Hamburg. Der FC St. Pauli kann heute nach dem Spiel gegen Union Berlin Zweiter oder Sechster sein. Meier steht vor seinem Startelf-Debüt.
Die ach so beliebte Frage, ob das gerade anstehende Spiel für sein Team ganz besonders richtungsweisend sei, mag St. Paulis Trainer Markus Kauczinski inzwischen nicht mehr beantworten. Zu oft schon haben bestimmte Partien und deren Ausgang exakt den gegenteiligen Trend suggeriert als den, der dann tatsächlich in den Wochen darauf eingetreten ist. Bestes Beispiel war kurz nach Saisonbeginn St. Paulis Serie von Niederlagen bei Union Berlin, gegen den 1. FC Köln und bei Erzgebirge Aue. Kaum jemand hätte danach für möglich gehalten, dass St. Pauli bis zum Beginn der Winterpause auf 34 Punkte kommt und Tabellendritter ist.
Jetzt steht St. Pauli wieder vor Begegnungen mit den drei genannten Clubs, an diesem Montag (20.30 Uhr, Sky und Liveticker auf abendblatt.de) kommt Union Berlin ins Millerntor-Stadion. Der große Unterschied zur Hinserie ist dabei, dass die Hamburger jetzt schon mit einem Misserfolg im Gepäck, dem 1:2 in Darmstadt am vergangenen Dienstag, in diese Partien gehen. Dazu kommt eine hochinteressante Tabellenkonstellation. Verlieren die St. Paulianer gegen Union Berlin, sind sie nur noch Sechster. Auf der anderen Seite aber haben sie an diesem Montag die unverhoffte Chance, mit einem Sieg sogar auf Rang zwei und damit wieder auf einen direkten Aufstiegsplatz vorzurücken, was auch daran liegt, dass am Sonntag das Spiel des 1. FC Köln in Aue ausfiel.
Steigerung nötig
Setzt diese Aussicht beim Team von Markus Kauczinski neue Kräfte frei? Dem Trainer ist jedenfalls klar, dass eine deutliche Steigerung nötig ist. „Mit der Form wie in Darmstadt werden wir gegen Union Berlin keine Chance haben“, sagte er am Sonntag treffend. „Union ist zuletzt beim 2:0 gegen Köln wie eine Spitzenmannschaft aufgetreten. Wir werden zulegen und unseren besten Tag erwischen müssen, wenn wir das Spiel gewinnen wollen.“
Offen ließ Kauczinski am Sonntag noch, ob Justin Hoogma fünf Tage nach seiner Verpflichtung bereits in der Startelf stehen wird. Der 20 Jahre alte, von der TSG Hoffenheim ausgeliehene Innenverteidiger würde in diesem Falle an der Seite von Christopher Avevor spielen und den ebenfalls erst 20 Jahre alten Florian Carstens verdrängen. Allerdings ist gerade auf dieser Position eine gut funktionierende Abstimmung mit den Nebenleuten und dem Torwart vonnöten. „Justin ist ein guter Fußballer, er redet viel und fordert jeden Ball. Er kann auch im Mittelfeld eine Alternative sein“, sagte Kauczinski. „Es kann aber auch sinnvoll sein, ihm noch die Zeit zu geben, dass er alle Namen kennenlernt.“
Dudziaks Einsatz noch fraglich
Angesichts des Ausfalls von Stürmer Dimitrios Diamantakos (Muskelfaserriss) dürfte St. Paulis anderer prominenter Winterzugang, Alexander Meier, sein Startelf-Debüt feiern, nachdem er in Darmstadt nur zu einem Kurzeinsatz gekommen war. Fraglich ist weiter der Einsatz des zentralen Mittelfeldspielers Jeremy Dudziak, der sich in Darmstadt eine Prellung am Sprunggelenk zugezogen hatte. „Die Bänder sind stabil, aber er hat Schmerzen bei jedem Schuss und Pass“, berichtete Kauczinski. Die Entscheidung, ob er in den 18er-Kader oder sogar in die Startelf berufen wird, oder aber ausfällt, wird erst Stunden vor dem Spiel fallen. Wenn er nicht spielfähig ist, dürfte Christopher Buchtmann eine Reihe zurückrücken und vorn voraussichtlich Platz für Sami Allagui machen, der dann als zweiter Stürmer neben Meier agieren würde.
Auch das noch punktgleiche Team von Union Berlin muss personell umplanen. Stürmerstar Sebastian Polter fällt mit einer Fußverletzung aus, die er sich im Spiel gegen Köln zugezogen hatte. Dazu sind die beiden Stamm-Außenverteidiger Christopher Trimmel und Ken Reichel gesperrt. Sie werden durch Julian Reyerson und Christopher Lenz ersetzt, die in dieser Saison kaum Spielpraxis bekommen haben.
An den Ersatzmann für Topstürmer Polter, den Schweden Sebastian Andersson, hat St. Pauli dagegen schlechte Erinnerungen. Beim 1:4 im Hinspiel erzielte er zwei Tore. „Es spricht für den Kader und die Ambitionen von Union, dass sie einen Andersson für Polter bringen können“, sagte Kauczinski.
St. Paulis U-19-Mannschaft gewann das Lokalderby der A-Junioren-Bundesliga gegen den HSV mit 2:1 und festigte die Tabellenführung. Nach dem 1:0 für den HSV durch Ole Wohlers (18. Minute) trafen Jungprofi Finn Ole Becker (42.) und Serkan Dursun (90.+2) für St. Pauli. Der Siegtorschütze ist der jüngere Bruder von Serdar Dursun, der am vergangenen Dienstag in der Zweiten Liga für Darmstadt 98 das 2:1-Siegtor gegen St. Pauli erzielt hatte.