Hamburg. Der 20 Jahre alte Sohn des früheren HSV-Kapitäns ist hoch talentiert und hat keine Sorge vor Pfiffen der Fans am Millerntor.
Schon in seinem ersten Training beim FC St. Pauli zeigte Justin Hoogma am Mittwochnachmittag, dass er sich von äußerlichen Widrigkeiten nicht schrecken lässt. In kurzer Hose trotzte der 20 Jahre alte Innenverteidiger den gefühlten Minusgraden und dem beißenden Ostwind. Dabei ließ er beim Kleinfeldspiel auch gleich schon mal seine fußballerischen Fähigkeiten aufblitzen. Der Niederländer, den St. Pauli vom Bundesliga-Achten TSG 1899 Hoffenheim bis zum Saisonende ausgeliehen hat, interpretiert diese Position eher mit einer gewissen Eleganz als mit grober Robustheit.
„Trotz seines geringen Alters agiert Justin schon sehr routiniert und hat einen konstruktiven Spielaufbau mit seinem guten linken Fuß. Er strahlt Ruhe am Ball aus, ist technisch versiert und hat ein gutes Passspiel. Dazu kommt die Körperlichkeit, die man auf der Position auch braucht“, sagte St. Paulis Sportchef Uwe Stöver über Hoogma, der den am Kreuzband operierten und noch mindestens ein halbes Jahr ausfallenden Abwehrchef Philipp Ziereis ersetzen soll. „Das ist ein Paket, das genau unseren Vorstellungen entspricht“, sagte Stöver weiter, der als weitere Qualität auch noch Hoogmas Torgefährlichkeit anführte.
Da fehlt als positive Eigenschaft eines Fußballprofis ja nur noch das eigene Selbstvertrauen. Aber auch das ist offenkundig vorhanden, wie Justin Hoogma bei einer Gesprächsrunde vor dem ersten Training recht deutlich durchblicken lässt. „Ich bin hergekommen, um Stammspieler zu werden“, antwortete er erfrischend forsch und gradlinig auf die Frage nach seinen Zielen für die verbleibenden 15 Punktspiele dieser Saison.
Gegen Union Berlin erstmals im Kader
Da Hoffenheim sowohl aus der Champions League als auch aus dem DFB-Pokal ausgeschieden ist, gab es für den hoch talentierten Hoogma, der bisher sechs Länderspiele in der niederländischen U-21-Nationalmannschaft zu Buche stehen hat, in dieser Saison nur noch eine geringe Aussicht auf Einsätze bei der TSG. Diese ist bei St. Pauli nun umso größer.
Da bleibt nur die offene Frage, wie St. Paulis Fans darauf reagieren, dass nun der Sohn eines langjährigen HSV-Stars, der sogar die Kapitänsbinde beim Stadtrivalen trug, in ihren Farben aufläuft. Die erste Antwort darauf wird es am kommenden Montag geben, wenn Hoogma im Zweitliga-Heimspiel gegen Union Berlin erstmals im Kader, vielleicht schon in der Startelf St. Paulis stehen wird. Er selbst hat in dieser Hinsicht keine Bedenken. „Ich habe gehört, dass die St.-Pauli-Fans den eigenen Spielern gegenüber immer positiv gestimmt sind, wenn sie Vollgas geben. Daher glaube ich nicht, dass es eine Rolle spielt, dass mein Vater eine HSV-Legende ist“, sagte er.
Auch der inzwischen 50 Jahre alte Nico-Jan Hoogma habe nichts daran auszusetzen, dass er jetzt für St. Pauli spielt, berichtete Justin Hoogma. „Für ihn ist nur meine Karriere wichtig. Er denkt auch, dass es ein guter Schritt für mich ist, jetzt zu St. Pauli zu gehen. Seine HSV-Vergangenheit stellt er dafür zur Seite“, sagte er.
Hoher Stellenwert in Hoffenheim
Justin Hoogma war drei Monate alt, als sein Vater im September 1998 beim HSV anheuerte und mit der Familie nach Kaltenkirchen zog. „Als ich sechs Jahre alt war, gingen wir wieder in die Niederlande. Damals habe ich besser Deutsch gesprochen als jetzt“, sagte er, wobei es auch heute kaum etwas auszusetzen gibt. Der Kontakt zu den damaligen Nachbarn, die Freunde geworden sind, ist nie abgerissen. Schon am Dienstag habe er sie besucht. „Es ist gut, dass ich hier nicht in eine unbekannte Welt komme“, sagt Justin Hoogma.
Ein längeres Engagement bei St. Pauli als bis zum Sommer ist allerdings utopisch. „Justin hat in Hoffenheim einen sehr hohen Stellenwert. Es gab für uns nur die Möglichkeit einer Leihe ohne Kaufoption, weil man in Hoffenheim mit ihm noch einiges vorhat“, stellte Sportchef Stöver klar.