Hamburg. St. Paulis prominenter Zugang setzt auf seine Chance im Heimspiel gegen Ingolstadt. Keine Angst vor Vergleichen mit seinem Vater.

Vor genau drei Wochen stellte sich Justin Hoogma als letzter Winterzugang des FC St. Pauli vor. Seither hat sich der neue, von der TSG 1899 Hoffenheim ausgeliehene Innenverteidiger des FC St. Pauli fast im Rekordtempo in Hamburg eingelebt. Sogar eine Wohnung hat der 20 Jahre alte Niederländer im Norden der Stadt schon gefunden und auch bezogen. Den rund 15 Minuten langen Weg zum Trainingszentrum in Niendorf findet er längst ohne das Navigationsgerät in seinem Auto.

Was Justin Hoogma zu seinem Glück hier noch fehlt, ist ein fester Platz in der ersten Elf des FC St. Pauli. Nur bei der 1:4-Niederlage am 8. Februar beim 1. FC Köln hatte ihn Cheftrainer Markus Kauczinski in die Startformation beordert, was aber nur daran lag, dass er neben Christopher Avevor und Florian Carstens noch einen dritten Innenverteidiger auf dem Feld haben wollte, um den Kölner Top-Stürmern Simon Terodde und Jhon Cordoba eine Überzahl entgegenzusetzen. Der Plan ging bekanntlich schief, Cordoba traf gleich dreimal, Terodde einmal. Mit der Umstellung auf die gewohnte Vierer-Abwehrkette im Spiel gegen Erzgebirge Aue (1:2) am vergangenen Sonnabend war Hoogma seinen Platz wieder los und musste sich den ernüchternden Auftritt seines Teams komplett von draußen anschauen.

„Wenn man dann sieht, dass die Mannschaft nicht so gut spielt, hofft man natürlich, dass man dem Team helfen darf. Ich bin aber sicher, dass ich meine Chancen bekommen werde“, sagt Hoogma. Es spricht einiges dafür, dass die Chance schon am Sonnabend (13 Uhr) im nächsten Zweitliga-Heimspiel gegen den FC Ingolstadt 04 kommt. Trainer Kauczinski hat bereits personelle Veränderungen gegenüber der Niederlage gegen Aue angekündigt. Angesichts der nicht zufriedenstellenden Leistungen von Avevor und Carstens in diesem Spiel liegt es nahe, dass einer von beiden seinen Platz für den niederländischen U-21-Nationalspieler Hoogma wird räumen müssen.

Anlass für einen Wechsel in der Verteidigung ist gegeben

„Es ist klar, dass ich mir Hoffnungen darauf mache. Ich bin hierhergekommen, um Stammspieler zu sein“, sagt Justin Hoogma ohne unnötige, verbale Schnörkel. Das ist sein eigener Anspruch, das ist aber auch der Plan, den sein Haupt-Arbeitgeber Hoffenheim mit der bis zum Saisonende terminierten Leihe an den FC St. Pauli verfolgt. Hoogma soll beim Millerntor-Club Spielpraxis sammeln, um in der kommenden Spielzeit für die TSG als weiter gereifter Spieler wieder zur Verfügung zu stehen. Ein längeres Dasein als Reservist ist bei diesem Vorhaben nicht vorgesehen.

„Bisher war es okay, noch kein klarer Stammspieler zu sein. Die Mannschaft war ja schon ein halbes Jahr zusammen, und ich bin auch erst am Ende der Wintervorbereitung gekommen. Aber jetzt hoffe ich, dass ich die Chance bekomme“, sagt Hoogma und berichtet, dass Trainer Kauczinski ihm erklärt habe, warum er bislang den angestrebten Status noch nicht bekommen hat. „Das habe ich verstanden“, sagt Hoogma, ohne Konkretes über das Gespräch zu verraten. Doch nun scheint die Zeit für ihn gekommen zu sein. Der Anlass für einen Personalwechsel in der Innenverteidigung ist mehr als zuvor gegeben. Dabei kann sich Hoogma vorstellen, mit Florian Carstens ein Innenverteidiger-Duo der 20-Jährigen zu bilden. Wahrscheinlicher ist aber, dass Hoogma dem in der Hinrunde sehr starken, seit der Winterpause aber unsicheren Christopher Avevor zur Seite gestellt wird. „Er hat eine super Hinrunde gespielt und sollte ein bisschen Kredit haben“, macht sich Hoogma für Avevor stark.

An Selbstvertrauen mangelt es ihm jedenfalls nicht. „Ich denke, dass ich auch spielerische Qualitäten habe, die ich unserer Mannschaft geben kann“, sagt der Sohn des früheren HSV-Kapitäns Nico Jan Hoogma, der Justins Spiele intensiv verfolgt. Auch nach der Niederlage in Köln hatten die beiden Kontakt. „Er fand es in Ordnung, dass ich mich da voll auf die Defensive fokussiert hatte“, berichtet Hoogma junior. Künftig will er aber auch Impulse nach vorn setzen.

Keine Angst vor Vergleichen mit seinem Vater

Als Belastung habe er es im Übrigen noch nie empfunden, als Sohn eines bekannten Profifußballers im selben Metier eine Karriere zu starten. „Ich bin ja sogar nach Almelo gegangen, wo mein Vater Sportdirektor war. Da hatte ich quasi doppelt Druck. Aber wenn man Leistung bringt, redet keiner mehr darüber, dass man der Sohn ist und nur deshalb spielt“, sagt Justin Hoogma. „Hier in Hamburg ist der Name natürlich noch bekannter als anderswo. Da werden die Leute mich mit meinem Vater vergleichen“, ahnt er. Es klingt, als habe er auch davor keine Angst.