Hamburg. St. Paulis Trainer könnte schon im Debütspiel gegen Arminia Bielefeld auf eine deutlich veränderte Startelf setzen.
Viel Zeit hat Jos Luhukay nicht, um seine erste große sportliche Herausforderung beim FC St. Pauli anzugehen. In gerade einmal drei Trainingstagen soll er das seit vier Spieltagen sieglose Team so in Schwung gebracht haben, dass es an diesem Sonntag (13.30 Uhr, Sky und Liveticker bei abendblatt.de) im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld eine Leistung auf den Rasen des Millerntor-Stadions bringt, die zumindest ein bisschen Hoffnung für die nähere Zukunft nährt.
Die rein personellen Voraussetzungen sind dafür alles andere als ideal. Auf jeden Fall verlängert Innenverteidiger Christopher Avevor mit einer Adduktorenverletzung die Liste der nicht zur Verfügung stehenden, potenziellen Stammspieler. Angesichts dessen war am Donnerstag bei Luhukays Premiere erstmals U-23-Abwehrspieler Niklas Hoffmann (22) im Training der Profis dabei und dürfte am Sonntag auch im Kader stehen, zumal Marc Hornschuh an einem Knochenödem leidet und daher zuletzt nur individuell trainieren konnte. Zudem ist der Einsatz von Linksverteidiger Daniel Buballa, der wegen eines Infektes bis inklusive Donnerstag nicht trainieren konnte, höchst fraglich.
Auf der anderen Seite sorgt der Trainerwechsel auf jeden Fall dafür, dass nun Spieler, die bei Vorgänger Markus Kauczinski keine realistische Startelf- oder überhaupt Einsatzchance mehr für sich gesehen haben, neue Hoffnung schöpfen. Das dürfte ganz besonders für Sami Allagui gelten. Der 32 Jahre alte Stürmer, im Sommer 2017 als „Königstransfer“ gehandelt, kam unter Kauczinski in den zehn Spielen seit der Winterpause nur noch auf insgesamt 295 Einsatzminuten – verteilt auf fünf Spiele. Und das, obwohl er nicht verletzt war.
Luhukay kennt Allagui noch von Hertha BSC
Allagui war in der Saison 2012/13 Stammspieler bei Hertha BSC unter Trainer Jos Luhukay und trug in 25 Spielen sechs Treffer und fünf Torvorlagen zum gemeinsamen Bundesliga-Aufstieg bei. So war es beim ersten Training am Donnerstag auch keine ganz große Überraschung, dass Luhukay zunächst Allagui in die A-Elf beorderte. Später spielte dann Torjäger Alexander Meier in der potenziell ersten Formation. Nicht auszuschließen scheint auch, dass es Luhukay mit beiden in der Startelf probieren wird, zumal sowohl Allagui als auch Meier nicht nur ganz vorn, sondern auch als „hängende Spitze“ agieren können.
Die Vorstellung von Jos Luhukay im Video:
Eine neue Chance unter Luhukay kann sich auch für Yiyoung Park ergeben, der vor einem Jahr in der Schlussphase der Saison mit seinem 1:0-Siegtor gegen Bielefeld St. Paulis Klassenverbleib gesichert hatte. Durch die Ausfälle von Luca Zander und Jan-Philipp Kalla ist die Personalnot auf der Rechtsverteidiger-Position groß, zumal der hier zuletzt als Notlösung eingesetzte Florian Carstens als Ersatz für Avevor auf der Innenverteidiger-Position benötigt wird.
Luhukays Auftakt beim FC St. Pauli:
Jos geht's: Luhukays Auftakt beim FC St. Pauli
Ebenso könnte sich für Mittelfeldspieler Richard Neudecker bei Luhukay eine neue Perspektive ergeben. Unabhängig von seiner jüngsten Sprunggelenks-Blessur spielte der vielseitig einsetzbare 23-Jährige bei Kauczinski keine Rolle mehr. Die bereits verkündete Trennung zum Saisonende könnte sogar noch einmal von beiden Seiten überdacht werden, sofern er jetzt wieder Einsatzzeiten erhält. Auf der anderen Seite bringt es die Verpflichtung des neuen Trainers ebenfalls mit sich, dass sich auch die Profis mit einem über das Saisonende hinausgehenden Vertrag wieder neu profilieren müssen.
Starker Gegner
Grundsätzlich ist eine solche Gemengelage eher als leistungsfördernd einzuschätzen. Eine Erfolgsgarantie im ersten Spiel ist dies aber allein schon deshalb nicht, weil es St. Pauli am Sonntag mit einem aktuell sehr starken Gegner zu tun bekommt. Arminia Bielefeld ist zwar nur Tabellenneunter mit sechs Punkten Rückstand auf den FC St. Pauli. Aus den elf bisherigen Rückrundenspielen holten die Ostwestfalen allerdings mit 20 Zählern nur zwei weniger als Spitzenreiter 1. FC Köln und sind das drittbeste Team, während St. Pauli nur 14. ist.
Die Trainerkarriere des Jos Luhukay
„Arminia spielt eine unheimlich gute Rückrunde. Trainer Uwe Neuhaus macht dort eine sehr gute Arbeit und hat eine gute Struktur in die Mannschaft gebracht. Das Team hat durch die positiven Ergebnisse viel Selbstvertrauen. Es wird für meine Mannschaft sehr reizvoll, gegen Bielefeld zu zeigen, wie gut sie selbst Fußball spielen kann“, sagt Jos Luhukay über die anstehende Aufgabe.
Von Luhukays sieben Trainer-Vorgängern bei St. Pauli seit dem Bundesligaabstieg 2011 gewannen übrigens nur André Schubert (2:0 gegen Ingolstadt), Roland Vrabec (3:0 gegen Cottbus) und Olaf Janßen (1:0 in Bochum) ihre Auftaktspiele mit St. Pauli.
St. Pauli: Himmelmann – Park, Carstens, Hoogma, Dudziak – Knoll, Buchtmann – Miyaichi, Möller Daehli – Meier, Allagui.
Bielefeld: Ortega – Brunner, Börner, Behrendt, Lucoqui – Prietl – Yabo, Weihrauch – Clauss, Klos, Voglsammer. SR: Stegemann (Niederkassel)