen Jahn Regensburg hat sich der FC St. Pauli am Sonnabend zumindest schon einmal aus der Krise geschossen und seinem neuen Trainer Jos Luhukay im dritten Spiel den ersten Sieg beschert. Für den Kiezclub war es gleichzeitig der erste dreifache Punktgewinn nach sechs vergeblichen Anläufen.

"Es war eine unglaubliche Energieleistung von der ersten bis zur letzten Minute. Ich freue mich für meine Mannschaft, dass sie zweimal zurückgekommen ist und ihr wahres Gesicht gezeigt hat", sagte Luhukay begeistert nach der Partie und lobte auch die Zuschauer. "Ich bedanke mich bei unseren Fans, dass sie so viel Geduld hatten in den letzten Wochen und Monaten und das Stadion heute wieder zu einem Freudenhaus gemacht haben", so Luhukay und ergänzte: "Ich habe gehört, dass man das hier so sagt."

Buchtmann: "So macht Fußball ja auch Spaß"

Doch entspannen können sie sich noch nicht. Mit vorerst drei Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz muss St. Pauli (48 Punkte) nun unter anderem auf einen Sieg des HSV am Sonntag beim Vierten Union Berlin (50 Punkte) hoffen, um noch Richtung Erster Liga schielen zu können. Durch das direkte Duell zwischen Paderborn (Platz 3/51 Punkte) und Heidenheim (5./49 Punkte) wird St. Paulis Abstand auf Rang drei allerdings wieder auf mindestens vier Zähler anwachsen.

Christopher Buchtmann erklärt die Krise aber für beendet. "Wir haben in den vergangenen Wochen auf die Fresse bekommen. Das wollten wir uns nicht mehr gefallen lassen. Darauf hatten wir keinen Bock mehr", sagte der Mittelfeldspieler. Die Mannschaft habe sich "richtig reingebissen" und ihr System gegen Regensburg viel besser umsetzen können als zuvor. "Das Spiel gab heute Mut für den Rest der Saison. So macht Fußball ja auch Spaß.“

Knolls Antwort auf Rettigs "harte Worte"

St. Paulis Matchwinner am 31. Spieltag war ausgerechnet der ehemalige Regensburger Marvin Knoll, der die Hamburger mit einem direkt verwandelten Freistoß zum 3:2 auf die Siegerstraße brachte (72.). Unter der Woche hatte Knoll noch von "harten Worten" von St. Paulis Interims-Sportchef Andreas Rettig gegen die Profis berichtet. Bei der Antwort des Mittelfeldspielers auf dem Platz half Gästekeeper André Weiß gründlich mit, indem er den Schuss unter dem Körper durchrutschen ließ. „Mir ist ein Stein von Herzen gefallen", sagte Knoll später. "Bei meinem direkten Freistoß zum 3:2 hatte ich gesehen, dass die Mauer nicht so perfekt gestellt ist. Da habe ich mir gesagt, es einfach mal zu versuchen, direkt zu schießen.“

Aggressive-Leader Knoll: St. Pauli in der Einzelkritik

Auf dem Platz fiel Knolls Jubel über den vierten Saisontreffer angesichts seiner Oberpfälzer Vergangenheit aber eher verhalten aus. Dafür freuten sich die meisten der 29.546 Zuschauer im ausverkauften Millerntor-Stadion sowie Mitspieler des 28-Jährigen umso mehr. Allen voran die weiteren Torschützen Dimitrios Diamantakos (35.), Kapitän Johannes Flum (52.) und Ryo Miyaichi, der in der 86. Minute den Sack nach zweimaligem Rückstand vermeintlich zumachte.

Schlag auf Schlag in intensiver Partie

Nach Sargis Adamyans Anschlusstreffer (90.+5) mussten die Braun-Weißen aber noch einmal ein paar Sekunden bangen. Schon vor dem ersten Gegentor durch Doppelpacker Hamadi Al Ghaddioui (27./40.) war die Defensive der Hamburger höchst nachlässig zu Werke gegangen.

Doch die Gastgeber steckten nicht auf. Ein strammer Linksschuss vom rechten Strafraumeck von Diamantakos brachte die Kiezkicker wieder ins Spiel. Doch Al Ghaddiouis aus kurzer Distanz mit der Brust erzielter zweiter Treffer ließ erneut die Gäste jubeln.

In der zweiten Hälfte ging es in der intensiven Begegnung Schlag auf Schlag. Flum glich per Kopfball nach einem Freistoß aus, ehe Knoll die Hamburger mit etwas Glück erstmals in Führung brachte.