Hamburg. Der starke Zweitliga-Aufsteiger erwartet nach dem FC St. Pauli zweimal den HSV. Zu Hause ist die Mannschaft noch ungeschlagen.

„Wir freuen uns“, sagt Markus Krösche, „wir freuen uns auf drei Superspiele mit dreimal ausverkauftem Haus.“ Der SC Paderborn (SCP) steht vor seinen Hamburg-Wochen. An diesem Sonnabend (13 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) beginnen sie mit dem Zweitliga-Verfolgerduell gegen den FC St. Pauli. Und dann kommt der HSV. Am 2. April steht das Viertelfinale im DFB-Pokal an, am 12. Mai könnte es für beide Teams am vorletzten Ligaspieltag entscheidend um den Aufstieg in die Bundesliga gehen. Der Aufsteiger aus Ostwestfalen ist eines der großen Überraschungsteams im deutschen Fußball.

„Sie machen das gut“, sagte St. Paulis Trainer Markus Kauczinski vor der Abreise nach Paderborn, „eine offensivstarke Mannschaft, die sehr viel Torgefahr ausstrahlt. Wir müssen da aggressiv und sehr kompakt auftreten.“ 54 Tore hat der Tabellensiebte bereits erzielt, nur der 1. FC Köln traf öfter. Zufall ist das nicht, sondern der erfolgreiche Ertrag der sportlichen Philosophie. „Wir gewinnen lieber 6:3 als 1:0“, sagt Krösche, „Paderborn soll für eine bestimmte Art Fußball stehen. Wir sagen: Angriff ist die beste Verteidigung.“

Neue Sponsoren wurden gefunden

Der 38 Jahre alte Ex-Profi bestimmt seit März 2017 die sportlichen Geschicke des Vereins. Der Club, der 2014/15 eine Saison in der Bundesliga spielte, befand sich da gerade im freien Fall. Schlagzeilen machte er noch im Herbst 2015, als der damalige Präsident Wilfried Finke im Abstiegskampf der Zweiten Liga auf die Idee kam, Stefan Effenberg als Trainer zu verpflichten. Spotlight in der Provinz – danach tiefste Dunkelheit. Scheinbar unaufhaltsamer Abstieg. Nur weil 1860 München 2017 keine Lizenz für die 3. Liga erhielt, blieb der SCP in der Liga.

Und so konnte er sich mit Krösche neu erfinden. Die Profiabteilung wurde zum 1. Juli 2018 ausgegliedert, Krösche wurde Geschäftsführer Sport. Der inzwischen verstorbene Finke zog sich aus der Verantwortung zurück. Neue Sponsoren wurden gefunden. „Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Es ging darum, den Verein zu professionalisieren“, sagt Krösche. „Es war wichtig, den Profifußball für die Zukunft auf eine breitere Basis zu stellen.“

Attraktiver Fußball

Genauso wichtig ist es für ihn, dass die Mannschaft attraktiven Fußball spielt. Das klappte in der letztjährigen Aufstiegssaison schon famos, wo der SCP als Zweiter mit 90 Toren 20 Treffer mehr erzielte als Meister 1. FC Magdeburg. „Wir haben Trainer Stefan Baumgart und Spieler verpflichtet, die eben für diese offensive Ausrichtung stehen“, erklärt Krösche. Dass sich dieser Hurra-Fußball auch in der höheren Spielklasse fortsetzen ließ, ist besonders bemerkenswert. „Wir haben nach dem Aufstieg Veränderungen im Kader vorgenommen und auch Qualität dazugeholt“, erläutert der Sportchef, „man muss immer auch ein paar Dinge verändern.“ Realistischerweise rechnen sie in Paderborn damit, dass einige ihrer besten Spieler nach der Saison Begehrlichkeiten wecken: „Damit muss jeder Verein leben. Aber wir sind darauf vorbereitet. Wir sichten und kennen Alternativen für jede Position.“

„Paderborn ist eine eingespielte Mannschaft, die gut verstärkt wurde“, lobt Kauczinski, „und sie können befreit aufspielen, weil sie sowieso Erfolg haben.“ Dass unter den neun besten Torschützen der Liga in Philipp Klement (11), Sven Michel und Bernard Tekpetey (beide 9) drei Paderborner zu finden sind, ist einzigartig. Es zeigt das gute Händchen von Krösche bei der Suche nach Spielern. Das war auch dem HSV nicht entgangen, als dieser nach dem Abstieg einen neuen Sportchef suchte. Krösche war im Frühjahr der Top-Kandidat, doch der SC Paderborn weigerte sich, ihn freizugeben. „Wir waren schon einig. Am Ende konnten sich die Vereine nicht einigen“, erzählt Krösche, „aber das ist okay. Ich fühle mich wohl in Paderborn.“

2561 St.-Pauli-Fans fahren nach Paderborn

Das offensive Werben der Hamburger um ihren Sportchef mag zu der etwas gereizten Haltung mancher Paderborner gegenüber dem HSV beigetragen haben. „Der Hamburger SV hält sich für unwiderstehlich“, kommentierte am Mittwoch die „Neue Westfälische“. Dann war da noch vom „größenwahnsinnigen Dino“ die Rede und von „Überheblichkeit“. Grund für die Aufregung waren erhöhte Ticketpreise für das DFB-Pokalspiel, an denen der HSV schuld sein soll. Denn der Gast darf bei Pokalspielen bei der Preisgestaltung mitreden.

Der Empfang für den FC St. Pauli wird wohl etwas freundlicher ausfallen. Zumal die Braun-Weißen 2561 Fans mit in die Benteler-Arena bringen, die ein Fassungsvermögen von 15.000 Zuschauern hat. Paderborn hat das Gästekontingent erhöht, das vergrößert die Chance auf ein ausverkauftes Stadion. Schließlich ist es ein Spitzenspiel. Die Gastgeber haben mit 38 Punkten nur zwei weniger als St. Pauli, stellen das beste Rückrundenteam. Mit einem Sieg würden sie weiter im Aufstiegsgeschäft mitmischen. „Wir haben aus dem 1:2 im Hinspiel gelernt und uns seitdem weiterentwickelt“, sagt Baumgart. „Wir wollen Druck auf den Gegner machen und zu mehr Torchancen als beim 1:1 in Magdeburg kommen.“

Neben Union Berlin ist Paderborn als einziges Team in Heimspielen noch ungeschlagen. Trotz der greifbaren Chance, den ganz großen Coup zu landen, ändern sie offiziell ihr Saisonziel natürlich nicht. „Wir wollen weiter unsere Art zu spielen beibehalten“, sagt Krösche, „dann werden wir sehen, was am Ende dabei herauskommt.“