Duisburg. HSV-Konkurrent 1. FC Köln sagt Pressekonferenz nach turbulentem Nachholspiel ab. Der Zustand von Daniel Anfang sei “sehr ernst.“
Nach einem mitreißenden Fußballspiel schlug die Stimmung am Mittwochabend schlagartig um. Im Kabinenbereich der Duisburger Arena herrschte ungewöhnliche Stille, zuvor verließ der Kölner Trainer Markus Anfang nach einem kurzen Gespräch mit Geschäftsführer Armin Veh und einem Feuerwehrmann auf dem schnellsten Weg das Stadion.
"Es gab einen tragischen Notfall im direkten Umfeld der Mannschaft des 1. FC Köln. Daher entfallen die Interviews und die Pressekonferenz nach dem Spiel", erklärte ein Offizieller des MSV Duisburg und bat um Verständnis, dass man keine Details kommuniziere.
Anfangs Vater erlitt Herzinfarkt
Das tat der 1. FC Köln dann einen halben Tag später. "FC-Cheftrainer Markus Anfang hat nach Abpfiff des Nachholspiels am Mittwochabend beim MSV Duisburg umgehend das Stadion verlassen, da sein Vater Dieter während des Spiels einen Herzinfarkt erlitten hatte", teilte der Verein am Donnerstagmorgen mit. "Aus diesem Grund wurden alle Medienaktivitäten abgesagt." Der Zustand von Anfang senior sei "nach wie vor sehr ernst". Markus Anfang sei nach Spielschluss umgehend zu seinem Vater geeilt, um diesen ins Krankenhaus zu begleiten.
"Der gesamte FC wünscht Markus und seiner Familie ganz viel Kraft und seinem Vater alles Gute und dass er wieder auf die Beine kommt", sagte Veh. "In solchen Situationen wird der Fußball zur Nebensache, jetzt geht es nur um die Gesundheit von Markus' Vater."
Erinnerungen an die Väter Gentner und Völler
Es ist der zweite Fall dieser Art, der den deutschen Profifußball in dieser Saison erschüttert. Am 15. Dezember starb der Vater des Stuttgarter Kapitäns Christian Gentner während des Bundesliga-Heimspiels des VfB gegen Hertha BSC nach einem Herzinfarkt im Stadion. Im September 2001 erlitt der Vater des damaligen Bundestrainers Rudi Völlers während des WM-Qualifikationsspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen England (1:5) im Münchner Olympiastadion einen Infarkt. Später erholte sich Kurt Völler wieder,
MSV-Trainer Lieberknecht reagiert betroffen
Die Szene in der Duisburger Arena wirkte bedrückend. Unmittelbar vor dem Stadion unter der VIP-Tribüne fuhren mehrere Feuerwehrwagen vorbei, im Hintergrund waren die Blaulichter von etlichen Polizeieinsatzfahrzeugen zu sehen. Auch im Umfeld des Zweitliga-Nachholspiels zwischen dem MSV Duisburg und dem 1. FC Köln (4:4) hatte es Vorfälle gegeben. Der Kölner Club bat um Verständnis, dass man keine Informationen geben könne, ohne vorher mit Betroffenen gesprochen zu haben.
Einige Spieler schlichen sich schnell aus dem Stadion, Duisburgs Trainer Torsten Lieberknecht fand keine Worte und verließ kopfschüttelnd und sichtlich mitgenommen die Mixed-Zone. "Manchmal sind andere Dinge wichtiger", sagte ein Duisburger Vereinssprecher.
Köln verspielt eine Zwei-Tore-Führung
Zuvor hatten die 25.675 Zuschauer ein packendes und unterhaltsames Spiel gesehen, in dem die Kölner nach zweimaligen Rückstand mit drei Toren unmittelbar nach der Pause 4:2 in Führung gingen und am Ende durch die Treffer von Moritz Stoppelkamp (71.) und Kevin Wolze (81. Minute) noch das 4:4 hinnehmen mussten.
Jhon Cordoba (24./53.), Louis Schaub (47.) und Simon Terodde (54.) trafen für den FC, der vor dem Schlagerspiel am nächsten Montag gegen den Tabellenzweiten Hamburger SV eine Vorentscheidung im Aufstiegskampf zur Fußball-Bundesliga verpasste. Lukas Fröde (29.) und noch einmal Stoppelkamp (2.) erzielten die übrigen Tore für den MSV.
PK vor dem HSV-Spiel für Freitag geplant
Im Wochenplan der Kölner ist für den Tag nach dem Spiel kein Training angesetzt. Am Freitag steht normalerweise die obligatorische Pressekonferenz mit Trainer Anfang an. Die Partie gegen den HSV findet am Montag um 20.30 Uhr (im Liveticker auf abendblatt.de) im Kölner Stadion statt.