Hamburg. Niederländer soll St. Pauli nach der Entlassung Markus Kauczinskis auf Kurs bringen. So reagieren die Fans auf den Trainerwechsel.

Um 10.15 Uhr setzte St. Paulis Mediateam am Mittwoch den ersten Tweet des Tages ab, der es direkt in sich haben sollte. "Die Verantwortlichen des FC St. Pauli haben auf die sportliche Entwicklung der letzten Wochen reagiert und Sportchef Uwe Stöver und Cheftrainer Markus Kauczinski mit sofortiger Wirkung freigestellt", ließ der Kiezclub die Fußball interessierte Szene wissen.

Vier Minuten später folgte im vereinseigenen Kurznachrichten-Kanal die nächste bemerkenswerte Meldung: "Nachfolger von Markus Kauczinski wird der Niederländer Jos Luhukay (55). Den Posten des Sportchefs übernimmt der kaufmännische Geschäftsleiter Andreas Rettig interimistisch bis zum Saisonende. Willkommen am Millerntor, Jos!"

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Luhukay schmiss in Stuttgart entnervt hin

Am 21. Dezember des vergangenen Jahres wurde Jos Luhukay beim englischen Zweitligisten Sheffield Wednesday wegen Erfolglosigkeit entlassen.
Am 21. Dezember des vergangenen Jahres wurde Jos Luhukay beim englischen Zweitligisten Sheffield Wednesday wegen Erfolglosigkeit entlassen. © Imago/Action Plus

Doch wie willkommen ist der neue Übungsleiter im weiteren Umfeld des Hamburger Zweitligisten tatsächlich? Unter den Trainingskiebitzen und in den Sozialen Netzwerken fiel der Jubel der Fans über Luhukay auf den ersten Blick eher verhalten aus. "Weiß nicht warum, aber irgendwie ist mir Luhukay auch nicht gerade als Taktikfuchs in Erinnerung", schrieb etwa einer auf transfermarkt.de.

"Jos Luhukay wird die Herzen auf St. Pauli im Sturm erobern", twitterte ein Anhänger ironisch angesichts der nicht unbedingt hohen Sympathiewerte des Ex-Profis, der seinen letzten Job in Deutschland vor drei Jahren selbst aufgekündigt hatte. Nach internen Querelen schmiss Luhukay im Sommer 2016 nach nur vier Spielen entnervt beim zuvor in die Zweite Liga abgestiegenen VfB Stuttgart hin.

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Muss sich St. Pauli nach unten orientieren?

Bringt Jos Luhukay St. Pauli den Spaß zurück?
Bringt Jos Luhukay St. Pauli den Spaß zurück? © Imago/Sven Simon

Überliefert aus seiner Stuttgarter Zeit ist unter anderem die Anekdote, dass Luhukay die Transfers des späteren Weltmeisters Benjamin Pavard sowie der damals ebenfalls jungen Spieler Carlos Mané und Takumo Asano eigentlich abgelehnt hatte. Stattdessen hätte der Holländer lieber auf erfahrene Kräfte wie den deutschen Ex-Nationalspieler Marko Marin oder den Brasilianer Ronny setzen wollen.

"Viel Glück St. Pauli, ihr werdet es brauchen", twitterte nun ein Anhänger des schwäbischen Bundesligisten. Ein Fan des abstiegsbedrohten Zweitligisten Darmstadt sieht den Kiezclub durch den Wechsel eher im Abstiegs- als im Aufstiegskampf angekommen. "Luhukay? Mal rechnen – St.Pauli hat schon 44 Punkte, das dürfte dann doch reichen...", kommentierte er sarkastisch.

Die Trainerkarriere des Jos Luhukay

Geboren

13. Juni 1963 in Venlo (Niederlande)

Trainerstationen

07/1998 - 06/2000: SV Straelen

07/2000 - 06/2002

KFC Uerdingen

07/2002 - 06/2005

1. FC Köln (Co-Trainer)

11/2003

1. FC Köln (Cheftrainer für ein Spiel)

07/2005 - 08/2006

SC Paderborn

01/2007 - 10/2008

Borussia Mönchengladbach

04/2009 - 05/2012

FC Augsburg

07/2012 - 02/2015

Hertha BSC

07/2016 - 09/2016

VfB Stuttgart

01/2018 - 12/2018

Sheffield Wednesday

Ab 04/2019

FC St. Pauli

1/12

Fans hofften insgeheim auf Timo Schultz

Auch in St. Paulis Vereinsforum diskutieren sich die Anhänger bereits die Köpfe heiß. Als sich immer mehr abzeichnete, dass Kauczinskis Tage als Trainer gezählt sein könnten, hatten nicht wenige Anhänger auf Timo Schultz als Nachfolger gehofft. Der ehemalige Spieler liegt mit der U19 in der A-Jugend-Bundesliga auf Platz zwei noch immer aussichtsreich im Aufstiegsrennen und hat mehrere Spieler bereits an die Profis herangeführt.

Nun müssen sich die Fans also mit Luhukay auseinandersetzen. "Was ich von der Verpflichtung halten soll, weiß ich gerade ehrlich gesagt selbst noch nicht so genau. Luhukay ist doch auch eher so ein Sicherheitsfußball-Fan, oder?", schrieb einer, während ein anderer die menschliche Komponente beiseite schob: "Ob er sympathisch ist oder nicht ist mir mittlerweile erst einmal egal. Er soll ein guter Trainer sein."

St. Paulis Trainer seit dem Jahr 2000

Willi Reimann

01.02.1999 - 14.03.2000

Dietmar Demuth

15.03.2000 - 20.08.2002

Joachim Philipkowski

20.08.2002 - 16.12.2002

Franz Gerber

29.12.2002 - 28.03.2004

Andreas Bergmann

29.03.2004 - 20.11.2006

Holger Stanislawski

21.11.2006 - 20.06.2011

André Trulsen

01.07.2007 - 30.06.2008

André Schubert

01.07.2011 - 26.09.2012

Thomas Meggle

28.09.2012 - 07.10.2012

Michael Frontzeck

08.10.2012 - 06.10.2013

Roland Vrabec

07.11.2013 - 02.09.2014

Thomas Meggle

03.09.2014 - 16.12.2014

Ewald Lienen

16.12.2014 - 30.06.2017

Olaf Janßen

01.07.2017 - 07.12.2017

Markus Kauczinski

08.12.2017 - 10.04.2019

Jos Luhukay

11.04.2019 -

1/16

Luhukay ist der Experte des Jahrtausends

In der Tat spricht Luhukays Trainer-Vita eher für einen erneuten Angriff des FC St. Pauli auf die Aufstiegsplätze. Sowohl mit Borussia Mönchengladbach als auch mit dem FC Augsburg (im zweiten Anlauf) und Hertha BSC gelang dem akribischen Arbeiter der Sprung ins Oberhaus. Dazu kommen zwei Aufstiege als Co-Trainer des 1. FC Köln.

Mit dieser Bilanz ist Luhukay sogar der erfolgreichste Aufstiegstrainer dieses Jahrtausends im deutschen Profi-Geschäft, wie Opta ermittelte. "Omen", twitterten die Datensammler dazu. Am 19. Mai gegen 17.15 Uhr wäre ein guter Zeitpunkt für St. Pauli, via Twitter mit einem "Amen" zu antworten. Dann endet die Zweitligsaison mit einem Spiel in Fürth – und Luhukays viertem Aufstiegsstreich seit 2000, oder eben auch nicht.

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