Hamburg. Der FC Ingolstadt kommt zum Zweitligaspiel beim FC St. Pauli mit sechs Akteuren mit Vergangenheit am Millerntor.

„Das Herz von St. Pauli, das ruft mich zurück!“ So singen es die Fans des örtlichen Fußballclubs von 1910 vor jedem Heimspiel. Gänsehaut – und irgendwie ist es auch genau so: Niemals geht man so ganz. Auch an diesem Sonnabend um 13 Uhr wird es wieder so sein. Da läuft der FC Ingolstadt zum Zweitligaspiel auf, und nicht weniger als sechs Akteure des Tabellen-16. haben eine Vergangenheit am Millerntor.

„Natürlich erinnere ich mich an meine Zeit hier total gerne zurück. Es war eine ganz besonders intensive Zeit. Und es gibt hier diese besondere Herzlichkeit, das ist wirklich besonders.“ Das sagt Harald Gärtner (50). Ingolstadts Geschäftsführer bestimmt seit 13 Jahren die Geschicke des Clubs. Hat den Durchmarsch von der dritten in die Bundesliga miterlebt und jetzt, in dieser Saison, auch den Abstiegskampf in der Zweiten Liga. „Beim FC St. Pauli war es damals auch eine sehr schwierige Situation“, sagt er, „ich habe daraus sehr viel gelernt.“ „Damals“ war vom 29. Dezember 2002 bis 28. März 2004.

Unvergessliche Retter-Kampagne

Der ehemalige Profi Gärtner arbeitete als Assistenztrainer von Franz Gerber beim FC St. Pauli. Sein erster Trainerjob. Der Abstieg in die noch drittklassige Regionalliga fiel in diese Zeit und auch die andauernde Angst vor der Zahlungsunfähigkeit samt der unvergesslichen Retter-Kampagne. „Trotz der Probleme, diese Zeit war klasse“, erinnert sich der gebürtige Hesse, der noch viele Freunde in Hamburg hat, „ich habe für meine Funktionärslaufbahn mitgenommen, wie viel Leidenschaft, Emotionalität und Offenheit im Fußball zählen können.“

Auch Ingolstadts Individualtrainer Fabian Gerber (39) als Spieler (2001 und 2003), Co-Trainer Thomas Stickroth (Mentaltrainer 2014/15) sowie die Spieler Philipp Tschauner (2011–15), Cenk Sahin (2016–18) und Philipp Heerwagen (2012 –2018) haben eine St.-Pauli-Geschichte. Torwart Tschauner kam in diesem Winter aus Hannover, Sahin wurde gleichzeitig von St. Pauli ausgeliehen. Dazu holte Gärtner noch den Ex-HSVer Mergim Mavraj aus Saloniki und den Dänen Björn Paulsen. Alles Helfer im Abstiegskampf. „Es war uns wichtig, Spieler zu holen, die Erfahrung in solch einer Situation haben“, sagt Gärtner. Tschauner und Sahin kennen Abstiegsstress vom Millerntor, Mavraj aus dem Volkspark.

Tschauner dirigiert mit großer Präsenz

Der Deutsch-Albaner Mavraj hat sich als Abwehrchef erwiesen, Tschauner dirigiert mit großer Präsenz seine Vorderleute. „Wir wollten größere Stabilität im Defensivverbund“, sagt Gärtner. Nur Sahin hängt noch etwas durch, sein Chef ist deshalb aber nicht unzufrieden: „Er hat wesentlich zum Klassenerhalt von St. Pauli vor zwei Jahren beigetragen. Er kann Besonderes auf dem Feld leisten, und ich bin überzeugt, dass er seine Fähigkeiten bei uns noch einbringen wird.“

Drei der vier Spiele in diesem Jahr hat Ingolstadt gewonnen und damit Anschluss an die Nicht-Abstiegsregionen geschafft. Bei St. Pauli ist es umgekehrt: Nur eins aus vier. Da geht also was – oder? So ein Spiel kann ein Weichensteller sein, meint auch Gärtner: „Vor dem Hinspiel waren wir praktisch punktgleich, nach seinem 1:0-Sieg aber hat St. Pauli 18 Punkte mehr geholt als wir.“