Hamburg. Die Entwicklung zeigt, dass Verstärkungen nötiger als Verlängerungen sind, um im nächsten Jahr den Aufstieg anzupeilen.

Sein eigener Arbeitsvertrag wurde in der vergangenen Woche sehr vorzeitig bis Mitte 2021 verlängert, bei den Verhandlungen über die 14 in diesem Sommer auslaufenden Spielerverträge konnte St. Paulis Sportchef Uwe Stöver bisher keine Ergebnisse verkünden. „Wir haben alle Spieler informiert, wie wir mit ihnen planen. Bis Ende März möchten wir Klarheit haben“, sagt Stöver dazu.

Bis zur Winterpause galt es noch als Problem, dass knapp die Hälfte des Kaders für die kommende Saison noch keinen Vertrag hat. Doch zum jetzigen Zeitpunkt, nach drei Niederlagen in den ersten vier Spielen 2019, erscheint es eher eine Chance als ein Problem zu sein, dass so viele Verträge auslaufen. Es ist die Chance, den Kader für die nächste Saison in größerem Stil zu verstärken. Damit würde der Verein auch das Signal aussenden, es mit dem bisher nur hinter vorgehaltener Hand formulierten Ziel Bundesligaaufstieg auch wirklich ernst zu meinen.

Keine Empfehlung für Verlängerung

Wer den aktuellen Kader anhand der Eindrücke aus den jüngsten Spielen kritisch betrachtet, muss erkennen, dass für einen Aufstieg die Qualität nicht ausreicht. Auch eine Reihe von Spielern, deren Verträge im Sommer auslaufen, konnten sich durch ihre Auftritte nach der Winterpause nicht mehr für eine Verlängerung empfehlen. Vielmehr zeigt die nachfolgende Analyse, dass es sich nur bei wenigen lohnt, um ihre Unterschrift zu kämpfen.

Im Tor schien schon vor einem Monat die Vertragsverlängerung von Robin Himmelmann (30) nur noch Formsache zu sein. Der Club möchte ihn behalten, der Keeper selbst will grundsätzlich bleiben. Dennoch dauert der Poker an. Zweifellos ist Himmelmann einer der besseren Keeper der Zweiten Liga. Doch sein Vertreter Svend Brodersen (21), der einen Vertrag bis 2021 hat, konnte sich kürzlich beim Spiel in Köln trotz des 1:4 profilieren. Beim dritten Torwart Korbinian Müller, dessen Vertrag ausläuft, dürfte eine Verlängerung ebenso unproblematisch sein wie die Suche nach Ersatz.

Hoogma zurück zu Hoffenheim

Bei den Innenverteidigern hat St. Pauli den mit Kreuzbandriss ausfallenden Philipp Ziereis ein neues Angebot unterbreitet. Wenn er noch bei keinem anderen Club im Wort steht, spricht wenig gegen eine Einigung. Der Vertrag seines Partners Christopher Avevor läuft auch im Juni aus. War er in der Hinserie ein Leistungsträger, so hat er nun ohne Ziereis an seiner Seite an Qualität eingebüßt. Bei Leihgabe Justin Hoogma ist klar, dass ihn die TSG Hoffenheim im Sommer zurückhaben will. Brian Koglin spielt kaum eine Rolle und wird sich verändern müssen. Fazit: Für höhere Ziele braucht St. Pauli in der Innenverteidigung klare Verstärkung.

Bei den Außenverteidigern bemüht sich St. Pauli, Werder Bremens Leihgabe Luca Zander (23) fest zu verpflichten. Bei ihm besteht noch Hoffnung auf Steigerung. Dagegen erlebt Daniel Buballa (28) einen Rückfall in Fehler und mangelnde Balltechnik. Auf seiner linken Seite besteht Verstärkungsbedarf.

Spielstarker Dudziak

Im Mittelfeld sollte Sportchef Stöver alles für eine Verlängerung mit dem spielstarken Jeremy Dudziak tun. Dagegen scheint der angeblich von Bundesligaclubs umworbene Richard Neudecker auch wegen seiner körperlichen Anfälligkeit ersetzbar. Der schnelle Außenstürmer Ryo Miyaichi sollte leicht zu halten sein, da er nach drei Kreuzbandrissen ohnehin nicht viele Angebote haben dürfte.

Bei den Stürmern stößt Jan-Marc Schneider trotz seines Kampfgeistes an sportliche Grenzen. Sami Allaguis Vertrag verlängert sich unterdessen bei einem inzwischen unwahrscheinlichen Aufstieg automatisch. Klappt dies nicht, dürfte ein Verbleib nur zu schlechteren finanziellen Konditionen möglich sein. Schließlich ist bei Alexander Meier (36) nach erst drei längeren Einsätzen für die neue Saison noch alles offen. „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“, sagt der Fan-Liebling, der sich mit drei Toren aber schon profilieren konnte.